Schulbegleitung in der ambulanten Pflege

Schulbegleitung in der ambulanten Pflege

Schulunterricht, Schwimmkurs und Klassenfahrt – auch für schwer erkrankte Kinder und Jugendliche soll das zum Alltag gehören. In einem Interview mit unserer Kollegin Katrin Weinzierl, einer Kinderkrankenschwester in der ambulanten Pflege, erläutern wir die Bedeutung der Schulbegleitung bei Sterntaler. Warum ist die Teilhabe an Bildung so wichtig für die Kinder und Jugendlichen? Welche Aufgaben haben Pflegefachkräfte bei der Schulbegleitung und was macht diese Arbeit so besonders?

Warum ist Schulbegleitung für erkrankte Kinder und Jugendliche so wichtig?

Die Schulbegleitung richtet sich in erster Linie an Kinder und Jugendliche, die zum Beispiel ein Tracheostoma haben – eine Kanüle im Hals. Manche von ihnen werden über diese Kanüle komplett beatmet, während andere eigenständig atmen können. Doch es besteht immer die Gefahr, dass sich Sekret verlegt oder Atemnot auftritt, sodass abgesaugt oder inhaliert werden muss. Aus diesem Grund ist immer eine Pflegefachkraft in der Schule erforderlich. Manche begleiteten Kinder und Jugendlichen benötigen kontinuierlich Sauerstoff oder leiden an schwerer Epilepsie. In solchen Fällen muss in der Schule eine 1-zu-1-Betreuung gewährleistet sein, um jederzeit eingreifen zu können. Natürlich sollen die Krankheit und ihre Einschränkungen nicht im Vordergrund stehen, sondern ein schöner und aufregender Tag in der Schule.

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Was sind die Aufgaben einer Pflegefachkraft bei der Schulbegleitung?

Die Hauptaufgaben einer Pflegefachkraft bei der Schulbegleitung liegen zunächst in medizinischen und pflegerischen Aufgaben. Dazu gehören beispielsweise die Verabreichung von Medikamenten, das Überwachen der Vitalzeichen und das Eingreifen bei Problemen wie Atemnot oder verlegtem Sekret. Darüber hinaus sind Pflegefachkräfte auch Ansprechpartner für Lehrkräfte und Therapeuten. Doch wie in jedem anderen Bereich der ambulanten Pflege sind wir nicht nur Pflegefachkräfte. Manchmal sind wir auch die Ansprechpersonen für Sorgen und Nöte – auch das gehört zu unserer Arbeit.

Schulbegleitung

Welche Qualitäten benötigen Pflegefachkräfte für die Arbeit in der Schulbegleitung?

Auch wenn die meisten Tage reibungslos verlaufen, müssen sich Pflegefachkräfte immer bewusst sein, dass sie plötzlich vor einer lebensbedrohlichen Situation stehen können und diese eigenständig bewältigen müssen. Eine solide Ausbildung und regelmäßige Weiterbildungen sind daher grundlegende Voraussetzungen. Bei dieser Arbeit tauchen wir tief in den Alltag und das Familienleben der Patienten ein. Dabei ist es wichtig, einen professionellen Abstand zu wahren und zugleich Nähe zu ermöglichen – auch in schwierigen Situationen. Gewissenhaftigkeit ist ein unverzichtbares Persönlichkeitsmerkmal für diese Arbeit. Die Schulbegleitung beruht auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen, da Eltern ihre Kinder in unsere Obhut geben. Es ist eine große Verantwortung.

Wie sieht ein typischer Tag als Schulbegleiter/in aus?

Dies ist natürlich bei jedem Kind individuell verschieden. Ich betreue beispielsweise seit vielen Jahren einen Patienten, der geistig gesund, aber körperlich schwer beeinträchtigt ist, beatmet wird und im Rollstuhl sitzt:

  1. Der Arbeitstag beginnt beim Patienten zu Hause. Dort bereite ich alles vor, was für den Tag benötigt wird. Oft unterstütze ich auch die Eltern bei alltäglichen Dingen wie dem Anziehen oder dem Rucksackpacken. Unser Ziel ist es, die Familien so gut wie möglich zu entlasten.
  2. Dann bringt uns ein Fahrdienst zur Schule. Vor Unterrichtsbeginn stehen oft noch medizinische Tätigkeiten an, wie Verbandswechsel oder Absaugungen. Anschließend geht der Patient in seine Klasse. In meinem Fall bleibe ich meist in einem Nebenraum und komme nur hinzu, wenn mich die Lehrkräfte oder der Patient selbst braucht. Es kann vorkommen, dass der Patient Probleme bei der Beatmung hat oder abgesaugt werden muss. Für solche Fälle gibt es spezielle Pflegeräume. Die genaue Regelung ist von Schule zu Schule und von Patient zu Patient unterschiedlich. Manche Schulen bevorzugen eine kontinuierliche Betreuung durch Pflegefachkräfte, während andere, wie im Fall meines Patienten, nur bei Bedarf Hilfe leisten.
  3. Nach dem Schulschluss holt uns der Fahrdienst wieder ab. In vielen Fällen sind die Eltern berufstätig und kommen zu unterschiedlichen Zeiten von der Arbeit nach Hause. In dieser Zeit betreue ich das Kind oder den Jugendlichen noch zu Hause, zum Beispiel bei den Hausaufgaben. Bei der Übergabe an die Eltern berichte ich dann über den medizinischen Verlauf des Tages: Gab es Besonderheiten? Welche Medikamente und Nahrung hat der Patient erhalten? Welche Bedürfnisse hat das Kind oder der Jugendliche nun? Danach haben wir als Pflegefachkräfte Feierabend.
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Patientin mit Schulbegleiterin

Wie wirken sich außerschulische Aktivitäten auf Ihre Patienten und Sie aus?

Zur Schulbegleitung gehören auch Ausflüge, mehrtägige Klassenfahrten mit einem Pflegeteam und spezielle Aktivitäten, die besondere Hilfestellungen erfordern. Außerschulische Aktivitäten erfordern eine besonders sorgfältige Vorbereitung. Es ist wichtig, dass in einem anderen Umfeld keine wichtigen Materialien oder Medikamente fehlen.
Der Schwimmunterricht steht meist regelmäßig auf dem Stundenplan. Mit einem beatmungspflichtigen Kind oder Jugendlichen ist dies eine spannende Angelegenheit – aber es ist machbar. Für den Patienten ist es etwas Besonderes. Unsere Aufgabe ist es, darauf zu achten, dass alles trocken bleibt, was trocken bleiben muss, und dass alles sicher ist. Wir müssen zum Beispiel darauf achten, dass keine Flüssigkeit in das Tracheostoma gelangt.

Warum ist die Teilhabe an Bildung für Ihre Patienten so wichtig?

Die Teilhabe an Bildung gibt den Kindern und Jugendlichen ein Stück Normalität. Jeder Patient möchte ganz einfach Kind oder Jugendlicher sein. Trotz aller Einschränkungen sind sie neugierig und möchten am normalen Leben teilhaben. Die Schulbegleitung spielt dabei eine wesentliche Rolle für ihre Entwicklung und ihre seelische Gesundheit.

Warum haben Sie Spaß an der Schulbegleitung?

Es ist schön zu wissen, dass kein Tag wie der andere ist – zumindest meistens. Es gibt zwar eine gewisse Routine, aber Ausflüge und die Vielfalt im Schulalltag machen immer besonders viel Spaß. Die langjährige und enge Zusammenarbeit mit den Patienten und ihren Familien ist in der Pflegearbeit sehr besonders, da wir viel Wertschätzung erfahren. Obwohl es wichtig ist, einen professionellen Abstand zu wahren, entwickeln sich im Laufe der Zeit persönliche Beziehungen, sodass uns die Patienten ans Herz wachsen. Das macht diesen Beruf so besonders. Die Dankbarkeit der Familien, die wir auch nach Jahren noch erfahren, macht diese Arbeit unglaublich schön.

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Schulbegleitung

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