Prädiabetes: Wie gefährlich sind erhöhte Blutzuckerwerte?

Prädiabetes: Wie gefährlich sind erhöhte Blutzuckerwerte?

Du hast vielleicht schon von Diabetes Typ 2 gehört, aber wusstest du, dass weitere 20 Prozent der Erwachsenen in Deutschland an der Vorstufe dieser Krankheit leiden? Diese Vorstufe wird als Prädiabetes bezeichnet. Erhöhte Blutzuckerwerte sind ein Massenphänomen, aber die meisten Menschen haben keine Ahnung von ihrem Risiko, da es keine spürbaren Anzeichen gibt. Prädiabetes bleibt im Alltag unbemerkt und wird oft erst bei einer routinemäßigen Blutuntersuchung entdeckt. Aber was bedeutet es, wenn der Arzt nach der Laboruntersuchung sagt: “Ihr Zucker ist grenzwertig”?

Diagnose des Prädiabetes: Grenzwerte für Blutzucker

Es gibt einen Graubereich zwischen normalen Blutzuckerwerten und dem Wert, ab dem Diabetes diagnostiziert wird. Es gibt drei verschiedene Blutwerte, die den Zuckerstoffwechsel widerspiegeln. Wenn nur einer dieser Werte erhöht ist, liegt bereits Prädiabetes vor:

  • Nüchternblutzucker (nach den Definitionen der American Diabetes Association – ADA)

    • Normal: unter 100 mg/dl (unter 5,6 mmol/l)
    • Prädiabetes: 100-125 mg/dl (5,6-6,9 mmol/l)
    • Diabetes: ab 126 mg/dl (ab 7 mmol/l)
  • Glukosetoleranzwert nach dem Trinken einer standardisierten Zuckerlösung

    • Normal: unter 140 mg/dl (unter 7,8 mmol/l)
    • Prädiabetes: 140-199 mg/dl (7,8-11,0 mmol/l)
    • Diabetes: ab 200 mg/dl (ab 11,1 mmol/l)
  • Langzeitblutzucker (HbA1c)

    • Prädiabetes: 5,7-6,4 % (39-47 mmol/mol)
    • Diabetes: ab 6,5 % (48 mmol/mol)

Welches Risiko droht bei Prädiabetes?

Prädiabetes führt nicht zwangsläufig zu Diabetes mit all seinen schädlichen Auswirkungen auf Blutgefäße, Leber, Herz und Augen. Dennoch haben aktuelle Forschungsergebnisse gezeigt, dass die gesundheitlichen Folgen der Diabetes-Vorstufe bisher deutlich unterschätzt wurden. In einigen Fällen können bereits in diesem Stadium schwerwiegende Komplikationen im Bereich des Herz-Kreislauf-Systems und der Nieren auftreten, die die Lebenserwartung erheblich beeinträchtigen können. Eine Langzeitstudie hat gezeigt, dass die Prognose vom Prädiabetes-Subtyp abhängt.

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Drei Hochrisiko-Typen bei Prädiabetes

Forscher haben sechs Unterformen des Prädiabetes definiert, basierend auf begleitenden Faktoren wie familiärer Vorbelastung, Gewicht, Bauchfett-Anteil, Leberfett, Blutfettwerten, Insulinproduktion und -wirkung. Das Risiko variiert je nach Unterform. Drei Subtypen sind besonders gefährdet:

  • Prädiabetes-Typ 3:

    • Kennzeichen: hohe familiäre Vorbelastung, bauchbetontes Übergewicht, niedrige Insulinausschüttung (feststellbar durch C-Peptid-Test beim Hausarzt)
    • Risiko: Menschen mit diesem Prädiabetes-Subtyp entwickeln oft innerhalb kurzer Zeit Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch das Risiko für Nierenschäden ist leicht erhöht.
  • Prädiabetes-Typ 5:

    • Kennzeichen: Adipositas, Fettleber (tastbar oder feststellbar durch Ultraschall), Insulinresistenz
    • Risiko: Menschen vom Typ 5 tragen ein hohes Risiko für Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und zusätzlich für Nierenschäden. Dadurch ist ihre Lebenserwartung deutlich geringer.
  • Prädiabetes-Typ 6:

    • Kennzeichen: bauchbetontes Übergewicht und Fetteinlagerungen in den Nieren (feststellbar durch Ultraschall oder MRT)
    • Risiko: Bei Menschen vom Subtyp 6 werden die Nieren bereits im Stadium des Prädiabetes stark geschädigt. Das erhöht ihr Sterberisiko erheblich, auch wenn ihr Risiko für Diabetes relativ moderat ist.

Alle drei Hochrisiko-Typen haben Übergewicht mit Fettansammlungen im Bauchraum und/oder an den Organen gemeinsam. Die weniger gefährdeten Prädiabetes-Subtypen (1, 2 und 4) sind schlank oder haben zwar Übergewicht, aber eine andere Fettverteilung.

Prädiabetes ist durch richtige Behandlung reversibel

Die gute Nachricht für Menschen mit Prädiabetes ist, dass oft bereits eine Gewichtsabnahme von fünf bis zehn Prozent ausreicht, um den Zuckerstoffwechsel deutlich zu verbessern und aus der Gefahrenzone herauszukommen. Dies kann durch eine konsequente Änderung des Lebensstils erreicht werden, insbesondere durch eine angepasste Ernährung (mit weniger Kohlenhydraten und längeren Essenspausen oder Intervallfasten) und gesteigerte Alltagsbewegung wie Gehen, Radfahren und Treppensteigen. Bereits zu Beginn des Gewichtsverlusts beginnt der Körper, Fett in Leber und Muskeln abzubauen, sodass Insulin aus der Bauchspeicheldrüse wieder besser wirken und den Blutzuckerspiegel senken kann. Die ersten Ergebnisse der groß angelegten PLIS-Studie des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung zeigen, dass vor allem das Bewegungspensum signifikant gesteigert werden sollte und dass intensives Einzelcoaching über ein Jahr den Betroffenen effektiv hilft, ihren Lebensstil gesundheitsfördernd zu ändern.

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Wichtig: Früherkennung bei Risikotypen

Angebote zur Früherkennung sind entscheidend, um rechtzeitig mit Lebensstiländerungen gegensteuern zu können. Denn wie die Forschung zeigt, geht Prädiabetes teilweise mit erhöhter Krankheitslast und erhöhtem Sterberisiko einher. Insbesondere Menschen mit bauchbetontem Übergewicht sollten ihre Zuckerwerte regelmäßig testen lassen, insbesondere wenn sie zusätzliche Risikofaktoren wie Verwandte ersten Grades mit Diabetes haben. Auch Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Frauen, bei denen ein Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert wurde, sollten ihre Zuckerwerte im Auge behalten.

Expertenmeinungen zum Thema

Quellen: 1, 2, 3