Die siebte Generation des Porsche 911 ist nach wie vor einer der beliebtesten Sportwagen. Zwischen 2011 und 2019 verkaufte das Unternehmen aus Stuttgart 233.540 Modelle. Sowohl innerhalb von Porsche als auch bei den Kunden stieß der 991 auf große Begeisterung. Doch welche Generation solltest du bevorzugen? Und was sind die Unterschiede zwischen dem Porsche 991.1 vor dem Facelift und dem späteren 991.2?
Porsche 991.1 und 991.2 Carrera (S) – Was sind die Unterschiede?
Nach vier Jahren Produktionszeit präsentierte Porsche eine aktualisierte Version des 991 für das Modelljahr 2016. Die visuellen Unterschiede zwischen dem Porsche 991.1 und 991.2 sind subtil. Am auffälligsten sind die Tagfahrleuchten vorne. Beim 991.1 sind sie deutlich größer als beim 991.2, während der Lichtstreifen beim facelifteten 911 aus dem Modelljahr 2016 deutlich schlanker geworden ist. Das Stuttgarter Unternehmen hat auch die Luftführung im vorderen Stoßfänger verändert. An den Seiteneinlässen zieren drei statt zwei Querstreben das Bild. Und sie sind clever, denn sie können sogar als aerodynamisches Element aktiv verstellt werden. Der Spoilerlippen vorn ist ebenfalls etwas breiter geworden.
In der seitlichen Ansicht fallen besonders die modifizierte Heckschürze und die Türgriffe auf. © European Collectibles
Der Porsche 991.2 wirkt seitlich insgesamt runder. Dies liegt an den überarbeiteten Türgriffen im Vergleich zum 991.1. Porsche hat den versenkten Griff in die Tür integriert, sodass keine Lücke zwischen Griff und Tür mehr besteht. An der Seite der Heckschürze ist nun eine Luftöffnung angebracht. Ein weiterer Unterschied zwischen dem Porsche 991.1 und 991.2: Der Reflektorstreifen der Heckschürze erstreckt sich auf dem 991.2 weiter um die Hüften. Er ist nun auch von der Seite aus sichtbar. Der aktive Heckspoiler wurde beim Porsche 991.2 größer und bietet 45 Prozent mehr aerodynamische Fläche.
Im Zweifelsfall sind Porsche 991.1 und 991.2 von hinten leicht zu unterscheiden
Diese Unterschiede zwischen dem Porsche 991 Facelift und seinem Vorgänger sind oft erst auf den zweiten Blick erkennbar. Das klarste Unterscheidungsmerkmal befindet sich hinten. Die Motorabdeckung und die Heckschürze selbst wurden deutlich überarbeitet. Vor dem Facelift hatte der Porsche 911 drei Querschlitze auf der Motorhaube. Beim 991.2 setzte Porsche auf viele “Rippen”, die in Fahrtrichtung verlaufen. Auch der aktive Heckspoiler wurde beim Porsche 991.2 überarbeitet. Er wurde größer und bot 45 Prozent mehr aerodynamische Fläche. Außerdem wurden die Rückleuchten neu gestaltet.
Die Unterschiede zwischen dem Porsche 991.1 und 991.2 sind subtil. Das Facelift für das Modelljahr 2016 – auf der rechten Seite der Bilder zu sehen – könnte immer noch als aktuelles Modell im Jahr 2023 durchgehen. © European Collectibles
Am unteren Ende der Heckschürze sind alle 991.2 Carrera-Modelle durch den angedeuteten Diffusor vereint. Das optionale Sportauspuffsystem ist jedoch ein besonderes Highlight. Anstelle der bisher seitlich montierten Auspuffrohre bei allen Ausführungen hat der 991.2 jetzt zwei zentral positionierte Auspuffrohre im Sportauspuffsystem. Dieses Design zeigt die Verbundenheit zwischen Straßenfahrzeugen und Motorsport, die bei Porsche immer betont wird.
Die größte Veränderung betrifft den Motor – Saugmotor im 991.1, Turbomotor im 991.2
Mitte der 2010er Jahre ging ein Aufschrei durch die Porsche-Welt. Ab dem Modelljahr 2016 hatten der Porsche 911 Carrera und Carrera S anstelle der zuvor verwendeten 3,4- und 3,8-Liter-Saugmotoren der MA1/MAB-Generation einen 3,0-Liter-Biturbo-Motor (Typ 9A2). Für viele Porsche-Fans war dies so etwas wie ein Sakrileg. Schließlich war die Zwangsbeatmung im Flaggschiffmodell von Porsche immer dem 911 Turbo vorbehalten gewesen.
Doch es blieb ein Sturm im Wasserglas. Die neuen Motoren überzeugten mit deutlich verbesserten Leistungswerten – insbesondere im mittleren Drehzahlbereich – und geringerem Kraftstoffverbrauch. Ab sofort hatte der 911 Carrera 370 statt 350 PS und 450 statt 390 Nm. Der 911 Carrera (4) S hatte nun 420 statt 400 PS und 500 statt 440 Nm.
Mit dem Bi-Turbo-Motor 9A2 hat Porsche wirklich ins Schwarze getroffen. Kaum Turboloch, extrem reaktionsschnell und fast genauso drehfreudig wie der Saugmotor. Dies nahm die Melancholie über das Ende des Saugmotors im 911 Carrera. © Porsche
Und noch mehr als die reinen Spitzenwerte überzeugt der Turbomotor mit seinem großen Drehmomentplateau. Das maximale Drehmoment steht von 1.700 bis 5.000 U/min zur Verfügung. Der Saugmotor im 991.1 erreicht seine 390 oder 440 Nm Drehmoment erst bei 5.600 U/min. Bis etwa 4.500 U/min liegt der Turbomotor konstant 100 bis 150 Nm voraus. Deshalb wirkt er in jeder Fahrsituation spürbar kraftvoller.
Obwohl das Herz traurig ist, beeindruckt die Fahrdynamik auf ganzer Linie
Diese Leistungskur erfolgte jedoch auf Kosten der Emotionen. Obwohl der aufgeladene 3,0-Liter-Sechszylinder-Boxermotor im Porsche 991.2 für einen Turbomotor wirklich gut klingt, kommt er nicht an die Akustik der Motoren im 991.1 heran. Aber die Leistungswerte des neuen Turbomotors sind so überzeugend, dass Porsche der Paradigmenwechsel im 991.2 Carrera (S) mittlerweile verziehen wurde. Zumal Porsche viel Aufwand betrieben hat, um die Motoren (noch) zuverlässiger zu machen. Unter anderem sollen neue Zylinderbeschichtungsverfahren eine längere Lebensdauer des Motors versprechen.
Natürlich hat das nicht nur mit dem Motor zu tun. Der Porsche 991.2 wird serienmäßig mit dem Porsche Active Suspension Management (PASM) geliefert, das zuvor gegen Aufpreis erhältlich war. Es gab auch ein neu angepasstes Porsche-Doppelkupplungsgetriebe (PDK). Serienmäßig im Carrera S spendierte Porsche seinem damals neuen Torque Vectoring (PTV) und Dynamic Chassis Control (PDCC). Garniert mit der optionalen Porsche Ceramic Composite Brakes (PCCB) vom 911 Turbo, der Hinterachslenkung und im Sport Chrono-Paket sogar dynamischen Motorlagerungen wird der 991.2 Carrera S zu einer echten Waffe für den gelegentlichen Besuch der Rennstrecke.
Im Innenraum liegt der Unterschied zwischen Porsche 991.1 und 991.2 im Detail
Auch im Innenraum gibt es kleine, aber feine Details, die den Porsche 991.2 vom 991.1 unterscheiden. Ein Beispiel ist das Navigation/Infotainment-System Porsche Communication Management. Das Porsche 991.1 hat noch Version 3.1 des PCM. Es ist bereits in der Lage, Musik per Bluetooth zu streamen, aber nur wenn die Mobiltelefonverbindungsfunktion ab Werk enthalten war. Modernere Funktionen wie Apple CarPlay, Multitouch-Bedienung und Näherungssensor sind dem Porsche 991.2 vorbehalten. Der faceliftete 991 ist mit Version 4.0 des PCM ausgestattet, das sogar serienmäßig erhältlich ist!
Es wurden drei verschiedene Lenkräder im Porsche 991 verwendet. © European Collectibles
Auch bei den Lenkrädern gibt es große Unterschiede. In den ersten 991.1-Modellen wurde das alte Gen-997/987-Dreispeichenlenkrad ohne Aluminiumklammern verwendet. Im Gegensatz dazu wirkt das spätere Lenkrad mit Klammern viel frischer. Der Porsche 991.2 hat sogar die Version, die auch im 992 verwendet wird. Und je nach Ausstattung gibt es auch einen Fahrmodus-Schalter, der dem des 918 Spyder ähnelt.
Porsche 991.1 oder 991.2 Carrera 4(S) – Welcher ist der richtige für mich?
Das Bessere ist der Feind des Guten. Das ist auch hier der Fall. Objektiv betrachtet ist der Porsche 991.2 in jeder Hinsicht das bessere Auto. Aber wenn man die beiden Autos direkt vergleicht, ist die aktualisierte siebte Generation des 911 überzeugende Wahl. Mehr Leistung, ein selbstbewussteres Fahrerlebnis, sogar noch besseres Handling, besseres Infotainment und ein Innenraum, der immer noch als neu verkauft werden könnte.
Natürlich wird dies vom omnipräsenten Antrieb des 991.1 kontrastiert. Seine atmosphärischen Sechszylinder-Motoren sind bildschön für einen Sportwagen. Sie sind drehfreudig, charakterstark und kraftvoll im Klang. Für die Sonntagsfahrt sind sie wahrscheinlich sogar die “bessere” Wahl, weil sie einfach emotionaler sind. Den freisaugenden Sechszylinder-Boxermotor fast bis 8.000 U/min hochzudrehen, ist einfach ein Erlebnis.
Der 9A2-Biturbo-Motor mit 3,0 Liter im Porsche 991.2 ist so gut gemacht, dass der etwas gedämpfte Klang vergeben werden kann.
Jedoch ist der 3,0-Liter-Biturbo-Motor im Porsche 991.2 so gut gemacht, dass der etwas gedämpfte Klang vergeben werden kann. Zumal – mit vergleichsweise geringem Aufwand – aus dem Aggregat noch deutlich mehr Leistung herauszuholen ist. All dies macht den Porsche 991.2 Carrera (S) interessant für diejenigen, die die neueste Technologie haben möchten, aber mit der achten Generation des 911 (992) noch nicht vertraut sind. Denn sein Styling ist ein klarer Schritt in die moderne Zeit, weg vom oft propagierten “klassischen” 911-Design.
Die Wahl zwischen Porsche 991.1 und 991.2 Carrera (S) fällt schwer
Wenn wir einfach nur die rein objektiven Argumente durchgehen, wäre die Empfehlung klar. Immerhin überzeugt der Porsche 991.2 besonders im Alltag und wäre dem 991.1 vorzuziehen. Porsche hat nicht nur ein Facelift mit dem 991.2 vorgenommen. Stattdessen unterscheiden sich die beiden Modelle signifikant in ihren Eigenschaften.
Es ist jedoch immer noch nicht so einfach, hier einen Favoriten zu wählen. Nur weil der 991.2 vieles besser macht, ist der 991.1 kein schlechtes Auto. Im Gegenteil. Er stammt aus einer Generation, die bereits sehr nahe am Fahrerlebnis aktueller Autos liegt. Er fährt ebenfalls hervorragend um die Kurven, hat ein großartiges PDK und bietet Fahrdynamik auf einem Niveau, das auf öffentlichen Straßen kaum legal genossen werden kann. Aber alles ist ein paar Prozentpunkte weniger fantastisch als beim 991.2.
Der Porsche 991.1 Carrera (S) ist die Wahl für das Herz (und die Ohren)
Wenn dein Herz ausschließlich für Saugmotoren schlägt, kannst du mit einem Porsche 991.1 Carrera (S) nichts falsch machen. Außerdem bekommst du viel Porsche für dein Geld, besonders bei den 3,4-Liter-Modellen. Im Vergleich zum facelifteten Modell spart der Käufer hier einige Zehntausend Euro. Es sollte jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass der Leistungsunterschied zwischen der ersten und zweiten Generation des 991 bei den regulären Carreras besonders spürbar ist.
Wenn hingegen der Wunsch nach modernster Technologie und noch beeindruckenderer Leistung überwiegt, muss die Wahl auf den 991.2 fallen. Die letzte Ausbaustufe von Porsches siebter 911-Generation ist auch heute noch unglaublich gut. Es gibt sogar immer mehr Menschen, die ihren neu gekauften 992 wieder gegen einen 991.2 eintauschen.
Die derzeitige Versorgungslage mit neuen Porsche 911 lässt auch nicht darauf schließen, dass die Preise für die 991-Generation drastisch fallen werden. Darüber hinaus sind der 991.1 und 991.2 in Bezug auf die Qualität äußerst gute Fahrzeuge. Daher sind beide 991-Versionen tendenziell eine gute Investition. Und ehrlich gesagt, sehen sie nicht beide wunderschön aus?
Die Entscheidung für unseren 911 Brownie fiel zugunsten des Saugmotors. © Drehwerk