Pontius Pilatus: Der Mann, der Jesus zum Tode verurteilte

Pontius Pilatus: Der Mann, der Jesus zum Tode verurteilte

Die Geschichte von Pontius Pilatus, dem römischen Statthalter, der Jesus zum Tode verurteilte, fasziniert bis heute. Doch wer war dieser Mann wirklich? Die historischen Quellen zeichnen das Bild eines mächtigen, aber ängstlichen und devoten Machtmenschen, der wenig Sensibilität für die jüdische Kultur hatte. In den Augen von Pilatus mag die ganze Sache vielleicht nicht so dramatisch gewesen sein. Doch wer war Jesus schon? Ein wandelnder Rabbiner, der Geschichten von einem barmherzigen Gott erzählte.

Pilatus und die jüdische Religion

Die Römer hatten keine Probleme mit fremden Religionen und ließen ihnen in der Regel alle Freiheiten. Allerdings waren sie vorsichtig, wenn es um den fanatischen Glauben der Juden und ihre politischen Messias-Träume ging. Jesus von Nazareth war einer von vielen Wanderpredigern, die gekreuzigt wurden. Pilatus war einer von vielen römischen Beamten. Doch wir wissen erstaunlich viel über ihn, nicht nur aus den Evangelien, sondern auch wegen des Interesses antiker Historiker an den Konflikten zwischen Römern und Juden.

Pilatus als harter Verwalter

Pilatus wird in zwei jüdischen Chroniken erwähnt, die ein überwiegend negatives Bild von ihm zeichnen. Er war ein typischer Besatzer, der nur eines im Sinn hatte: die Herrschaft Roms um jeden Preis durchzusetzen. Doch trotzdem zeigt sich in den Quellen, dass Pilatus hin und wieder Gesten der Deeskalation zeigte und auf Provokationen reagierte. Sicherlich war Moral nicht seine treibende Kraft, aber er wollte sich auch nicht mit der jüdischen Priesterschaft anlegen, die ihm dabei half, das Volk ruhig zu halten. Vor allem fürchtete er Unannehmlichkeiten in Rom. Dass er über ein Jahrzehnt die Provinz Judäa verwaltete, spricht dafür, dass er geschickt agierte und keine allzu großen Probleme mit dem Kaiser hatte.

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Der Prozess gegen Jesus

Die Evangelien enthalten Widersprüche und spätere Uminterpretationen des Prozesses gegen Jesus. Es fehlten die grundlegenden Elemente für einen ordentlichen Prozess nach römischem Recht. Dennoch war die Todesstrafe formaljuristisch korrekt, sowohl nach römischem Recht (Volksverhetzung, Erregung eines Tumults) als auch nach jüdischem Sakralrecht (Gotteslästerung). Historiker und Rechtsexperten bezweifeln jedoch die Darstellung der Evangelisten, dass Pilatus gerecht und mitfühlend war. Seine wiederholten Versuche, Jesus vor der Hinrichtung zu retten und stattdessen zur Geißelung zu verurteilen, werden als von den biblischen Autoren schlecht inszeniertes Todesdrama betrachtet.

Pilatus als stolzer Römer mit Heidenangst

Warum beteuerte Pilatus immer wieder die Unschuld Jesu, nur um ihn dann doch zum Tod zu verurteilen? Natürlich hatte er Angst vor Unruhen. Die Wortführer der Menge setzten ihn unter Druck, Jesus sei ein Aufrührer und somit ein Feind des römischen Kaisers. Doch zumindest nach dem Johannes-Evangelium erklärte Jesus eindeutig, dass sein Königreich nicht von dieser Welt sei und er keine politische Bedrohung darstellte. Pilatus muss das verstanden haben, sonst hätte er nicht mehrfach seine Unschuld beteuert. Direkt nach dem Urteilsspruch wusch er sich demonstrativ die Hände, um seine Ablehnung für das Schandurteil zu zeigen.

Die Bedeutung von Pilatus für die Weltgeschichte

Jesus von Nazareth starb vermutlich im Jahr 30 unserer Zeitrechnung am Kreuz. Pilatus blieb danach noch sechs Jahre Präfekt von Judäa und verschwand dann, als ein neuer Kaiser in Rom installiert wurde, spurlos aus der Geschichte. Was wäre passiert, wenn Pilatus den gewaltlosen Rebellen Jesus freigesprochen hätte? Wie hätte sich die Welt- und die Kirchengeschichte entwickelt, wenn Jesus nicht hingerichtet worden wäre? Niemand weiß es. Die Weltgeschichte wäre jedoch sicherlich anders verlaufen, wenn sich der römische Beamte Pontius Pilatus damals mutiger verhalten hätte.

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