Wireless-Aktivboxen gibt es in tausend Ausführungen und Preislagen, aber meist sehen sie aus wie ganz normale Lautsprecher. Die Q Active 200 von Q Acoustics bietet schon optisch erfrischende Abwechslung. Vor allem auf den optionalen Ständern aus filigranen Stäben und Seilen aus Edelstahl schwebt sie im Raum wie ein Requisit aus einem Science-Fiction-Film. Ein Klangobjekt, das du nicht verstecken musst, sondern stolz präsentieren kannst.
Auch wenn du kein ausgewachsenes HiFi-Interesse hast, dürftest du spätestens, wenn die Musik spielt, neugierig werden: Wie schaffen diese Schmuckstücke einen so erwachsenen, großformatigen Klang? Wo ist der Rest der HiFi-Anlage? Als streamingfähige und kabellosen Aktivlautsprecher brauchen die Q Active 200 nichts außer einem Stromanschluss und WLAN. Für den verblüffenden Sound sorgen dabei technische Lösungen, die mindestens so spannend sind wie das Design. Andererseits: Für 2000 Euro Grundpreis – die Ständer kosten extra – gibt es auch hochkompetente Mitbewerber. Grund genug, sich die schöne Q Acoustics besonders ausführlich anzuhören.
Q Active 200 im Hörtest: Auf Genuss optimiert
Weil die Q Acoustics Q Active 200 auch Highres-Dateien verarbeiten kann, konnten wir im Hörtest ein sehr altes, sehr englisches Album in seiner vielleicht allerbesten Version hören: Selling England By The Pound von Genesis aus dem Jahr 1973 in der seltenen SACD-Ausgabe aus dem Jahr 2008. Weil das zu den Boxen gehörende Streaming-Hub keine nativen DSD-Files unterstützt, haben wir eine Version verwendet, die verlustfrei in „normales“ FLAC mit 88.2 kHz Samplingrate und 24 Bit Wortbreite konvertiert wurde. Es geht gar nicht primär um Auflösung und Format des Streams. Sondern um sein hochdynamisches Mastering, das die spätere Version, wie sie zum Beispiel auf TIDAL und Spotify bereitsteht, weit in den Schatten stellt.
Genesis in Maximalbesetzung: Phil Collins, Michael Rutherford, Tony Banks, Steve Hackett und Peter Gabriel ziehen hier alle Artrock-Register, und die Wirkung ist zum Beispiel bei Firth Of Fifth berauschend. Die Q Acoustics tut alles, um diesen Effekt zu verstärken: Ein bißchen Extrafrische im Hochton lässt das Piano-Intro noch klarer perlen, gibt Gabriels Querflöte feine Anblasgeräusche und veredelt Collins‘ Schlagzeugbecken mit realistisch metallischen Klangfarben.
Das vielschichtige Arrangement breitet sich über die Q Active 200 auffallend weit und luftig im Hörraum aus. Und wenn Keyboarder Banks den Neunminüter am Höhepunkt mit mächtigen Subbässen abheben lässt, sind wir uns endgültig sicher: Genau so muss das Genesis-Bombaststück für maximalen Genusswert klingen. Oben fein, unten wuchtig, aber sauber und mit schön weiträumiger Abbildung.
Kleine tonale Schwächen – kein Problem
Dass die Q Acoustics nicht alles perfekt macht, spielt in dem Moment keine Rolle. Willst du es ganz genau wissen, holst du Aktiv-Referenzen wie die Elac Navis ARB-51 oder die KEF LS50 Wireless II aus dem Lager, die preislich zumindest grob vergleichbar sind. Genauer: Die Elac kostet das Gleiche, kann dann aber nicht streamen und möchte für beste Qualität lieber an einem analogen Vorverstärker laufen.
Die KEF auf der anderen Seite hat eine noch bessere Streamingausstattung als die Q, kostet aber auch ein paar Hunderter mehr. Ungeachtet der Preis- und Ausstattungsdetails zeigen KEF wie Elac aber auch deutlich, wo die Q Active 200 ein bißchen mogelt: Stimmen, vor allem männliche, können damit etwas substanzarm klingen und manchmal wirkt die Spielfreude im Hochton etwas übertrieben. Zugutehalten müssen wir der Active 200 dabei aber, dass ihre gelegentlichen Übertreibungen auch bei höheren Lautstärken nie lästig wirken.
Der Bass reizt physikalische Grenzen aus
Im Tiefton klingen die Active 200, als hätte jede ihren kleinen Subwoofer dabei – was ja auch dem tatsächlichen Aufbau der Boxen entspricht. Die reichen sehr tief und spielen dabei zugleich überraschend laut. Bei besonders fiesen Bassdrum-Kicks und zu hoher Lautstärke kann der Tieftöner auch mal hörbar anschlagen – dann ist es Zeit, leiser zu drehen. Bis zu diesem Punkt jedoch bleibt der Klang sauber. Viel mehr Tiefton können auch andere Hersteller nicht aus Gehäusen dieser Größe holen. Für kleine bis mittelgroße Hörräume geht die aktive Q Acoustics jedenfalls als absolut vollwertiger Lautsprecher durch.
Was bei streng audiophiler Betrachtungsweise gelegentlich stört, ist die nicht perfekte Anbindung zwischen Bass und restlicher Musik. Ganz unten spielt die Q Active 200 sehr eindrucksvoll, aber im Oberbass gibt es eine Zone, wo sie etwas träge und weich wirkt. Ganz so, als fühlten sich in diesem Bereich weder die vorderen BMR-Treiber noch der rückwärtige Tieftöner wirklich zuständig. Du gewöhnst sich schnell daran, bis du Lautsprecher mit größeren, frontal ausgerichteten Tieftönern daneben hörst, die diesen Bereich einfach lebendiger und dynamischer darstellen.
Klangunterschiede bei den Eingängen
Einen weiteren Hörvergleich muss die Active 200 ausfechten – gegen sich selbst. Dabei wollen wir herausfinden, welcher ihrer Eingänge den besten Klang liefert. Auffällig ist der Unterschied zwischen dem optischen Digital-Input und bordeigenem Streaming via DLNA oder Roon. Im Grunde kommen auf beiden Wegen die gleichen Daten am Hub an. Dennoch ziehen wir die optische Verbindung vor, sofern sie von einem hochwertigen Player genutzt wird. Wir verwenden dafür den Linn Sneaky Music DS und bekommen auf diesem Weg einen ruhigeren, räumlich tieferen Klang als über die Netzwerkschnittstelle des Hub. DLNA-Streaming wirkt dafür etwas heller und präsenter – das hat durchaus auch seinen Reiz.
Eine klare Empfehlung gibt es also nicht – zumal die Zuspielung über den optischen Eingang ja weitere Geräte braucht. Sofern die nicht eh vorhanden sind, kannst du also beruhigt Roon, DLNA, Chromecast oder Spotify verwenden. Und dich darüber freuen, dass die Lautsprecher gut genug sind, um auch feine Differenzen zwischen unterschiedlichen Zuspielern herauszuarbeiten.
Q Acoustics Q Active 200: Technischer Aufbau
Der Aufbau der Q Acoustics Active 200 wird ihrem futuristischen Design voll gerecht. In diesen Boxen steckt wirklich eine pralle Ladung Technik mit einigen unorthodoxen Lösungen. Die Active 200 arbeitet als aktiver 2,5-Wege-Lautsprecher. Trennung und Linearisierung der Bereiche übernimmt eine digitale Frequenzweiche, die Leistung entstammt jeweils drei Endstufen mit einer Gesamtleistung von 280 Watt. Rechter und linker Lautsprecher sind technisch identisch und austauschbar. Welche Box welchen Kanal übernimmt, entscheidest du mit einem kleinen Kippschalter am Heck.
Mittel- und Hochton übernehmen bei der Active 200 zwei BMR-Treiber mit flacher, kreisrunder 5,8-Zentimeter-Membran. BMR steht für Balanced Mode Radiator. Das sind Lautsprecher, deren Membranen bei niedrigen Frequenzen kolbenförmig schwingen, zu höheren Frequenzen hin aber kontrolliert in Biegeschwingungen aufbrechen. Damit können BMRs einen sehr großen Frequenzbereich abdecken. Eine weitere Stärke dieser Technik ist das breite, gleichmäßige Abstrahlverhalten. Der Klang ist dadurch weniger von der Hörposition abhängig als bei konventionellen Mittelhochton-Bestückungen.
Gleiche Treiber, ungleiche Aufgaben
Die zwei BMRs der Active 200 nehmen schon im Oberbass bei 150 Hertz ihre Arbeit auf. Bis in die Mitten arbeiten sie parallel, Richtung Hochton klinkt sich der untere der beiden Treiber dann aus. Den Bass erzeugt ein 12 cm großer Tieftöner, der im Heck der Box versteckt sitzt und seinen Schall über seitliche Schlitze abstrahlt. Das soll Wechselwirkungen mit der Rückwand entschärfen und die Boxen aufstellungsunkritisch machen. Der Tiefbass ist zudem dreistufig anpassbar, je nachdem, ob du die Q Acoustics frei, wandnah oder gar in einer Raumecke stehen hast. So solltest du auch aus schwierigen Positionen einen dröhnfreien Tiefton hinbekommen.
Die Active 200 werden als symmetrisches Paar gebaut. Ihre außermittig montierten BMRs sitzen je nach Aufstellung beide außen oder beide innen. Erlaubt ist, was gefällt. Je nach Basisbreite und Hörabstand gibt es leichte Vorteile für die eine oder andere Variante. Dank des exzellenten Rundstrahlverhaltens ist der Unterschied aber nicht groß. Weitere Hinweise, wie du deine Lautsprecher aufstellen kannst, um ihren Klang zu optimieren, findest du in unserem Ratgeber.
Praxis: Eingänge für alle Gelegenheiten
Jeder Lautsprecher des Active-200-Paares braucht seinen eigenen Stromanschluss. Mehr Kabel musst du nicht zu den Boxen führen, das Musiksignal empfangen sie über eine proprietäre Funkstrecke in Highres-Qualität. Alle Quellen laufen dafür in einem separaten Senderkästchen zusammen, das deine Musik vorher auf 96 kHz und 24 Bit umwandelt. Als maximale Eingangsauflösung gibt Q Acoustics 192 kHz und 32 Bit an, die dann aber natürlich auf dem Weg zu den Lautsprechern ebenfalls ein Downsampling erfahren.
Diesen „Hub“ kannst du bequem in der Nähe deiner Zuspieler platzieren, er ist sehr kompakt und fällt, einmal installiert, kaum noch auf. Am Heck des Hub findest du Anschlüsse für LAN-Kabel, optisches Digitalkabel und HDMI-ARC. Letzterer Eingang überträgt neben dem Ton auch Steuerbefehle zwischen Aktivboxen und TV hin und her. So gehorcht die Lautstärke der Q Acoustics der TV-Fernbedienung, wenn du die Boxen für Filmton verwendest.
Auch analoge Zuspieler sind im Hub willkommen: Ein Pärchen Cinchbuchsen akzeptiert wahlweise Line-Signale oder sogar einen Plattenspieler mit MM-Tonabnehmer. Auch wenn der Weitertransport zur Box natürlich digital erfolgt, die Signale also erst einen A/D-Wandler passieren müssen, ist der Klang auch hier angenehm, klar und störfrei.
Den Hub der Q Acoustics Q Active 200 gibt es übrigens in zwei Ausführungen, je nachdem, ob du Google Chromecast oder Amazons Alexa benutzen möchtest.
Selbsterklärende Inbetriebnahme
Neben physischen Anschlüssen aller Art bietet der Hub auch Funkzugang über WLAN und Bluetooth. Letzteres empfängt nicht nur Musik vom Handy, sondern kommuniziert auch mit der mitgelieferten Fernbedienung. Gegenüber Infrarot ist das deutlich komfortabler, weil der Sender keine direkte Sichtverbindung zum Hub oder den Boxen braucht. Er funktioniert sogar aus dem Nebenraum noch zuverlässig.
Die Verbindung zwischen Hub und Boxen baut sich komplett selbsttätig auf, sobald die Komponenten Strom haben. Einmal gestartet und mit deinem TV, Player und Netzwerk verbunden, musst du am Hub eigentlich nichts mehr bedienen. Zum Glück, muss man sagen. Denn dort gibt es zwar kleine Sensortasten und etliche winzig beschriftete Status-LEDs. Aber da musst du wirklich nur in Sonderfällen ran, etwa um die Fernbedienung neu zu paaren oder das WLAN zu deaktivieren.
Gute Bedienung, auch ohne App
Auf eine eigene App verzichtet Q Acoustics bei den Q Active komplett. Vermisst haben wir sie bei unserem Test aber auch nicht wirklich, da die Bedienung am Gerät und per Fernbedienung einwandfrei funktioniert. Nur für Updates musst du auf ein Webinterface zurückgreifen, ein Schritt, der dir mit passender App erspart bleiben würde.
Im Alltag vergisst du schnell, dass hier Hightech-Funkstrecken und Netzwerktechnik am Werk sind: Das Boxenset fällt nach dem Hören automatisch in einen sparsamen Standby-Tiefschlaf, wacht aber praktisch verzögerungsfrei auf, sobald ein Chromecast-Stream, eine Spotify-Playlist, ein DLNA-Abspielbefehl oder sonst irgendein Startsignal ankommt. Auch der optische und der analoge Eingang schalten die Boxen ein, sobald sie ein Signal spüren.
Ein bisschen schade ist, dass Tidal und Deezer nicht nativ, sondern nur via Chromecast mitspielen dürfen. Damit verlierst du zum Beispiel bei Tidal dessen Gapless-Fähigkeit: Fließende Übergänge zwischen Tracks, wie sie bei Klassik- und Live-Alben sowie bei DJ-Mixes oft vorkommen, werden dann von einem kleinen Dropout unterbrochen. Der einzige Weg zu echtem Gapless führt über die Musiksoftware Roon – oder natürlich einen externen Streamer, den du per optischem Kabel anschließt.
Fazit Q Acoustics Q Active 200: Sehr schön, sehr gut
Der Abstimmungs-Schwerpunkt bei der Q Active 200 scheint weniger auf maximaler Neutralität als auf maximalem Hörspaß zu liegen – und da haben wir überhaupt nichts gegen. Die Q Acoustics sind vornehm verarbeitet, sehen klasse aus und liefern einen ernsthaft großen Klang. Dazu passt das weite, gleichmäßige Abstrahlverhalten, das auch außerhalb des Stereodreiecks für vollen Genuss sorgt.
Technische Daten:
- Bauart: 2,5-Wege Bassreflex
- Leistung: 2 x 280 Watt
- Eingänge: LAN, Bluetooth, HDMI ARC, Optisch Digital, Stereo Cinch (Phono oder Line)
- HDMI ARC / eARC: Ja / Nein
- Quellen kabellos: Bluetooth, AirPlay 2, Chromecast, Spotify Connect
- Ausgänge: 1x Sub Out (mono, mit Bassmanagement)
- Streaming: DLNA, Roon
- Sprachassistenten: Amazon Alexa oder Google (Wechsel durch Tausch des Hub)
- Bedienung: Bluetooth-Fernbedienung, an den Boxen
- Verbindung: Master/Slave Funk
- Akku: Nein
- Abmessungen (BxHxT): 170 x 284 x 290 mm
- Gewicht: 7,5 kg (Stück)
- Verfügbare Farben: Schwarz, Weiß
- Paarpreis: 1.999 Euro, Ständer: 459 Euro
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