Schädel-Hirn-Trauma: Gehirnerschütterung nach Sportunfall wird unterschätzt

Schädel-Hirn-Trauma: Gehirnerschütterung nach Sportunfall wird unterschätzt

Sportunfälle können oft zu leichten Schädel-Hirn-Traumata führen, die jedoch häufig übersehen werden. Die neuro-kognitiven Folgen dieser Verletzungen werden oft nicht ausreichend beurteilt. Dabei handelt es sich bei leichten Schädel-Hirn-Traumata um eine häufige Ursache für Krankenhausaufenthalte und können in einigen Fällen sogar zum Tod führen. Es wird geschätzt, dass etwa 40-50 Prozent der Gehirnerschütterungen nicht erkannt werden.

Eine Gehirnerschütterung ist eine Funktionsstörung des Gehirns, die durch direkte oder indirekte Gewalteinwirkung auf den Kopf entsteht. Typischerweise führt sie zu vorübergehenden neurologischen Beeinträchtigungen, die sich jedoch spontan verbessern können. Eine einheitliche und geeignete Klassifikation für Gehirnerschütterungen existiert bisher nicht.

Die Symptome einer Gehirnerschütterung zeigen eher eine funktionelle Störung als eine strukturelle Schädigung. Die Standard-Bildgebung zeigt daher meist keine strukturellen Pathologien. Typische Symptome sind Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit/Erbrechen, Nackenschmerzen, Schwäche/Müdigkeit, visuelle Störungen und Empfindlichkeit gegenüber Licht und Lärm.

Eine schnelle Einschätzung am Spielfeld wird empfohlen, um die Symptome und Maddocks-Fragen zu beurteilen. Bei Vorliegen von bestimmten “red-flag” Symptomen ist eine sofortige ärztliche Evaluation notwendig. Eine regelmäßige Überwachung in den nächsten Stunden ist wichtig, und im Zweifel sollte der Spieler ausgewechselt werden.

In der Klinik oder Praxis kann die neurologische Einschätzung der Patienten unzureichend sein. Eine umfassende Beurteilung der neuro-kognitiven Folgen wird hier oft nicht durchgeführt. Standardisierte Notfall-Management-Protokolle sowie die Beurteilung der kognitiven Funktionen sind hierbei wesentliche Bestandteile. Weitere Untersuchungen wie eine ausführliche Anamnese, klinische Untersuchung mit neurologischem Befund und neuropsychologische Evaluation sind ebenfalls wichtig.

Die Therapie und Wiederherstellung der Symptome bei einer Gehirnerschütterung ist individuell. Geistige und körperliche Ruhe unterstützen die Heilung. Eine leichte körperliche Belastung und Physiotherapie können jedoch bei Sportlern, die sich langsam erholen, vorteilhaft sein. Die Symptome einer Gehirnerschütterung verschwinden in der Regel innerhalb kurzer Zeit. In einigen Fällen können jedoch noch Kopfschmerzen und Bewegungsstörungen auch nach einem Jahr bestehen.

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Es ist wichtig, die Pathophysiologie und den natürlichen Verlauf der Erholung zu berücksichtigen, um die Wiederaufnahme des Sports zu entscheiden. Der Sportler sollte sowohl in Ruhe als auch nach Belastung klinisch und kognitiv symptomfrei sein, bevor er wieder an Wettkämpfen teilnimmt. Eine gestaffelte Wiedererlangung der Arbeits- und Sportfähigkeit wird empfohlen.

Es besteht auch ein erhöhtes Risiko für weitere Gehirnerschütterungen nach einer bereits erlittenen. In einigen Fällen können unspezifische Symptome (Post Concussion Syndrom) über längere Zeit bestehen.

Quelle: Ärzteblatt

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