Carl Sagan bezeichnete unseren Planeten als “blassblauen Punkt”, als er die Bilder der Raumsonde Voyager 1 sah, die aus einer Entfernung von 6 Milliarden Kilometern aufgenommen wurden. Die Erde erscheint blau, da sie zu etwa drei Vierteln von Wasser bedeckt ist.
Der Ozean ist unser größtes Naturkapital und die größte Kohlenstoffsenke unseres Planeten. Er entzieht der Atmosphäre Kohlenstoff und speichert ihn. Der Ozean beherbergt rund 80 Prozent allen Lebens auf der Erde und ohne ihn könnte unser Planet nicht existieren. Während Kohlenstoffsenken an Land durch menschliche Zerstörung ineffektiv werden, ist es jetzt wichtiger denn je, den Ozean zu schützen.
Warum vernachlässigen Regierungen, Gesetzgeber und Investoren die Ozeane so sehr? Wie können wir sicherstellen, dass Entscheidungsträger dem Meer mehr Aufmerksamkeit, Anerkennung und Schutz schenken?
Seit über 30 Jahren setzt sich WDC für den Schutz von Walen und Delfinen ein. Wir wissen, dass sie durch den Klimawandel existenziell bedroht sind. Ihr Lebensraum verändert sich so stark, dass sie gezwungen sind, immer weiter zu wandern, um Nahrung zu finden und ihre Jungen aufzuziehen. Es ist ein schreckliches Kapitel im jahrhundertelangen Krieg der Menschheit gegen die Wale. Doch diesmal ist etwas anders: Es stellt sich heraus, dass Wale unsere Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise sind und wir sie dringend zum Schutz brauchen.
Wenn wir über natürliche Lösungen für den Klimawandel sprechen, denken wir normalerweise an “Grünzeug” wie Bäume, Mangroven, Seetang und Seegras. Dabei übersehen wir die entscheidende Rolle der Tierwelt, insbesondere der “Megafauna”. Wale sind groß und spielen eine entscheidende Rolle im ozeanischen System. Durch ihre Wanderungen und Tauchgänge bringen sie lebenswichtige Nährstoffe wie Eisen, Phosphor und Stickstoff in Umlauf, die das Phytoplanktonwachstum fördern. Das Phytoplankton entzieht wiederum Kohlendioxid aus der Atmosphäre und wandelt es in Sauerstoff um.
Schätzungen zufolge könnten Wale jedes Jahr dazu beitragen, dass 1,7 Milliarden Tonnen Kohlenstoff aus der Atmosphäre im Meer gespeichert werden. Das entspricht dem jährlichen Abbau von 389 Kohlekraftwerken. Doch das ist nur möglich, wenn sich ihre Populationen vom industriellen Walfang erholen können. Wale können nicht nur in ihrem Leben Kohlenstoff binden, sondern auch nach ihrem Tod. Die enorme Menge an Kohlenstoff, die in ihren Körpern eingeschlossen ist (durchschnittlich 33 Tonnen), wird in die Tiefen des Ozeans getragen und kann dort Hunderttausende von Jahren gespeichert werden.
Wir können den Bestand der Wale helfen, sich zu erholen. Das Walfang-Moratorium war eine der erfolgreichsten internationalen Schutzmaßnahmen aller Zeiten und hat Arten wie den Blauwal und den Buckelwal vor dem Aussterben gerettet. Aber wir müssen weiter gehen: Ein Ende des Walfangs durch Norwegen, Japan und Island sowie die Beseitigung von Gefahren wie Beifang, Schiffskollisionen und Umweltverschmutzung würde den Walen helfen, sich zu erholen. Dadurch helfen wir nicht nur den einzelnen Walen und Delfinen, sondern auch uns selbst.
WDC ist Teil einer globalen Initiative, die das Bewusstsein für das Meer und sein außergewöhnliches Leben verändern will. Wir betrachten das Meer nicht mehr nur als Ressource, sondern als lebendiges System – eine “Versicherung” gegen unser eigenes Aussterben.
Gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft, NGOs, Regierungen und Unternehmen arbeiten wir daran, Unterstützung für wal- und ozeanbasierte Klimalösungen zu gewinnen. Wir fördern neue Forschung, um die ökosystemaren Leistungen der Wale zu belegen. Außerdem entwickeln wir gemeinsam neue Finanzmodelle, um den Schutz der Wale und der Meere zu unterstützen. Darüber hinaus werben wir bei internationalen politischen Entscheidungsträgern für dringende Maßnahmen zum Schutz der Meere.
Wale sind ein bedeutender Teil eines komplexen Ökosystems, das die Grundlage allen Lebens auf der Erde bildet. Ohne den Schutz des Meeres können wir die Klimakrise nicht bewältigen. Indem wir die Wale retten, schützen wir auch uns selbst.