Probiotika: Vorsicht ist geboten!

Probiotika: Vorsicht ist geboten!

Unsere Darmgesundheit ist ein Thema von wachsender Bedeutung. Immer mehr Menschen suchen in Apotheken nach Probiotika, um ihre Darmflora zu pflegen. Doch Vorsicht ist geboten! Nicht immer sind Probiotika von Vorteil und könnten sogar schädlich sein.

Probiotika als Begleiter der Antibiotikatherapie?

Einige Hersteller von Bakterienpräparaten werben mit dem Slogan, dass zu jedem Antibiotikum auch ein Probiotikum verschrieben werden sollte. Doch für diese Behauptung gibt es keine überzeugenden wissenschaftlichen Beweise. Im Gegenteil, manchen Patienten könnte die Einnahme von Probiotika sogar schaden.

Die Rolle des Darms für die Immunabwehr

Die Bedeutung des Darms für unsere Immunabwehr ist längst kein Geheimnis mehr. Eine Infografik des Beratungsunternehmens IQVIA zeigt, dass der Umsatz von Probiotika, die den Verdauungstrakt unterstützen, in den letzten 5 Jahren um durchschnittlich 15 % gestiegen ist. Allein im Jahr 2018 wurden in Deutschland Probiotika im Wert von 152 Millionen Euro verkauft.

Die Top-Verkäufer

Das Institut Allergosan konnte den größten Umsatz mit drei verschiedenen Omni-Biotic-Produkten erzielen. Auf dem zweiten und dritten Platz folgen die Firmen Ardeypharm und Symbiopharm. Auf den Deutschen Mikrobiomtagen, die von der Deutschen Gesellschaft für probiotische Medizin (DePROM) veranstaltet wurden, war das Institut Allergosan ebenfalls vertreten.

Die Wirkung von Probiotika

Dr. rer. nat. Lukas Grumet, Molekularbiologe bei Allergosan, betonte den Unterschied zwischen “hochwirksamen State-of-the-art-Probiotika” und Lifestyle-Produkten wie Joghurts. Letztere enthalten probiotische Bakterienstämme, die nicht mehr in der exponentiellen Wachstumsphase sind. Grumet empfiehlt den Einsatz von Probiotika zur Prävention von Clostridioides difficile (CDI) Infektionen, betont jedoch, dass die Probiotika innerhalb von 48 Stunden nach Beginn der Antibiotikatherapie eingenommen werden müssen, um das Risiko für CDI zu reduzieren.

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Wirkung nur bei Diarrhö

Prof. Dr. med. Stefan Schreiber, Direktor des Instituts für Klinische Molekularbiologie an der Universität Kiel, kann diese Empfehlung nicht nachvollziehen. Er betont, dass die Wirkung von Probiotika nur in der symptomatischen Therapie der Antibiotika-assoziierten Diarrhö (AAD) wissenschaftlich bewiesen ist.

Schutz oft unklar

Auch Prof. Dr. med. Frank Lammert, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), äußert sich kritisch. Er rät zur Vorsicht bei der Kombination von Probiotika und Antibiotika und empfiehlt den Einsatz nur bei vulnerablen Patienten.

Uneindeutige Ergebnisse

Studien haben gezeigt, dass Probiotika das Risiko einer AAD reduzieren können, vor allem Lactobacillus rhamnosus und Saccharomyces boulardii erwiesen sich als wirksam. Dennoch weisen die Autoren der Studien auch auf schwere Nebenwirkungen bei geschwächten oder immunschwachen Personen hin. Weitere Forschungen sind nötig, um die Wirksamkeit und Sicherheit anderer probiotischer Mittel zu bestätigen.

Probiotika: Eine individuelle Entscheidung

Die Entscheidung, Probiotika einzunehmen, sollte gut überlegt sein. Es gibt bisher keine klaren Empfehlungen für den allgemeinen Einsatz von Probiotika. Jeder Fall sollte individuell betrachtet und mit einem Facharzt besprochen werden.

Insgesamt steht die Mikrobiom-Forschung noch am Anfang. Stuhltests, die die Zusammensetzung der Darmflora analysieren, können keine krankhaften Zustände oder Zusammenhänge mit chronischen Erkrankungen ableiten. Die Ergebnisse solcher Tests sollten daher mit Vorsicht betrachtet werden, um unnötige Diäten oder Mangelernährung zu vermeiden.

Es ist wichtig, dass Unternehmen transparent über mögliche Nebenwirkungen informieren. Einige Hersteller geben klare Aussagen zu Ausnahmen bei der Einnahme von Probiotika, während andere behaupten, dass es keine Gegenanzeigen gibt.

Letztendlich ist es entscheidend, das Risiko und den Nutzen sorgfältig abzuwägen und eine fundierte Entscheidung zu treffen. Probiotika können in manchen Fällen hilfreich sein, jedoch ist eine individuelle Beratung durch einen Arzt unerlässlich.

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Quelle: Deutsche Ärzteblatt. Link