Recht und Gerechtigkeit: Ein Blick auf das deutsche Justizsystem

Recht und Gerechtigkeit: Ein Blick auf das deutsche Justizsystem

Ein Verbrechen geschieht und wir fragen uns sofort: Hat der Täter die gerechte Strafe erhalten? Diese Frage beschäftigt uns immer wieder und wirft Diskussionen über unser Strafrecht auf. Manchmal scheinen die Strafen zu mild zu sein, wie im Fall eines Vergewaltigers, der mit Bewährung davonkommt. Oder ein Raser, der einen tödlichen Unfall verursacht, Fahrerflucht begeht und keine Reue vor Gericht zeigt, erhält nur eine geringe Haftstrafe. Solche Meldungen sorgen für Unverständnis.

Kinder und Strafrecht: Der Fall der getöteten Luise

Ein zwölfjähriges Mädchen wird erstochen aufgefunden. Die mutmaßlichen Täterinnen sind zwei Mädchen im Alter von 12 und 13 Jahren. Doch warum sind Kinder unter 14 Jahren in Deutschland nicht strafmündig? Laut aktueller Rechtslage kann die Staatsanwaltschaft keine Anklage erheben und übliche Strafen entfallen. Stattdessen sind Familiengerichte und Jugendämter zuständig, die Maßnahmen zur Erziehungshilfe anordnen können. Elisa Hoven, eine Expertin auf dem Gebiet, erklärt, dass Kinder unter 14 Jahren schuldunfähig sind. Sie können zwischen Recht und Unrecht nicht unterscheiden und verstehen nicht, welchen Schaden sie dem Opfer, der Familie und der Gesellschaft zugefügt haben.

Zweifel und Kritik an der deutschen Rechtsprechung

Laut einer Umfrage halten knapp 54 Prozent der Deutschen die Verurteilungen für zu mild. Das Vertrauen in die Gerichte hat ebenfalls gelitten. Knapp 70 Prozent der Bevölkerung vertrauen der Justiz grundsätzlich, sind jedoch der Meinung, dass die Gerichte in Deutschland überfordert sind. Das Recht regelt die Grundlagen des gesellschaftlichen Zusammenlebens und sollte sich an dem orientieren, was eine Gemeinschaft als gerecht empfindet. Andernfalls verlieren die Menschen das Vertrauen in den Staat und seine Ordnung. Es ist ein ernstes Problem, wenn ein Urteil von der Öffentlichkeit als ungerecht empfunden wird.

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Die Stärken unseres Justiz- und Rechtssystems

Elisa Hoven ist Professorin für Strafrecht, Direktorin des Instituts für Medienrecht an der Universität Leipzig und Richterin am sächsischen Verfassungsgericht. Sie beschäftigt sich mit spektakulären und prominenten Rechtsfällen, die unser Gerechtigkeitsempfinden herausfordern. Als gefragte Expertin erklärt sie, warum unser Rechtssystem so ist, wie es ist. An der Universität Leipzig entsteht auch der Podcast “Jetzt erst Recht”, in dem Student:innen aktuelle Themen aus dem Strafrecht und der Kriminalpolitik diskutieren.

Der Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit

Elisa Hoven hat sich auch mit Tierrechten und Tierwohl beschäftigt und an einer Studie zu Ermittlungsverfahren gegen Tierquäler:innen mitgewirkt. Nur 11 von 150 Fällen kamen vor Gericht. In einem Gespräch zeigt uns Elisa Hoven, wo Recht und Gerechtigkeit in Konflikt geraten und welche Stärken unser Rechtssystem hat.

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Das deutsche Justizsystem ist komplex und immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Doch wir dürfen nicht vorschnell urteilen. Es ist wichtig, dass wir uns mit Expert:innen wie Elisa Hoven austauschen und das System stetig verbessern, um ein gerechtes Miteinander zu gewährleisten.