Soll dein Kind aufs Gymnasium oder die Realschule gehen? Diese Frage stellen sich viele Eltern, wenn die Grundschulzeit endet. Es ist eine Entscheidung, die die Zukunft deines Kindes maßgeblich beeinflusst. Kein Wunder also, dass du dir Druck und Unsicherheit fühlst. In diesem Artikel zeigen wir dir, warum die Realschule eine gute Wahl ist und welche Möglichkeiten sie deinem Nachwuchs eröffnet.
Wer entscheidet über den Schulwechsel?
Bevor wir die Vorteile der Realschule erläutern, müssen wir klären, wer über den Schulwechsel entscheidet. Da das Schulsystem in Deutschland immer noch Ländersache ist, hängt es vom Bundesland ab, in dem die Grundschule besucht wird. In den meisten Bundesländern wird am Ende der 4. Klasse eine Empfehlung ausgesprochen, die jedoch nicht verpflichtend ist. Das bedeutet, dass du als Elternteil diese Empfehlung ignorieren kannst. Dein Kind kann also trotz Realschulempfehlung auf ein Gymnasium gehen oder umgekehrt, trotz Gymnasialempfehlung die Realschule besuchen. In manchen Bundesländern ist auch ein Probeunterricht möglich, um die bessere Entscheidung treffen zu können. Bayern führt sogar kleine Aufnahmeprüfungen durch, um die Eignung zu überprüfen. Es gibt jedoch sechs Bundesländer, in denen die Grundschulempfehlung tatsächlich verbindlich ist: Bremen, Bayern, Sachsen, Brandenburg, Thüringen und Baden-Württemberg (seit 2018). Hier wird das Mitspracherecht der Eltern hinter die Entscheidung der Schulen gestellt. Seit 2018 wird auch in anderen Bundesländern vermehrt über eine verbindliche Grundschulempfehlung diskutiert.
Fakt 1 – Weniger Schulabbrüche auf der Realschule
Es ist leider eine Tatsache, dass es auf dem Gymnasium viel häufiger zu Schulabbrüchen kommt. Der deutlich höhere Leistungsdruck ist nicht für jedes Kind geeignet. Wenn ein Kind dem Unterricht für eine gewisse Zeit nicht folgen kann, verliert es schnell den Anschluss und bekommt schlechte Noten. Das führt zu einer Abwärtsspirale aus Unlust, schlechten Noten und Angst. Eine abgebrochene Gymnasialzeit sieht später in keiner Bewerbung gut aus, während durchgängig gute Leistungen auf der Realschule bei zukünftigen Arbeitgebern besser ankommen.
Fakt 2 – Besseres Unterrichtsklima
Auf der Realschule kann deutlich mehr Zeit in einen angstfreien Unterricht investiert werden, während der Leistungsdruck auf dem Gymnasium oft zu einem raueren Unterrichtsklima führt. Lehrkräfte auf der Realschule können besser dafür sorgen, dass alle Schüler den Unterrichtsstoff wirklich verstehen. Motivierte Schüler haben hier gute Chancen auf überdurchschnittliche Noten.
Fakt 3 – Das Abitur ist immer noch möglich
Einige Eltern glauben fälschlicherweise, dass ihre Kinder mit dem Besuch der Realschule die Chance auf das Abitur und ein Studium verlieren. Das stimmt nicht. Nach einem erfolgreichen Abschluss der Realschule besteht die Möglichkeit, das Abitur anzuhängen. Mit einem ausreichenden Notenschnitt (3,5) kann dein Kind eine Fachoberschule besuchen und dort das Fachabitur oder Abitur erwerben. Natürlich muss der fehlende Unterrichtsstoff nachgeholt werden, aber nach dem Abschluss der Realschule sind die Kinder reifer und können frei entscheiden, ob sie diesen Weg einschlagen möchten. Ein Kind in der 4. Klasse kann nicht abschätzen, ob Gymnasium oder Realschule besser für seinen Lebensplan ist.
Fakt 4 – Auch ohne Abitur bleibt ein Studium möglich
Selbst ohne (Fach-)Abitur besteht immer noch die Möglichkeit, ein Studium zu absolvieren. Mit einem erfolgreichen Abschluss der Mittleren Reife kann dein Kind direkt eine Lehre beginnen und diese mit einer Gesellenprüfung abschließen. Als Erwachsener kann es dann den Weg zum Meister einschlagen. Mit einem Meisterbrief in seinem Fachbereich kann es ein fachspezifisches Studium beginnen.
Fakt 5 – Mehr Entfaltungsmöglichkeiten auf der Realschule
Auf dem Gymnasium erhalten die Schüler bis zur 8. Klasse meist denselben Unterricht. Danach unterscheiden sich die Profile, entweder in sprachlicher oder wissenschaftlicher Hinsicht, wobei entweder mehr Wert auf Mathe, Physik, Chemie und Informatik gelegt oder mehrere Fremdsprachen erlernt werden. Wer einen wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Schwerpunkt setzen möchte, muss entsprechende Gymnasien (WSG) in der Umgebung suchen. Musische Gymnasien sind eigenständige Schulen. Auf der Realschule ist es einfacher. Bereits ab der 7. Klasse wählen die Kinder einen Schwerpunkt aus: sprachlich, mathematisch-naturwissenschaftlich und technisch, wirtschaftlich, sozial, musisch-gestaltend oder hauswirtschaftlich.
Fakt 6 – Mehr Zeit für AGs und Ganztagsangebote
Die Frage nach Gymnasium oder Realschule betrifft auch die vertiefende Förderung. Aufgrund des hohen Lernpensums im Gymnasium bleibt weniger Raum für außerschulische Aktivitäten nach dem Unterricht. Genau hier können die Kinder jedoch weiter gefördert werden. Viele Realschulen bieten ein breites Angebot von Theater über Kampfsport bis hin zur Tierbetreuung an, sowohl eigenständig als auch in Kooperation mit gemeinnützigen Vereinen.
Fakt 7 – Mehr Freizeit für das Kind
Durch die geringere Arbeitsbelastung bleibt auf der Realschule mehr Zeit für andere Freizeitgestaltungen. Du kannst mit deinem Kind unter der Woche zum Beispiel ein Eis essen gehen, da die Hausaufgaben schneller erledigt sind, die Vokabeln bereits gelernt wurden und die Angst vor dem nächsten Test nicht so groß ist. Eine gesunde Balance zwischen Freizeit und Bildung führt zu einem anderen Lernen, was sich positiv auf die Bildung auswirkt.
Fakt 8 – Entspanntere Abschlussprüfung
Für Gymnasiasten beginnt mit den Abiturprüfungen eine stressige Zeit. Manche leiden unter Schlafstörungen, essen zu viel oder zu wenig und haben Angst um ihre Zukunft, wenn die Ergebnisse nicht den Erwartungen entsprechen. Die Abschlussprüfungen auf der Realschule sind auch mit Vorbereitung verbunden, jedoch unter weniger Druck. Die Lehrkräfte bereiten die Schüler gut vor und viele bestehen ihre Abschlussprüfung mit guten Noten. Geprüft werden nur die Fächer Deutsch, Mathematik und eine Fremdsprache. In Bayern kommt ein viertes Wahlpflichtfach hinzu. Gute zu wissen: Wenn jemand die Abschlussprüfung nicht besteht, jedoch das festgesetzte Klassenziel in der 10. Klasse erreicht, kann er ohne die Prüfung abgehen und erhält einen erweiterten Hauptschulabschluss.
Fakt 9 – Eine glücklichere Kindheit
Alle diese Fakten zur Realschule führen zu dem vermutlich wichtigsten Argument: Dein Kind hat mit hoher Wahrscheinlichkeit eine glücklichere Kindheit. Es muss weniger unter verschiedenen Schwächen leiden und wird gleichzeitig in seinen Stärken gefördert. So kann ein selbstbewusster junger Erwachsener seinen eigenen Weg finden.