Seide ist ein faszinierendes Material, das schon seit Jahrhunderten für seinen Luxus und seine Eleganz geschätzt wird. In diesem Seidenratgeber erfährst du alles, was du über Seide und Seidenmischungen wissen musst. Lass uns eintauchen!
Was ist Seide?
Seide ist eine proteinhaltige Faser, die aus den Kokons des Seidenspinners gewonnen wird. Der Seidenspinner ist ein Schmetterling, dessen Raupen vom Menschen gezüchtet werden. Die Seide des “Echten Seidenspinners” (Bombyx mori) macht bis heute 95 % der weltweiten Seidenproduktion aus. Diese spezielle Seide wurde vom Menschen domestiziert und ist ausschließlich von den Blättern des Maulbeerbaums abhängig. Seide wurde lange Zeit nur in China hergestellt und war daher sehr begehrt. Heute ist China immer noch der Weltmarktführer in Sachen Seide, aber auch Brasilien, Japan und Indien spielen eine wichtige Rolle. Seide macht nur etwa 0,2 % der weltweit gehandelten Fasern aus.
Übrigens: Für ein T-Shirt werden etwa 500 Kokons und 32 kg Maulbeerblätter benötigt.
Zuchtseide vs. Wildseide
Die Seide des Echten Seidenspinners wird auch als Zuchtseide oder Maulbeerseide bezeichnet. Sie wird in einer kontrollierten Umgebung erzeugt und die Raupen werden bei der Herstellung getötet. Bei der Wildseide hingegen lässt man die Raupen erst aus dem Kokon schlüpfen, bevor sie weiterverarbeitet werden.
Gut zu wissen: Mittlerweile gibt es auch Bio-Seide, bei der die Maulbeerbäume in biologischem Landbau gezüchtet werden. Außerdem gibt es vegane Seide, aber dazu später mehr.
Wie wird Zuchtseide hergestellt?
Der Bombyx mori produziert einen Faden, der relativ leicht abgewickelt werden kann. Dafür werden die Kokons einige Tage nach ihrer Fertigstellung mit Wasserdampf oder kochendem Wasser behandelt.
Von einem hochwertigen Kokon ergeben sich etwa 2.500 m Seidenfasern, von denen bis zu 1.500 endlos abgespult werden können. Diese Seide nennt man “Haspelseide”. Der Endlosfaden des Maulbeerseidenspinners ist glänzend, fein und regelmäßig. Der Rohseidenfaden ist nahezu weiß und das ist einer der Hauptgründe, warum Zuchtseide so beliebt ist.
Wie wird Wildseide hergestellt?
Wildseide hingegen hat eine bräunliche oder beige Farbe. Sie wird von verschiedenen Arten von seidenspinnenden Insekten gewonnen. Das bekannteste ist der Tussahseidenspinner, der in Indien heimisch ist. Der Unterschied zur Maulbeerseide besteht darin, dass die Seide nicht in einem Endlosfaden gewonnen wird. Stattdessen wartet man, bis der fertige Falter den Kokon verlassen hat, und spult dann die bereits zerrissenen Fäden ab. Die so gewonnene Seide ist ungleichmäßig, matt und gelblich bis braun.
Die wichtigsten Seidengewebe
Seide kann in verschiedensten Formen produziert werden. Hier sind die relevantesten für die Stoff- und Bekleidungsbranche:
1. Seidenchiffon – das transparente Seidengewebe
Seidenchiffon ist hauchzart, leicht und sehr dünn. Aus Seidenchiffon genähte Kleidungsstücke können zusammengefaltet oder in eine Faust gepresst werden. Seidenchiffon ist ein sehr empfindliches Material und benötigt spezielle Pflege.
2. Seidensatin – mal glänzend, mal matt
Seidensatin ist ein edler Stoff, der sehr fein und federleicht ist. Die Oberfläche ist hochglänzend, während die Unterseite eher matt ist. Seidensatin schmiegt sich gut an den Körper und bietet ein hervorragendes Tragegefühl. Durch Beimischung von Elastan wird der Stoff elastisch und dehnbar, was den typischen Stretch-Effekt erzeugt.
3. Seiden-Crêpe oder Crêpe de Chine – körniges Gewebe
Seiden-Crêpe hat eine körnige Oberfläche. Die Seidenfäden werden überdreht, was dem Gewebe eine raue Textur verleiht. Das Seidengewebe selbst ist weich und fließend. Die Bezeichnung stammt von der rauen Beschaffenheit des Krepps.
4. Seidenjacquard – edles Muster
Seidenjacquard zeichnet sich durch komplexe und edle Muster aus. Die Oberfläche hat matte und glänzende Bereiche. Jaquard-Gewebe können aus verschiedenen Materialien hergestellt werden, aber Seide sorgt für die hochwertigsten und teuersten Ergebnisse. Seidenjacquard ist robust und strapazierfähig.
5. Brokat – majestätisch und luxuriös
Brokat ist eine veredelte Form des Seidenjacquards. In den Stoff werden Glanzfäden aus Gold und/oder Silber eingewebt, was die Musterung noch exklusiver macht. Produkte aus Seide mit Brokatanteilen sind entsprechend teuer.
6. Doupionseide – außergewöhnlich unregelmäßig
Doupionseide zeichnet sich durch eine leicht unregelmäßige Optik aus, da verschiedene Seidenarten verwendet werden. Die längs verlaufenden Fäden bestehen aus Maulbeerseide, während die diagonalen Fäden aus Wildseide gewonnen werden. Doupionseide ist eines der wichtigsten Seidengewebe, aber zu große Unregelmäßigkeiten gelten als Qualitätsmangel.
7. Unverarbeitete Seide – der Rohstoff
Unverarbeitete Seide enthält noch den Seidenleim (Sericin), der die Fasern zusammenhält. Dadurch kann das Gewebe steif und gelblich werden und zieht Gerüche und Verschmutzungen an. Daher wird unverarbeitete Seide selten verwendet.
8. Georgette – der Look der 1920er Jahre
Georgette-Seide hat eine strukturierte Oberfläche mit kreppähnlichen Akzenten. Sie ähnelt dem Seidencrêpe, ist jedoch eher schleierförmig und dünn. Georgette wurde in den 1920er Jahren populär und ist nach der Pariser Modeschöpferin Georgette de la Plante benannt.
9. Organza-Seide
Organza-Seide ist transparent und hat eine besonders schimmernde Oberfläche. Das Seidengewebe erscheint je nach Lichteinfall in verschiedenen Farben. Organza-Seide wird oft für hochwertige Vorhänge und Tischdecken verwendet.
Zusammensetzung von Seide
Seide besteht aus zwei langkettigen Eiweißmolekülen:
- Fibrion (70-80 %)
- Sericin (20-30 %)
Zusätzlich enthält Seide Skleroproteine, die sich in Propylenglycol oder Glycerin lösen lassen.
Worauf du beim Kauf und bei der Verwendung von Seide achten solltest
Qualitativ hochwertige Stoffe bestehen zumindest teilweise aus Naturfasern wie Wolle, Seide, Leinen oder Baumwolle. Aber wie erkennt man Seide? Hier sind zwei Möglichkeiten:
- Reibeprobe: Einige Seidenstoffe erzeugen beim Reiben ein Quietschen, das man auch als “Seidenschrei” bezeichnet.
- Brennprobe: Ein Seidenfaden wird angezündet. Echte Seide brennt mit einer gelblich-weißen Flamme und riecht nach verbranntem Haar. Der Rückstand sollte leicht zerreibbar und bröckelig sein. Seide ist schwer entflammbar und brennt nur langsam weiter.
Eigenschaften und Qualitätsbezeichnungen von Seide
Seide zeichnet sich durch ihren Glanz und ihre hohe Festigkeit aus. Sie ist isolierend gegen Kälte und Wärme und kann bis zu einem Drittel ihres Gewichts an Wasser aufnehmen. Seide ist nahezu knitterfrei und bringt Farben brillant zur Geltung. Allerdings ist Seide empfindlich gegen hohe Temperaturen, Abrieb und Wasserflecken.
Die Qualität der Seide hängt von ihrem Gewicht und ihrer Feinheit ab. Häufig wird die Bezeichnung “Pongé” verwendet. Eine Pongé entspricht einer bestimmten Momme, einer japanischen Gewichtseinheit. Die Feinheit von Seide kann auch in Einheiten wie Denier oder Tex angegeben werden.
Was ist Kunstseide?
Kunstseide, auch als Rayon oder Viskose bekannt, ist eine textile Faser, die der Naturseide in ihrem Aufbau ähnelt. Sie wird aus Polymerlösungen hergestellt. Immer beliebter wird vegane Seide, eine Bezeichnung, die sich im Verkauf durchgesetzt hat.
Welche Arten von Kunstseide gibt es?
Hier sind einige Arten von Kunstseide:
- Cupro-Seide: Ein Seidenimitat mit feinem Glanz und glatter Oberfläche. Cupro-Seide ist preiswert und auch für Allergiker geeignet.
- Seidenmischgewebe: Textilien, die aus Naturseide und anderen Materialien wie Baumwolle oder Wolle bestehen. Sie kombinieren die Vorteile beider Materialien und sind preiswerter als echte Seide.
- Baumwollseide und Baumwoll-Seidenmischung: Eine Kombination aus dem edlen Aussehen von Seide und dem Tragekomfort von Baumwolle. Ein weiches Material mit feinem Schimmer, ideal für elegante Kleidung.
Weitere Seidenarten
Es gibt noch viele weitere Seidenarten und Seidenmischungen, wie Bouretteseide, Fagaraseide, Mugaseide, Muschelseide, Eriaseide, Anapheseide, Wattseide, Flockseide, Kammzugseide, Pelseide und Koische Seide. Jeder Stoff hat seine eigenen Besonderheiten und Einsatzmöglichkeiten.
Pflege und Verarbeitung von Seidenstoffen
Seidenstoffe sollten mit größtmöglicher Sorgfalt gereinigt werden, vorzugsweise per Handwäsche. Dafür sollte ein mildes Seidenwaschmittel verwendet werden. Das Zuschneiden von Seide sollte mit einer scharfen Schere erfolgen. Weitere Tipps zur Pflege und Verarbeitung findest du auf den jeweiligen Stoff-Kategorieseiten.
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