Nach einer langen Wanderung im Wald das Zelt aufschlagen und unter freiem Himmel übernachten: das klingt herrlich. Gerade im Sommer laden die lauen Sommernächte ein, den Sternenhimmel im Freien zu verbringen. Aber ist schlafen im Wald erlaubt?
Warum das Übernachten im Wald verboten ist
Auch wenn wir die heimischen Wälder laut § 14 des Bundeswaldgesetzes zum Zwecke der Erholung betreten dürfen, so ist das Übernachten im Naturparadies noch einmal ein ganz anderes Paar Schuhe. Damit du die Hintergründe verstehst, solltest du wissen, dass alle Wälder in Deutschland jemandem gehören. Entweder sind sie in Privatbesitz, gehören den Bundesländern oder den Kirchen und Kommunen. Daher kannst du leider nicht einfach so machen, wonach dir der Sinn steht. Die Regeln des Bundeswaldgesetzes und der Eigentümer müssen befolgt werden. Sonst drohen Bußgelder. Das Betreten des Waldes, auch abseits der Wege, ist erlaubt. Doch warum ist das Aufschlagen des Zeltes im Wald jetzt verboten? Das ist recht simpel. Würde jeder einfach so sein Zelt im Wald aufschlagen dürfen, wäre der Wald als Lebensraum für Pflanzen und Tiere nicht mehr sicher.
Campingplatz-Atmosphäre unerwünscht
Stelle dir vor, du machst eine Wanderung und erlebst auf einmal Campingplatz-Atmosphäre inmitten der Bäume und Sträucher. Überall Zelte, Menschen und Lärm, wo eigentlich Naturschutzgebiet und Vogelgezwitscher herrschen sollten. Nicht so schön, oder? Davon abgesehen kann das Errichten von Zelten Schäden an der Natur anrichten und nicht jeder Camper ist so naturlieb und räumt seinen Müll ordnungsgemäß weg. Der Besitzer des Waldstücks hat vermutlich keine Lust, sich um die Hinterlassenschaften und Schäden der Camper zu kümmern. Und die Tiere des Waldes fühlen sich auch nicht unbedingt wohler, wenn große Zelte mitten in ihrem Zuhause aufgeschlagen werden. Das Verbot, im Wald zu zelten, dient also nicht deiner Schikane, sondern hauptsächlich dem Schutz der Natur.
Mit welchen Strafen musst du rechnen, wenn du doch im Wald zeltest?
Das Zelten im Wald stellt keine Straftat, sondern eine Ordnungswidrigkeit dar. Doch das bedeutet nicht, dass du straffrei ausgehst, wenn dich der Eigentümer oder ein Jäger erwischt. Die Bußgelder können sogar ganz schön zu Buche schlagen. Insbesondere dann, wenn man in Gebieten zeltet, die besonders heikel sind. Dazu zählen Naturschutzgebiete, Biotope, Biosphärenreservate, Nationalparks und Naturdenkmäler. Schlägst du trotz des Verbots dein Zelt auf und hältst dich nicht an die Gesetze, drohen dir je nach Bundesland und Vergehen in der Regel eine Geldstrafe zwischen 5 Euro und 500 Euro. Ein einfaches Zelten am Wegesrand wird sicherlich weniger bestraft, als das Errichten des Zeltes inmitten eines Naturschutzgebiets samt Feuerstelle und Verwüstung der umliegenden Natur. Kommen noch weitere Delikte wie Hausfriedensbruch oder Sachbeschädigung hinzu, kann ein Bußgeld von bis zu 5.000 Euro drohen. Es sollte jedoch selbstverständlich sein, den Wald mit Respekt und Wertschätzung zu behandeln. Verhältst du dich beim Zelten ordentlich und vorsichtig und baust deine Behausung am frühen Morgen wieder ab, kann es sein, dass dich der Jäger auch straffrei und mit einer Verwarnung davonkommen lässt. Darauf verlassen würde ich mich jedoch nicht.
Wie du trotzdem im Wald übernachtest
Du liebst die Natur und möchtest unbedingt unter dem Sternenzelt schlafen, um dein Outdoor-Erlebnis ideal abzurunden? Dann lass den Kopf nicht hängen. Denn es gibt Möglichkeiten, wie du trotz des Zelt-Verbots im Wald schlafen und dem Ruf des Käuzchens lauschen kannst.
Genehmigung holen
Du kennst die Strecke, die du gehen möchtest bereits? Perfekt! Dann erkundige dich doch einfach im Voraus bei der Stadt oder beim Forstamt, wem das Waldgebiet gehört, in dem du übernachten möchtest. Anschließend fragst du den Eigentümer um Erlaubnis und machst ihm deine Absichten als Naturfreund klar. Versichere ihm, dass du keine Spuren hinterlassen wirst und den Wald und seine Bewohner achtest. Lasse dir die Genehmigung schriftlich geben, sodass du jederzeit auf Nachfrage vorweisen kannst, dass du tatsächlich die Berechtigung zum Übernachten im Wald hast.
Es geht auch ohne Zelt
Die Gesetzeslage ist recht kompliziert und verwirrend. Alle Details zu erwähnen, würde den Rahmen des Artikels sprengen. Eines solltest du jedoch wissen: Das Gesetz hat seine Grauzonen, die dir nützlich sein können. Denn es ist lediglich verboten, in einem Zelt im Wald zu übernachten. Was ein Biwak betrifft, gehen die Meinungen auseinander. Es handelt sich nicht wirklich um ein Zelt und wird von vielen eher als Wetterschutz eingeordnet. Andere wiederum argumentieren, es hätte eine geschlossene Hülle und ein Gestänge, weshalb man es auch zur Kategorie Zelte zählen kann. Möchtest du auf Nummer sicher gehen, dann wähle doch einfach den klassischen Schlafsack mit Isomatte oder entscheide dich für eine Hängematte mit Schlafsack. Bei schlechtem Wetter spannst du zusätzlich ein Tarp. Diese Optionen sind nämlich nicht explizit verboten und somit erlaubt.
Ruhepause für Nachteulen
Du liebst die Nacht und wie friedlich die Natur in dieser Zeit ist? Dann plane eine Nachtwanderung und gönne dir eine Schlaf- und Ruhepause, sobald die Sonne wieder aufgegangen ist. Du schlägst einfach eine Picknick-Decke auf einer Waldlichtung auf, etwas Verpflegung und eventuell ein Buch neben dir platziert und ein wenig schlummern. So wirkst du nicht wie jemand, der bewusst im Wald schläft, sondern eher wie ein Wanderer, der während seiner kleinen Auszeit eingenickt ist. Sollte dich jemand ansprechen, entschuldige dich höflich, packe zusammen und gehe weiter.
Alternativen zum Übernachten im Wald
Das Wetter ist zu schlecht, um ohne Zelt im Wald zu schlafen, oder du hast keine Genehmigung bekommen? Auch dann kannst du deine Nächte naturnah verbringen. Diese Alternativen hast du:
- Es gibt Waldcampingplätze, auf denen du dich beinahe so frei fühlst wie beim Wildcampen.
- Manche Waldabschnitte haben kleine, einfache Notunterstände aus Holz. Mit einem Schlafsack fühlst du dich fast wie in einem Zelt.
- Buche eine Nacht in einer Wanderhütte und genieße den Charme von Kaminfeuer und deftigem Vesper.
- Frage vor deiner Tour auf den örtlichen Bauernhöfen nach, ob du gegen Bezahlung oder Mithilfe eine Nacht auf dem Hof verbringen darfst. Du könntest auch mit einem Schlafsack im Stroh schlafen, um den Eigentümern keine Umstände zu bereiten.
- Schlafe im Auto.
Nun würde mich interessieren, ob du schon einmal im Wald geschlafen hast? Wenn ja, wie war es? Oder hast du es demnächst vor?