Wer auf der Suche nach günstigen Lebensmitteln ist, denkt normalerweise zuerst an die Discounter. Aldi, Lidl und Penny locken mit preiswerten Eigenmarken und behaupten regelmäßig, der günstigste Discounter im Land zu sein. Aber auch klassische Supermärkte haben ihre eigenen Marken. Bei Rewe heißt die Eigenmarke Ja! und wurde lange Zeit in eher lieblosen weißen Verpackungen mit großem dunkelblauem Schriftzug angeboten.
Nachdem ich kürzlich bereits die Eigenmarken von Aldi Nord und Lidl verglichen habe, wollte ich nun herausfinden, wie sich die Ja!-Produkte im Preisvergleich mit den Discountern schlagen. Diese Frage ist besonders interessant, da Kunden aufgrund von Inflation und steigenden Energiepreisen vermehrt zu günstigen Artikeln im Supermarkt greifen anstatt zu Markenprodukten. Dies wurde unter anderem von der “Lebensmittelzeitung” mehrfach berichtet.
Bei Rewe wollte ich nun dieselben zehn Produkte kaufen wie zuvor bei den Discountern: abgepacktes Weizenbrot, einen Liter Milch, Gouda-Aufschnitt, Kräuter-Frischkäse, Butter, Naturjoghurt, Nudeln, eine Dose Tomaten, Schokolade und gemischtes Hack. Ein Unterschied fällt sofort ins Auge: Die Produkte von Aldi und Lidl tragen alle unterschiedliche Markennamen – von Milsani und Milbona bis Goldähre und Metzgerfrisch. Bei Rewe hingegen heißen sie einfach Ja! Dadurch sind sie leichter von den restlichen Produkten im Sortiment zu unterscheiden. In den letzten Jahren hat sich auch das Produktdesign deutlich verbessert – ein Einkaufswagen voller Ja!-Produkte sieht mittlerweile viel ansprechender aus.
Problem: Kleine Auswahl an Eigenmarken
Bei meinem Besuch in meiner örtlichen Rewe-Filiale gab es jedoch ein Problem beim Preisvergleich. Denn die Auswahl an Ja!-Produkten ist nicht so groß wie bei Aldi und Lidl. Der französische Kräuter-Frischkäse, der bei Aldi und Lidl unter den Namen Fraîche oder Crefée verkauft wird, ist bei Ja! nicht erhältlich. Stattdessen musste ich zum Naturfrischkäse greifen, der immerhin nur zehn Cent teurer ist als sein Pendant bei Lidl.
Ein weiteres Problem hatte ich beim Brot. Bei Aldi und Lidl gab es jeweils abgepacktes Weizenmischbrot in Scheiben. Laut dem Rewe Online-Shop gibt es von Ja! zumindest ein Roggenmischbrot, das mit 89 Cent sogar zehn Cent günstiger ist als die Weizen-Versionen der Discounter. Leider war das Brot jedoch nicht in meiner Filiale erhältlich. Somit blieb mir nur das Markenprodukt der Hamburger Großbäckerei Harry, dem größten deutschen Backwarenhersteller, übrig.
17,36 Euro für 10 Artikel – Markenprodukte treiben den Preis
Und das treibt letztendlich den Preis nach oben: Insgesamt bezahle ich 17,36 Euro für meinen Einkauf – das sind 80 Cent mehr als bei Lidl für dasselbe Einkaufswagerl. Davon entfallen gleich 70 Cent auf das Weizenbrot von Harry, das mit 1,69 Euro zu Buche schlägt. Hätte ich mich auch beim französischen Kräuter-Frischkäse für das Markenprodukt anstatt für den Naturfrischkäse entschieden, wäre der Preisunterschied noch größer geworden. Denn Bresso kostet laut Online-Shop sogar 2,19 Euro und somit 1,10 Euro mehr als das vergleichbare Produkt bei Lidl.
Ansonsten sind die Preise der Eigenmarken vergleichbar. Ähnlich wie beim Preischeck bei Aldi und Lidl gibt es mal ein Produkt, das zehn Cent teurer ist als bei der Konkurrenz, und ein anderes, das zehn Cent günstiger ist. Bei Rewe kosten zum Beispiel 400 Gramm junger Gouda 3,49 Euro und gemischtes Hack 3,99 Euro – das sind die teuersten Positionen im Einkaufswagen.
Ja!-Produkte sind auffälliger platziert
Viel auffälliger als bei den Discounter-Riesen ist die Platzierung der Ja!-Produkte. Im Kühlregal befinden sie sich immer unterhalb meines Blickfelds, aber nicht immer ganz unten. Ich sehe zunächst ein riesiges Vollsortiment-Kühlregal mit Marken- und Premiumkäse, und die Eigenmarke versteckt sich irgendwo mittendrin, an der Seite oder ganz unten in der Ecke. Wenn man sich jedoch darauf beschränken kann, sind Ja!-Produkte ähnlich günstig wie beim Discounter. Wenn man jedoch den Markenprodukten nicht widerstehen kann, steigt der Einkaufspreis schnell.
