Ärgert ihr euch auch oft, wenn ihr von einem unfreundlichen Mitmenschen angeschnauzt werdet, der seiner Wut einfach freien Lauf lässt – auf eure Kosten? Das kann jemand Fremdes auf der Straße sein, aber auch jemand, der einem nah steht.
Gerade beim Streit in der Beziehung fühlt man sich dann oft machtlos. Reagiert das Gegenüber plötzlich extrem emotional und aggressiv, weiß man oftmals gar nicht, was man tun soll. Sich auf den Streit einlassen? Auch auf Angriff schalten? Alles über sich ergehen lassen und klein beigeben? Die Situation verlassen?
Sei es, dass ihr euch nicht ständig als das Opfer fühlen wollt, wenn euch jemand aggressiv angeht oder dass ihr von einer fremden Person angegriffen und bedroht werdet: Beides sind Situationen, wo es wichtig ist, richtig zu reagieren, um das Ganze zu entschärfen. Beides verlangt unterschiedliche Vorgehensweisen.
Wir geben euch deshalb hier ein paar Tipps an die Hand, wie ihr am besten reagiert, damit ihr euch nicht länger hilflos attackieren lassen müsst. So könnt ihr den Konflikt abwenden und im Idealfall euer Gegenüber merken lassen, wie unmöglich es sich gerade benimmt.
So kannst du reagieren, wenn jemand aus deinem Umfeld aggressiv ist
Höflichkeit siegt
Irritiere dein Gegenüber, indem du trotz der verbalen Attacke extrem höflich bleibst. Du überschreitest die Linie nicht. Du bleibst respektvoll und zeigst, wie man sich verhalten sollte.
So hat dein Gegenüber die Möglichkeit, den krassen Unterschied zu realisieren. Wenn du ihn*sie so aus dem Wut-Konzept bringst, fällt vielleicht der Groschen, wie deplatziert das aggressive Verhalten hier gerade ist.
Verständnis zeigen: „Ich verstehe deine Perspektive.“
Schluck deine Wut runter und versuche höflich und sachlich zu bleiben. So zeigst du deinem Gegenüber, wie man sich richtig verhält. Um die Emotionen aus dem Spiel zu nehmen, hilft es oft, Verständnis für den anderen zu zeigen.
Sätze wie „Ich verstehe, dass du wütend / verletzt / aufgebracht bist, aber…“ können im Streit dafür sorgen, dass wieder mehr sachlich diskutiert wird. Nur so kann eine Lösung gefunden werden, die für beide Seiten akzeptabel ist.
Verhalten hinterfragen: „Warum sagst du das jetzt? Was genau willst du damit erreichen?“
Auch eine gute Taktik: Fragen, was genau seine unflätigen Beschimpfungen mit dem eigentlichen Thema zu tun haben. Meist nämlich relativ wenig. Auch so kannst du die Diskussion wieder in sachliche Bahnen lenken. Vorsicht aber, nicht zu zynisch zu werden. So schüttest du nur Öl ins Feuer.
Denke dir immer: Du hast deine Gefühle gerade besser im Griff und einen klaren Kopf. Dein Gegenpart nicht. Hol ihn wieder runter, indem du ihm*ihr klarmachst, wie darüber das Verhalten ist.
Formuliere in der Ich-Perspektive, wie die Aggression bei dir ankommt: „Dein Verhalten verletzt mich.“
Ehrlich zu sagen, wie man sich dabei fühlt, derart aggressiv angegangen zu werden, hilft auch oft, das Gespräch zum Guten zu wenden. Wichtig: Keine Anklagen, sondern formuliere das Ganze aus deiner Perspektive. Statt: „Immer brüllst du mich an“ besser „Ich fühle mich nach dem Streit mit dir oft total schlecht, weil du mich so angreifst. Warum tust du das?“
Gespräch abbrechen: „Ich denke, wir führen diese Unterhaltung besser ein anderes Mal weiter.“
Man muss sich nicht alles bieten lassen. Was zu viel ist, ist zu viel. Dann sollte man das auch klar sagen und gehen.
Und vergiss nicht: Wenn jemand extrem aggressiv ist, herumbrüllt und dabei puterrot anläuft, hast nicht etwa du etwas falsch gemacht, sondern dieser Mensch hat ein Problem. Schließlich ist er es, der nicht in der Lage ist, eine sachliche Diskussion zu führen. Nicht du. Hier das Gespräch zu beenden und später, wenn sich beide Seiten beruhigt haben, fortzusetzen, ist oft ein guter Rat.
Wenn du die aggressive Person nicht kennst oder du dich bedroht fühlst
Es gibt auch Fälle außerhalb des Bereichs von nahen Freunden, Familie, Bekannten oder Kollegen, die einen aggressiv angehen können. Sei es jemand wildfremdes in der U-Bahn, im Supermarkt oder wo auch immer.
Hier müssen wir nicht zwangsläufig miteinander weiterhin Umgang haben. Dennoch sind die richtigen Strategien hier deshalb so wichtig, weil wir die Person nicht kennen und abschätzen müssen, inwieweit eine Bedrohung für uns und andere vorliegt oder nicht.
Wie also deeskaliert man derartige Situationen? Hier ein paar Tipps:
Sachlich bleiben, Grenze wahren
Auch wenn man persönlich verbal oder vielleicht sogar körperlich durch Schubsen oder Anrempeln angegriffen wird: Als Opfer einer aggressiven Attacke ist es immer klug, seinem Gegenüber klar und deutlich zu signalisieren, dass man den Kontakt weder gesucht hat noch wünscht.
Ein ganz wichtiger Faktor deshalb: Höflich bleiben und auf Distanz gehen, indem man die Person mit „Sie“ anspricht und neutral und ohne Emotionen oder gar Aggressionen darauf hinweist, dass man den Kontakt bzw. Konflikt nicht möchte.
Falls nötig: Umstehenden signalisieren, dass es sich hier nicht um eine Privatangelegenheit handelt, sondern dass man hier von einer fremden Person attackiert wird.
Gegenüber Rückzug ermöglichen
Bei einer aggressiven Person ist es wichtig, dass man ihr nicht noch zusätzlich einen Anlass gibt zu eskalieren und womöglich handgreiflich zu werden. Deshalb sollte man seinen Gegenpart nicht in die Enge drängen, weder verbal noch körperlich.
Auch der direkte Blick in die Augen kann oftmals Aggressionen verstärken und provozieren. Man muss sich klarmachen: Die aggressive Person ist gerade nicht Herr ihrer Sinne und extrem aufgebracht. Man wird sie nicht belehren oder überzeugen können. Man sollte deshalb eher versuchen, die Situation abzumildern und zu entschärfen.
Es ist auch wichtig, der aggressiven Person die Möglichkeit zum Rückzug zu lassen, statt den Konflikt zu verschärfen. Natürlich ist das von Fall zu Fall unterschiedlich zu bewerten, aber diese Taktik hilft oft.
Aufmerksamkeit und Hilfe suchen
Leider ist es so: Werden wir Zeuge einer Eskalation, greifen wir selten ein, sei es in der U-Bahn oder auf der Straße. Und natürlich ist es wichtig und richtig, sich nicht in Gefahr zu bringen.
Dennoch ist es in brenzligen Situationen für das Opfer wichtig, sich Hilfe zu suchen und die Aufmerksamkeit von anderen, neutralen Personen im Umfeld zu bekommen. Was also tun? Zuschauende, umstehende Personen idealerweise direkt ansprechen, dass man Hilfe braucht. Im Zweifelsfall darum bitten, dass Hilfe organisiert wird.