Die COVID-19-Pandemie hat zur Verwendung bestimmter HIV-Medikamente zur Linderung von SARS-CoV-2-Infektionen geführt. Obwohl beide Viren Gemeinsamkeiten aufweisen, gibt es dennoch wesentliche Unterschiede.
RNA-Viren mit unterschiedlichen Infektionsarten
Sowohl das HI-Virus (HIV) als auch SARS-CoV-2 sind RNA-Viren. Während HIV bestimmte Zellen des Immunsystems angreift, nistet sich SARS-CoV-2 leichter im Rachenraum ein und verbreitet sich durch Niesen oder Husten. Im Gegensatz zu SARS-CoV-2 wird HIV nicht durch Tröpfcheninfektion übertragen.
Unterschiedliche Angriffsmuster
Beide Viren benötigen eine Oberflächenmarkierung, um in die Zellen einzudringen. SARS-CoV-2 sucht nach dem ACE2-Rezeptor, der hauptsächlich auf Lungenzellen zu finden ist, während HIV die CD4-Ausstülpung auf den Zellen benötigt, um anzudocken. Im Körper richten beide Viren Schaden an den T-Lymphozyten, dem zellulären Abwehrbereich, an. HIV breitet sich im ganzen Körper aus, während SARS-CoV-2 nicht fähig ist, seine Erbsubstanz in unsere einzubauen.
Herausforderungen bei der Impfung
Eine HIV-Impfung existiert bisher nicht, da das Virus sich ständig verändert und viele Mutationen aufweist. Im Gegensatz dazu mutiert SARS-CoV-2 seltener. Die Entwicklung einer SARS-CoV-2-Impfung wird aufgrund der biologischen Struktur der Viren vorangetrieben.
Einsatz von HIV-Medikamenten bei COVID-19
Die Proteasen beider Viren spielen eine wichtige Rolle im Vermehrungszyklus. Ein HIV-Protease-Hemmer hatte einen günstigen Effekt bei der SARS-Infektion im Jahr 2004. Es bleibt die Hoffnung, dass dieser Hemmer auch bei SARS-CoV-2 wirkt. Es wurden Berichte über die Wirksamkeit von Lopinavir/Ritonavir (Kaletra) bei SARS-CoV-2 veröffentlicht, jedoch gab es keine wesentliche Verbesserung im Vergleich zur Standardtherapie.
Unterschiede bei Antikörpertests
Antikörpertests für SARS-CoV-2 sind komplexer, da sie zwischen verschiedenen Typen von Coronaviren unterscheiden müssen. HIV-Antikörpertests sind hingegen zuverlässiger.
Gefährdung von HIV-Patienten
Es gibt keine Daten, die zeigen, dass HIV-Infizierte anfälliger für COVID-19 oder schwerere Verläufe haben. Möglicherweise wirken abgeschwächte Abwehrmechanismen von HIV dem Zytokin-Sturm entgegen.
Wahrnehmung von Arztterminen
Arzttermine sollten wahrgenommen werden, um Kollateralschäden zu vermeiden. Menschen mit anderen Krankheiten sollten die empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen befolgen. Trotz guter HIV-Therapien sollten Medikamente fortgesetzt und bei Problemen ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
Quelle: Medizinische Universität Innsbruck