Schulen in Deutschland und den USA: Ein Vergleich – Teil 2

Schulen in Deutschland und den USA: Ein Vergleich – Teil 2

In dem zweiten Teil unserer zweiteiligen Reihe über “Schulen in Deutschland und den USA: Ein Vergleich” haben wir den Fall der Familie Heining beleuchtet. Diese Familie kehrte nach zehn Jahren in den USA nach Deutschland zurück und für ihre Kinder gestaltete sich der Wiedereinstieg in das deutsche Bildungssystem als schwierig.

Schulformen in den USA

Die Kinder werden in den USA üblicherweise mit sechs Jahren in den sogenannten “Kindergarden” eingeschult, was in Deutschland der Vorschule entspricht. Vorher haben die Kinder oft bereits ein Betreuungsprogramm besucht, das in Deutschland dem eigentlichen Kindergarten entspricht. Es kommt also oft zu Verwechslungen zwischen dem deutschen Kindergarten und dem amerikanischen “Kindergarden”.

Die Elementary (Lower) Schools umfassen die Klassenstufen vom Kindergarden bis zur 4., 5. oder 6. Klasse, je nach Schulbezirk. Die Schüler erhalten Buchstabennoten von A (sehr gut) bis F (ungenügend). In Schulbezirken, in denen keine Middle Schools oder Junior High Schools vorhanden sind, reichen sie auch bis zur 8. Klasse.

Das traditionelle Bindeglied zwischen Elementary School und High School ist die Junior High School, deren Fachabteilungen – wie an der High School – mehr oder weniger unabhängig voneinander arbeiten. Immer häufiger werden sie jedoch durch Middle Schools ersetzt. Der Hauptunterschied besteht darin, dass die Lehrer an der Middle School eng zusammenarbeiten und sogar interdisziplinäre Einheiten bilden. Junior High Schools und Middle Schools umfassen meist die Klassenstufen 6-8, manchmal auch die Klassenstufe 5 oder 9. Die High School ist vergleichbar mit der deutschen Gesamtschule und deckt die Klassenstufen 9 bis 12 ab. Der Unterricht an der High School erfolgt in Kursen ohne Klassenverbände.

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Schulen in Deutschland und den USA: Ein Vergleich – Teil 2
Ab der Junior High School gibt es in den USA keine festen Klassenverbände mehr (Foto: NeONBRAND – Unsplash)

Zu den Postsecondary Education gehören die sogenannten Undergraduate Programs, Junior Community Colleges und Vocational/Technical Institutions, die auch praktische Ausbildungen anbieten. Die Zahl der Vocational/Technical Institutions wurde jedoch reduziert, da sie hauptsächlich von akademisch schwachen Kindern, meist Afroamerikanern, besucht wurden und als diskriminierend betrachtet wurden.

Unterschiede zum deutschen Schulsystem

Einer der größten Unterschiede zwischen dem amerikanischen und dem deutschen Schulsystem besteht in der vertikalen Differenzierung. Im amerikanischen Schulsystem werden zu keinem Zeitpunkt unterschiedlich begabte Kinder auf verschiedene Schulformen aufgeteilt. Vielmehr besuchen sie gemeinsam die für ihr Alter vorgesehene Schulstufe. Kinder mit speziellem Betreuungsbedarf, wie Kinder mit geistiger Behinderung, besuchen allgemeine Schulen und werden entweder integrativ in normalen Klassenverbänden oder in Kleingruppen gefördert. Hochbegabte Kinder haben die Möglichkeit, Klassenstufen zu überspringen oder an besonderen Programmen teilzunehmen.

Im Gegensatz zum deutschen Schulsystem werden im amerikanischen Schulsystem die Klassenverbände jedes Jahr aufgelöst und neu zusammengesetzt, angefangen in der Grundschule. Auch die Klassenlehrer sind auf einzelne Jahrgangsstufen spezialisiert und wechseln meist jedes Jahr. In höheren Klassenstufen gibt es keine Klassenverbände mehr. Ähnlich wie in der gymnasialen Oberstufe in Deutschland belegen die Schüler hier Kurse, die gelegentlich sogar klassenübergreifend durchgeführt werden. An die Stelle von Klassenlehrern treten sogenannte Ansprechlehrer.

Amerikanische Schulen sind von der Grundschule an Ganztagsschulen. In Deutschland besucht dagegen nur etwa jeder dritte Schüler eine Ganztagsschule.

Allgemeine Empfehlungen

Familien sollten sich vor einem internationalen Schulwechsel genau über die Schullandschaft am neuen Wohnort informieren, um eine fundierte Entscheidung über die Bildungslaufbahn ihrer Kinder treffen zu können. Dabei sind einige wichtige Fragen zu berücksichtigen:

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Welche Schulen gibt es vor Ort? Gibt es freie Schulplätze?

In größeren Städten gibt es oft eine Vielzahl von öffentlichen, privaten und internationalen Schulen. Es ist ratsam, auf Faktoren wie die Entfernung der Schule vom Wohnort, die infrastrukturelle Anbindung und die sozio-ökonomische Zusammensetzung der Schüler zu achten. Besonders bei internationalen und privaten Schulen kann es zu langen Wartelisten kommen. Daher ist es wichtig, sich rechtzeitig zu erkundigen, ob das Kind an der gewünschten Schule aufgenommen werden kann.

Welche Abschlüsse werden von diesen Schulen angeboten? Werden diese Abschlüsse in Deutschland anerkannt?

Die meisten Schulen in den USA bieten das High School Diploma (HSD) an. In Deutschland allein berechtigt das HSD jedoch nicht zum Hochschulstudium. Eine sichere Option ist das Internationale Baccalaureat (IB), das mittlerweile an vielen Schulen in den USA erworben werden kann. Die Anerkennung ausländischer Schulabschlüsse kann in der Datenbank der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB) überprüft werden. Einige private Schulen bieten nur Unterricht bis zur 6. oder 8. Klasse an, sodass dort kein Abschluss erzielt werden kann. In einem solchen Fall sollte vorab überlegt werden, welche Schule im Anschluss besucht werden soll.

In welcher Sprache wird unterrichtet? Beherrscht mein Kind die Unterrichtssprache?

Die Unterrichtssprache in öffentlichen Schulen in den USA ist Englisch. Es ist von Vorteil, wenn das Kind bereits grundlegende Kenntnisse der englischen Sprache hat. Oftmals finden sich die Kinder jedoch schnell im englischen Unterricht zurecht. Internationale oder private Schulen können andere Unterrichtssprachen anbieten oder auch mit mehreren Unterrichtssprachen arbeiten.

Welche Kosten entstehen für den Schulbesuch?

Die öffentlichen Schulen in den USA sind in der Regel kostenfrei. Internationale oder private Schulen können jedoch hohe Schulgebühren von 15.000 bis 50.000 US-Dollar pro Schuljahr verlangen.

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Wird Deutschunterricht angeboten? Auf welchem Niveau?

Vor allem, wenn eine Rückkehr nach Deutschland nicht ausgeschlossen wird, sollte dem Kind die Möglichkeit gegeben werden, seine Deutschkenntnisse aufrechtzuerhalten oder zu verbessern. Internationale Schulen bieten teilweise muttersprachlichen Unterricht an. In einigen anderen Schulen wird möglicherweise auch Deutschunterricht angeboten. Hierbei sollte auf das Unterrichtsniveau geachtet werden. Deutsch als Fremdsprache ist für muttersprachlich deutsche Kinder nicht geeignet. Falls vor Ort keine Angebote vorhanden sind, bietet die Deutsche Fernschule für Grundschulklassen und das Institut für Lernsysteme ab der 5. Klasse vollwertige Deutschkurse als Fernunterricht an (www.deutsche-fernschule.de / www.ils.de).

Lassen Sie sich nicht entmutigen!

Im Zweifelsfall ist es ratsam, Experten zu konsultieren, um die beste Schulwahl für Ihre Kinder in Ihrer individuellen Situation zu treffen. Bereiten Sie sich bestmöglich auf den Schulwechsel vor. Trotz unterschiedlicher Schulsysteme und Herausforderungen stellt ein Auslandsaufenthalt mit der richtigen Vorbereitung eine wunderbare Bereicherung für die ganze Familie dar.