Schwanger und B-Streptokokken: Der wichtige Test

Schwanger und B-Streptokokken: Der wichtige Test

Der menschliche Körper ist ein faszinierendes Ökosystem, in dem unzählige Bakterien leben. Die meisten von ihnen sind harmlos, aber einige können uns richtig zusetzen – wie zum Beispiel B-Streptokokken. Diese kugelförmigen Bakterien sind selten krankheitserregend, aber für Schwangere können sie zu einem Problem werden, da sie das Baby infizieren und schwer erkranken lassen können.

Alle Schwangeren sollten den Test machen

Die genaue Anzahl der schwangeren Frauen, die mit B-Streptokokken infiziert sind, ist nicht bekannt. Laut dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) sind jedoch etwa 18 von 100 Schwangeren von diesen Bakterien besiedelt. Die Bakterien kommen natürlicherweise im Darm vor und siedeln sich meist im Analbereich an. Von dort können sie durch Schmierinfektion auf die Scheide übertragen werden. Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfehlen allen Schwangeren, sich zwischen der 35. und 37. Schwangerschaftswoche einem Test zu unterziehen. Dabei nimmt der Frauenarzt Abstriche aus dem Vaginal- und Analbereich. Wenn B-Streptokokken nachgewiesen werden, ist das noch kein Grund zur Panik. Das Ergebnis wird im Mutterpass vermerkt und während der Geburt wird die Mutter mit Antibiotika behandelt, um das Baby vor einer Infektion zu schützen. Dadurch verringert sich das Risiko einer Infektion beim Neugeborenen um 70 Prozent, sagt Professor Reinhard Berner, Kinderarzt und Infektiologe aus Dresden.

Das Verfahren birgt immer noch ein Restrisiko

Die offiziellen Statistiken gehen jedoch von einem etwas höheren Infektionsrisiko aus, das etwa 20 bis 30 Prozent höher liegt. Dies liegt daran, dass viele Faktoren die Ergebnisse beeinflussen können. Zum Beispiel kann es sein, dass der Test ein falsches Ergebnis liefert, da es keine 100-prozentige Sicherheit gibt, dass das Laborergebnis korrekt ist. Es ist auch möglich, dass die Mutter keinen Test gemacht hat, sei es aus Unwissenheit oder weil das Baby vor der 35. Schwangerschaftswoche geboren wurde. Ebenso kann das Antibiotikum nicht in ausreichender Dosis, zu früh oder zu spät verabreicht worden sein.

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Die Gefahr von B-Streptokokken-Infektionen

In Deutschland erkranken derzeit etwa 30 von 100.000 Neugeborenen aufgrund einer B-Streptokokken-Infektion. Gemessen an der Geburtenrate in Deutschland sind das jedes Jahr etwa 240 Kinder. Vor zehn Jahren waren es noch 50 Prozent mehr, sagt Reinhard Berner. Die Übertragung erfolgt während der Geburt, sobald die Fruchtblase platzt. Die Keime aus dem Geburtskanal gelangen in das Fruchtwasser und das Baby schluckt sie. Dadurch gelangen die Bakterien in den Magen-Darm-Trakt und können auch die Lunge besiedeln. Die Folgen können eine Sepsis (Blutvergiftung), eine Lungenentzündung oder eine Hirnhautentzündung sein.

Spätinfektionen und mögliche Impfung

Es gibt zwei Arten von Infektionen: die Frühinfektion, bei der das Baby in den ersten sieben Lebenstagen erkrankt, und die Spätinfektion, die frühestens ab dem siebten Lebenstag und spätestens bis zum Ende des dritten Lebensmonats auftritt. Die genaue Ursache für Spätinfektionen ist noch unklar, aber es gibt drei Thesen: Die Keime können auch in den Brustdrüsen der Mutter vorkommen, sie werden bei der Geburt übertragen und schlummern im Körper des Babys oder sie werden im Krankenhaus übertragen. Die meisten Kinder, die an einer Spätinfektion erkranken, leiden an einer Hirnhautentzündung. Die Behandlung erfolgt mit mindestens 14-tägiger Antibiotikagabe in der Klinik, aber einige Kinder tragen bleibende Schäden davon. Es gibt noch keine Impfung gegen B-Streptokokken, aber laut Experten gibt es Hoffnung, dass in fünf bis zehn Jahren ein Impfstoff entwickelt werden kann.

Bis dahin bleibt der Test der einzige Weg, um das Risiko einer B-Streptokokken-Infektion einzudämmen. Fragen Sie vorab bei Ihrer Krankenkasse nach, ob sie die Kosten für den Test übernimmt.

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Gut zu wissen: Liegt ein Verdacht auf eine mögliche B-Streptokokken-Infektion vor, übernimmt jede Krankenkasse die Kosten für den Test (ca. 30 Euro).