Vorlesungen mit Powerpoint-Folien sind heutzutage allgegenwärtig. Doch beeinflussen diese visuellen Hilfsmittel tatsächlich das Lernerlebnis positiv? Eine Metaanalyse von etwa 40 weltweit durchgeführten Studien zeigt, dass der Einsatz von Powerpoint nur einen geringen Einfluss auf den Lernerfolg hat. Tatsächlich lernen die Zuhörer sogar etwas weniger, wenn die Folien Tabellen, Grafiken, Töne, Videos oder animierte Folienübergänge enthalten.
Powerpoint: Eine Ablenkung für das Gehirn?
Die Forschung zeigt, dass die Zuhörer dazu neigen, das Mündliche als sekundär anzusehen und die Folien als Hauptbotschaft zu betrachten. Dies führt dazu, dass die Informationen, die nur mündlich vermittelt wurden, oft fehlen. Eine mögliche Lösung wäre, alle Informationen auf die Folien zu schreiben. Doch dies führt zu langweiligen Präsentationen, bei denen der Vortragende nur noch abliest. Darüber hinaus muss der Vortragende in langen Lehrveranstaltungen auf Fragen reagieren und sich darauf verlassen können, dass auch mündliche Informationen ankommen.
Ein Kompromiss: Die richtige Verwendung von Folien
Eine interessante Alternative besteht darin, die Folien nur minimal einzusetzen. In einer Studie wurden schwarze Folien eingebaut, um den Fokus auf den Vortragenden zu lenken. Dies führte zu einer spürbaren Wirkung, da die Zuhörer plötzlich wieder die eigentliche Präsentation wahrnahmen. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Präsentation nicht nur aus der Datei auf einem Rechner besteht, sondern auch aus der Situation, in der jemand vor Publikum steht und spricht.
Powerpoint richtig nutzen
Es ist sinnvoll, Grafiken einzubinden, die bestimmte Zusammenhänge visuell darstellen können. Ein Diagramm kann beispielsweise komplexere Informationen auf einen Blick erfassbar machen. Es kann auch hilfreich sein, Folien vor dem Vortrag an die Zuhörer zu verteilen. Allerdings hängt der Nutzen davon ab, wie die Studierenden diese Folien verwenden und welche Lernstrategien sie mitbringen. Eine bewusste Schulung in der richtigen Zuhör- und Mitschreibtechnik könnte ebenfalls nützlich sein.
Neue Präsentationsformen: Eine Frage der Gestaltung
Neue Präsentationsformen wie Prezi haben das Potenzial, Visualisierungen im Stil einer Mind-Map zu entwickeln. Allerdings ist es unrealistisch zu glauben, dass das Medium allein einen Unterschied macht. Es ist entscheidend, die Möglichkeiten der Medien richtig zu nutzen und über den aktuellen Standard hinauszudenken. In Zukunft sollte die Forschung darauf abzielen, zu untersuchen, welche Gestaltungsmöglichkeiten von Folien und der gesamten Präsentationssituation lernförderlich sind.
Powerpoint kann ein nützliches Werkzeug sein, sollte jedoch bewusst eingesetzt werden. Eine ausgewogene Balance zwischen mündlicher Präsentation und visuellen Hilfsmitteln sowie eine effektive Gestaltung der Folien können zu einer optimalen Lernerfahrung beitragen.
Quelle: Einsichten – Das Forschungsmagazin der LMU (http://www.uni-muenchen.de/aktuelles/publikationen/einsichten/einsichten_newsletter_01_14.pdf)