Schwierigkeiten beim Sprechen: Wann sollten Eltern über eine Logopädie für ihr Kind nachdenken?

Schwierigkeiten beim Sprechen: Wann muss mein Kind zur Logopädie?

Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern können für Eltern eine große Sorge sein. Es ist wichtig zu wissen, wann eine logopädische Behandlung erforderlich ist. Edith Volmer, Vizepräsidentin des Deutschschweizer Logopädinnen- und Logopädenverbandes (DLV), gibt klare Antworten auf diese Frage.

Schwierigkeiten beim Sprechen: Wann muss mein Kind zur Logopädie?
Die Aussprache der Buchstaben «S» oder «R» fällt vielen Kindern schwer. Quelle: KatarzynaBialasiewicz, Getty Images

Wann sollte ein Kind zur Logopädie?

Eltern stehen oft vor der Unsicherheit, ob sie mit ihrem Kind eine Logopädin oder einen Logopäden aufsuchen sollen. Doch wann ist eine Behandlung notwendig? Edith Volmer gibt vom DLV folgende Antworten:

  1. Wenn Eltern sich fragen, ob ihr Kind Unterstützung in der sprachlichen Entwicklung benötigt, ist es immer wichtig, mit einer Logopädin oder einem Logopäden zu sprechen. Denn wenn Eltern sich Sorgen machen, benötigen sie Antworten.

  2. Ein Kind benötigt Logopädie, wenn es schlecht vom Umfeld verstanden wird oder selbst nicht versteht, was das Umfeld sagt.

Auffälligkeiten, bei denen eine logopädische Behandlung sinnvoll ist

  • Wenige Wörter:
    Ein erstes Indiz für die Notwendigkeit von Logopädie ist, dass ein Kind im Alter von 24 Monaten weniger als 50 Wörter spricht. Es ist wichtig, in diesem Fall eine Therapie zu beginnen, da ein geringer Wortschatz die Grammatikentwicklung behindern kann. Das Kind muss auch Verben verwenden können, um einen Zweiwortsatz zu bilden, wie “Mama essen”. In solchen Fällen ist eine Therapie im Vorschulalter notwendig.

  • Einzelne Wörter:
    Spricht ein Kind im Alter von zwei oder drei Jahren nur einzelne Wörter und keine Sätze mit zwei oder mehr Wörtern, ist ebenfalls eine Intervention in einer logopädischen Praxis erforderlich.

  • Unverständliche Aussprache:
    Es kommt relativ häufig vor, dass Kinder im Alter von drei oder vier Jahren zwar viel sprechen, aber unverständlich sind. Dies kann zum Beispiel daran liegen, dass sie viele Konsonanten durch den Laut “G” ersetzen. Andere Kinder haben möglicherweise Probleme mit dem Redefluss, zum Beispiel Stottern. In all diesen Fällen kann eine Logopädin weiterhelfen.

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Edith Volmer betont die Bedeutung einer frühzeitigen Einschätzung durch eine Logopädin. In einigen Fällen ist zunächst keine Behandlung erforderlich. Wenn jedoch das Kind selbst unter den Sprachproblemen leidet und nicht verstanden oder verspottet wird, sollte es Hilfe bekommen.

Wann müssen Kinder das R sprechen können?

Das R und das Sch sind sehr schwierige Laute. Bei einem Vierjährigen ist es kein Grund für Logopädie, wenn er diese Laute noch nicht aussprechen kann. Dass im Vorschulalter das R noch immer durch L ersetzt wird oder das Sch wie ein S ausgesprochen wird, ist altersentsprechend. Kinder haben Zeit, diese Laute von selbst zu lernen, bis sie sechs Jahre alt sind.

Was wird bei der Logopädie gemacht?

Bei der logopädischen Behandlung können die Verfahren je nach den individuellen sprachlichen Schwierigkeiten und den Interessen und dem Alter der Kinder sehr unterschiedlich sein. Edith Volmer erklärt, dass bei der Wahl der Behandlung vor allem zwei Fragen entscheidend sind: Welchen Schritt muss das Kind als nächstes in seiner sprachlichen Entwicklung machen? Welche Fähigkeiten, die dem Kind fehlen, würden ihm im Alltag am meisten helfen?

Wenn ein Kind zum Beispiel einen begrenzten Wortschatz hat, besteht das Ziel der Behandlung nicht darin, ihm mehr Begriffe beizubringen. Stattdessen soll das Kind in die Lage versetzt werden, von sich aus Fragen zu stellen. Dadurch lernt es, an Gesprächen teilzunehmen, neue Wörter zu verstehen und sich anzueignen.

Edith Volmer betont, dass jede Übung in der Logopädie ein bestimmtes Ziel hat. Eine spielerische Förderung ist besonders im Vorschulalter wichtig. Denn ohne Spiel keine Sprache und ohne Sprache kein Spiel. Spiele wie das Spiel mit dem Verkaufsladen sind gut geeignet, um Sprache zu vermitteln.

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Wie oft muss man zur Logopädie?

Vorschulkinder kommen in der Regel zweimal pro Woche für jeweils 60 Minuten zur Logopädie. Die Förderung dauert zunächst drei bis vier Monate, bevor mehrere Monate Pause eingelegt werden, um die Ergebnisse der Behandlung in den Alltag zu integrieren. Danach beginnt eine neue Runde der Therapie, wieder für drei bis vier Monate. Schulkinder, die logopädische Unterstützung benötigen, gehen meist einmal wöchentlich für 30 bis 45 Minuten zur Therapie.

Wer zahlt die Logopädie?

Eltern entstehen keine Kosten, wenn ihr Kind logopädisch behandelt wird. Allerdings muss der Bedarf nachgewiesen werden. Wenn es um sprachliche Unterstützung geht, übernimmt der Kanton oder die Gemeinde die Kosten. Bei medizinischen Problemen trägt die Krankenversicherung die Kosten nach ärztlicher Verordnung.

In die Logopädie ohne Überweisung – geht das?

Eltern können mit ihrem Kind direkt eine Logopädin aufsuchen, wenn sie sich um die sprachliche Kommunikation ihres Kindes sorgen. Alternativ können sie auch zuerst mit dem Kinderarzt sprechen, der Adressen von Logopädinnen und Logopäden vor Ort hat. Je nach Kanton ist eine Überweisung vom Kinderarzt nur dann erforderlich, wenn es um ein medizinisches Problem wie zum Beispiel Schluckstörungen geht.