Gebrauchte Schuhe sind oft günstiger als neue Modelle und erfreuen sich daher bei vielen Menschen, insbesondere bei Kindern, großer Beliebtheit. Doch es gibt Bedenken: Können gebrauchte Schuhe unseren Füßen Schaden zufügen? Eine Expertin erklärt, warum diese Sorgen nicht völlig unbegründet sind und wie man vorbeugen kann.
Immer mehr Menschen in Deutschland entscheiden sich für Secondhand-Kleidung, wie verschiedene Statistiken zeigen. Laut einer Umfrage von Momox, bei der 1.037 Menschen befragt wurden, hatte 2019 nur knapp die Hälfte schon einmal Secondhand-Kleidung gekauft, während es 2021 über zwei Drittel waren. Eine repräsentative Befragung von YouGov im Auftrag von eBay Kleinanzeigen und mit wissenschaftlicher Begleitung des Wuppertal Instituts zeigt, dass 28 Prozent der Befragten sich bei Kleidung, Accessoires und auch Schuhen bevorzugt für gebrauchte Produkte entscheiden.
Allerdings sind gebrauchte Schuhe wohl umstrittener als Secondhand-Kleidung und Accessoires. Obwohl die meisten Flohmärkte, Second-Hand-Läden und auch viele Online-Shops gebrauchte Schuhe anbieten, gibt es einige Bedenken hinsichtlich der Hygiene und möglicher negativer Auswirkungen auf die Füße. Jeannette Polster, Vorsitzende des Bundesverbands für Podologie, bestätigt, dass diese Sorgen nicht ganz unbegründet sind.
Fußpilz-Gefahr beim Kauf gebrauchter Schuhe
Fußpilz ist eine der häufigsten Hauterkrankungen. Expertin Polster bestätigt, dass es durchaus ein Risiko gibt, sich beim Tragen gebrauchter Schuhe damit anzustecken. Pilzsporen können auf Gegenständen, Oberflächen und Textilien wochen- oder sogar monatelang überleben. Selbst das Waschen von Textilien bei Temperaturen unter 60 Grad Celsius führt nur zu einer Überlebensrate von 10-15 Prozent. Viele Schuhe können jedoch nicht einfach in der Waschmaschine gewaschen werden, insbesondere nicht bei so hohen Temperaturen. Polster empfiehlt daher, gebrauchte Schuhe nach dem Kauf zu desinfizieren. Hierfür gibt es spezielle Produkte im Handel.
Können verformte Fußbetten den Füßen schaden?
“Ein Fuß ist nicht gleich ein Fuß”, warnt Polster. Die anatomische Struktur und die Art des Gangbildes unterscheiden sich von Mensch zu Mensch, und diese Unterschiede wirken sich auf die Innen- und Außensohlen sowie das Obermaterial des Schuhs aus. Das bedeutet, je öfter ein Schuh getragen wurde, desto besser passt er sich der individuellen Fußform an.
Wenn nun jemand anderes den Schuh trägt, kann dies Konsequenzen haben. “Gebrauchte Schuhe können bei ihrem neuen Besitzer durchaus Veränderungen oder Verformungen an Gelenken oder Zehen hervorrufen”, erklärt die Expertin.
Aus podologischer Sicht ist der Kauf gebrauchter Schuhe also nicht unbedingt empfehlenswert. Wenn man sich dennoch für gebrauchte Schuhe entscheidet, rät Polster, solche mit nur geringen Gebrauchsspuren zu wählen. Außerdem sollte man die Innensohle genau inspizieren. Starke Verfärbungen und Abdrücke deuten darauf hin, dass zumindest der Austausch der Innensohle ratsam ist. Auch eine abgenutzte Außensohle sollte repariert werden, betont die Expertin.
Gebrauchte Schuhe für Kinder: Ist das sinnvoll?
Babys und Kinder wachsen schnell aus ihren Schuhen heraus, daher kann der Kauf gebrauchter Schuhe eine finanzielle Ersparnis bedeuten. Allerdings befinden sich die Füße von Kindern noch in der Entwicklung, weshalb der Kauf gebrauchter Schuhe besonders umstritten ist. Polster klärt auf:
“Babys benötigen noch keine Schuhe, auch keine sogenannten ‘Lauflernschuhe’ – sie lernen dadurch nicht schneller oder besser laufen”, stellt sie klar. “Auch Kinder benötigen Schuhe nur zum Schutz vor Kälte, Nässe und Verletzungen.”
Polster empfiehlt, Kindern so viel wie möglich ohne Schuhe laufen zu lassen. Wenn Kinderfüße frühzeitig und ständig in Schuhe gesteckt werden, werden Fußmuskeln, Sehnen und Bänder geschwächt, was zu Fehlstellungen führen kann. “Dieser Effekt wird noch verstärkt, wenn gebrauchte Schuhe bereits vorgeformt sind, weshalb ich diese nicht für Kinderfüße empfehlen kann”, erklärt die Expertin.
Sie empfiehlt daher den Kauf neuer Schuhe und legt Wert auf eine flexible Sohle, weiches Obermaterial und eine gute Passform. Da Kinderfüße so schnell wachsen, sollten die Schuhe beim Kauf etwa 1-1,5 Zentimeter Platz bis zur Spitze bieten. Vorgeformte Fußbettungen sind nicht empfehlenswert.
Wenn Sie sich dennoch für gebrauchte Schuhe entscheiden, empfiehlt Polster, auf möglichst geringe Abnutzung zu achten und gegebenenfalls Innen- und Außensohlen auszutauschen oder zu reparieren.
Nachhaltiger Schuhkauf als Alternative zum Secondhand-Kauf
Beim Kauf gebrauchter Schuhe ist also große Vorsicht geboten – nicht jeder Schuh ist gut für unsere Füße geeignet. Wenn Sie ein Paar mit geringen Gebrauchsspuren finden, sollten Sie sicherheitshalber die Innensohle austauschen und gegebenenfalls die Außensohle reparieren lassen. Wenn Sie jedoch nicht fündig werden, aber dringend neue Schuhe benötigen, können Sie auf Neuware zurückgreifen.
Neue Schuhe sind weniger umweltfreundlich als gebrauchte Schuhe. Sie werden unter Ressourcenaufwand produziert und müssen von oft weit entfernten Produktionsstätten zu den Käufern transportiert werden. Ausbeutung und Umweltverschmutzung sind nach wie vor große Probleme in der Modeindustrie, auch im Schuhbereich. Die Gerbung von Leder erfolgt beispielsweise häufig unter umweltschädlichen Bedingungen: Ein Kilogramm Roh-Tierhaut kann mit bis zu 500 Gramm Chemikalien behandelt werden. Die Tierschutzorganisation Peta warnt vor den Missständen in der weltweiten Lederproduktion in China, Südamerika und Indien, wo Gerbereiabwässer oft ungeklärt in Flüsse und Trinkwasserversorgungen gelangen. Die Initiative “Together for Decent Leather” deckte 2022 weitere Missstände in der Lederindustrie auf, darunter fehlende Arbeitsverträge, niedrige Löhne und der Einsatz schädlicher Chemikalien ohne angemessene Schutzausrüstung für die Arbeiter:innen.
Auf Utopia stellen wir auch verschiedene Marken für vegane Schuhe vor, die kein konventionelles Leder verwenden und bei denen keine Tiere geschlachtet wurden. Zudem bieten wir nachhaltige Sneaker von Labels an, die in verschiedenen Bereichen nachhaltiger produzieren als die Konkurrenz. Diese Modelle sind zwar nicht perfekt, haben jedoch gewisse Vorteile gegenüber anderen Marken. Generell gilt: Der umweltfreundlichste Schuh ist der, den man nicht neu kaufen muss. Um Ihre Schuhe möglichst lange haltbar zu machen, finden Sie hier einige Tipps zur Schuhpflege, sowohl für Lederschuhe als auch für Textilschuhe.
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