Schreibabys sind typisch deutsch

Schreibabys sind typisch deutsch

Jeder kennt sie – die Schreibabys, die mindestens drei Stunden täglich an mindestens drei Tagen pro Woche mindestens drei Wochen lang weinen. Doch was viele nicht wissen: Dieses Phänomen ist vor allem in Deutschland verbreitet. In anderen Kulturen, wie beispielsweise in Südamerika oder Asien, gibt es kaum Schreibabys. Woran liegt das? Und was können betroffene Eltern tun, um ihr Baby zu beruhigen?

Schreibabys – ein Kulturphänomen

Experten sind sich einig: Das Schreibaby ist vor allem ein Kulturphänomen. In “primitiveren” Völkern, wie es der amerikanische Kinderarzt Harvey Karp nennt, gibt es weniger Schreibabys. Die Mütter dieser Kulturen verstehen es besser, ihre Babys zu beruhigen. Sie halten engen Körperkontakt und stillen häufiger. In Deutschland hingegen soll das Baby laut gängiger Meinung in einem eigenen Bett schlafen und wird oft mit Spielsachen und Essen beruhigt, anstatt mit Körperkontakt. Dabei ist Schreien ein normales Überlebenssignal des Babys. Die Eltern müssen lernen, die Signale ihres Babys zu lesen und angemessen zu reagieren.

Die Bedeutung der Bindung

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Bindung zwischen Eltern und Kind. Sicher gebundene Eltern können intuitiv gut auf die Bedürfnisse ihres Babys eingehen, unsicher gebundene Eltern haben es schwerer und bindungsgestörte Eltern können oft gar nicht gut reagieren. Die Bindungsqualität zwischen Eltern und Kind ist entscheidend für das Wohlbefinden des Babys. Bindungsstörungen, traumatische Erfahrungen und Stress der Eltern können sich auf das Kind übertragen und zu Unruhe führen. Deshalb ist es wichtig, bei der Behandlung von Schreibabys auch die Eltern einzubeziehen und ihnen Unterstützung anzubieten.

LESEN  Soundbar 2.1 vs. 3.1 vs. 5.1 (Unterschiede und welche sollten Sie kaufen)

Stresshormone und Perfektionismusstreben als Ursachen

Stresshormone und ein zunehmender Perfektionismus bei Eltern werden als mögliche Ursachen für Schreibabys diskutiert. Studien haben gezeigt, dass es Zusammenhänge zwischen physischen und psychischen Belastungen der Mütter während Schwangerschaft und Geburt und dem exzessiven Schreien ihrer Kinder gibt. Auch die heutige Elterngeneration hat oft wenig Gelegenheit, den Umgang mit kleinen Kindern zu beobachten, was zu Unsicherheiten und einem hohen Perfektionsstreben führen kann. Viele Mütter fühlen sich gedrängt, schnell in den Beruf zurückzukehren, und geraten unter Druck, wenn beim Kind nicht alles planmäßig verläuft. Doch Babys haben ihre eigenen Bedürfnisse und diese ändern sich ständig. Eltern müssen lernen, gelassener zu sein und auf ihre Körperintelligenz zu vertrauen.

Schreibabys als Symptom

Schreibabys sind oft nur ein Symptom für andere Probleme. Es hapert nicht selten an der Paarbeziehung oder es existieren Ängste oder andere Störungen seitens der Eltern. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern, die mit einem Schreibaby zu kämpfen haben, professionelle Hilfe suchen. In speziellen Schreiambulanzen können sie lernen, wie sie mit Stresssituationen umgehen können und wie sie gelassener auf ihr Kind reagieren können. Dabei bringt ihnen der Therapeut verschiedene Techniken bei, wie Biofeedback, Atemtechnik und Visualisierung. Diese Hilfe kann für das Kind lebenswichtig sein, denn Schreien kann ein Risikofaktor für Kindesmisshandlung sein.

Fazit

Schreibabys sind ein typisch deutsches Phänomen. Die Ursachen liegen oft in der Kultur, der Bindungsqualität zwischen Eltern und Kind sowie den Stressfaktoren der Eltern. Es ist wichtig, dass betroffene Eltern Unterstützung erhalten und lernen, gelassener mit ihrem Kind umzugehen. Nur so können sie dem Baby die Aufmerksamkeit und Nähe geben, die es benötigt.

LESEN  Eau de Parfum, Eau de Toilette, Eau de Cologne: Was ist der Unterschied?