Selbstsabotage: Wie wir uns selbst im Weg stehen und damit aufhören können

Selbstsabotage: Wie wir uns selbst im Weg stehen und damit aufhören können

Die meisten von uns kennen das Gefühl – endlich rückt der ersehnte Karrieresprung, der liebevolle Traumpartner oder die lang ersehnte Weltreise näher, doch plötzlich setzt eine Art Blockade ein. Anstatt einfach zuzugreifen, finden wir Ausreden, gehen unnötige Umwege oder schlagen eine völlig andere Richtung ein. Und wenn es dann wieder einmal nicht mit dem Glück geklappt hat, schieben wir die Schuld gerne auf äußere Umstände oder Pech. Dabei sind wir oft selbst diejenigen, die sich im Weg stehen.

Dieses Phänomen nennt sich Selbstsabotage und kann auf den ersten Blick absurd erscheinen. Wir stellen uns mit verschiedenen Methoden selbst ein Bein, wenn wir gerade dabei sind, richtig loszulegen. Die Bestseller-Autorin Brianna Wiest hat diesem Thema ein ganzes Buch gewidmet. In “The Mountain is you” beschreibt sie das Problem aus einer philosophischen Sichtweise:

“Manchmal sabotieren wir unsere Beziehungen, weil es uns eigentlich darum geht, uns selbst zu finden – wir jedoch auch Angst haben, allein zu sein. Manchmal sabotieren wir unseren beruflichen Erfolg, weil es uns eigentlich darum geht, künstlerisch tätig zu sein, selbst wenn uns dies nach den Maßstäben der Gesellschaft weniger zielstrebig erscheinen lässt. Manchmal sabotieren wir unseren Heilungsweg, indem wir unsere Gefühle analysieren, weil wir dadurch vermeiden können, sie tatsächlich zu erfahren.”

Was Selbstsabotage bedeutet

Selbstsabotage bedeutet, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse, Wünsche, Werte und Ziele behindern. Dies kann bewusst oder unbewusst geschehen und sich auf verschiedene Weise zeigen. Nahezu jeder von uns nutzt zumindest gelegentlich den ein oder anderen Sabotage-Mechanismus.

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Vielleicht haben Sie sich schon einmal dabei erwischt, wie Sie sich zu viel Arbeit aufhalsten, wissend, dass die To-Do-Liste niemals abgearbeitet werden kann. Oder Sie schieben wichtige Aufgaben bis zum letzten Moment vor sich her, kaufen Dinge, die Sie eigentlich nicht brauchen, oder dramatisieren zwischenmenschliche Beziehungen. All das sind Formen der Selbstsabotage.

Sechs Mechanismen der Selbstsabotage

Es gibt jedoch noch viele andere Formen der Selbstsabotage. Autorin Wiest beschreibt in ihrem Buch die verschiedenen Arten der Selbstsabotage und nennt gleichzeitig Strategien, um diese zu überwinden. Hier sind sechs der prägendsten Taktiken von Selbstsaboteuren:

Innerer Widerstand

Kennen Sie das Gefühl, dass Sie vor einer neuen Aufgabe stehen, sich aber einfach nicht aufraffen können, damit anzufangen? Das ist der innere Widerstand. Er entsteht, wenn wir nicht genau wissen, was wir wollen oder nicht bereit sind, uns dafür einzusetzen.

Der Ausweg: Verschaffen Sie sich Klarheit darüber, was Sie wollen und was es dafür braucht. Manchmal ist es auch okay, auf eine Tätigkeit zu verzichten, wenn der innere Widerstand zu groß ist.

Zu viel des Guten

Jeder Mensch hat eine Grenze für das Gute. Wenn das Leben es sehr gut mit uns meint, kann es uns verunsichern und Schutzmechanismen auslösen. Das ist der Moment, in dem die Selbstsabotage beginnt.

Der Ausweg: Verlassen Sie Ihre Komfortzone auch im Positiven. Machen Sie kleine Schritte und trauen Sie sich, das gute Unbekannte anzunehmen.

Perfektionismus als Maßstab

Perfektionismus ist eine Utopie, die wir uns gerne erzählen. Wenn wir versuchen, perfekt auszusehen, uns perfekt zu verhalten oder perfekte Arbeitsergebnisse abzuliefern, erzeugen wir unrealistische Erwartungen an uns selbst, die wir niemals erfüllen können.

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Der Ausweg: Schrauben Sie Ihre eigenen Ansprüche herunter und machen Sie einfach, ohne sich Gedanken darüber zu machen, wie das Ergebnis aussehen wird. Gehen Sie auch mal das Risiko ein, Fehler zu machen, denn daraus lernt man bekanntlich.

Die Scheu vorm Scheitern

Die Angst vor dem Scheitern hindert uns oft daran, komplexe Liebesgeschichten zu beginnen oder die nächste Karrierestufe zu erreichen. Oft fangen wir gar nicht erst an, die nötige Arbeit in unsere Ziele zu investieren und bleiben mit verpassten Chancen zurück.

Der Ausweg: Begreifen Sie das Scheitern als Teil des Lebens und passen Sie Ihre Erwartungen an die Realität an. Niemand hat eine Garantie für den Erfolg neuer Projekte. Geben Sie ihnen eine Chance, auch wenn das Scheitern möglich ist.

Erfolge, die keine sind

Oft neigen wir dazu, unsere eigenen Erfolge herunterzuspielen. Indem wir unsere Leistung nicht anerkennen, wollen wir das Gefühl vermeiden, es “geschafft” zu haben und das Ganze wieder zu verlieren.

Der Ausweg: Verändern Sie Ihre Sichtweise. Lassen Sie zu, dass Gutes in Ihr Leben kommt und genießen Sie es, anstatt Angst davor zu haben. Es gibt keine Garantie dafür, dass Sie nach dem Erreichen des Gipfels fallen.

Bloß beschäftigt bleiben

Wer immer unter Strom steht und von Termin zu Termin hetzt, hat keine Zeit für seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Dies ist auch eine Form der Selbstsabotage, da man sich von seinem Inneren, von tiefen Sehnsüchten und Sorgen ablenkt und vor sich selbst davonläuft.

Der Ausweg: Pausen sind Gold wert. Schaffen Sie bewusst Freiräume, um Zeit mit sich selbst zu verbringen. Es mag anfangs ungewohnt sein, aber es kann langfristig eine große Veränderung bewirken.

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Die selbsterfüllende Prophezeiung

Selbstsabotage hat viele Gesichter, aber meistens ist die Ursache ein mangelndes Selbstwertgefühl und ein negatives Selbstbild. Dadurch manipulieren wir uns selbst und provozieren eigenes Versagen. Mit jedem erfolgreichen Selbstsabotageakt verstärkt sich diese sich selbsterfüllende Prophezeiung. Die Angst vor weiterem Misserfolg wächst und der Selbstwert leidet. Laut Autorin Brianna Wiest sind Angst und Unsicherheit Faktoren, die zu Selbstsabotage führen können.

Die gute Nachricht ist, dass wir uns nicht mit dem Saboteur in uns abfinden müssen. Sobald wir erkennen, wo wir uns selbst im Weg stehen, können wir aktiv gegen die Selbstsabotage vorgehen. Dazu müssen wir tiefgreifende psychologische Erkundungsprozesse durchlaufen, das zugrunde liegende traumatische Ereignis identifizieren, unverarbeitete Emotionen befreien, gesündere Wege finden, unseren Bedürfnissen nachzukommen, unser Selbstbild neu definieren und Fähigkeiten wie emotionale Intelligenz und Resilienz entwickeln.

Ja, das klingt nach viel Arbeit. Aber es lohnt sich. Denn das Gegenteil von Selbstsabotage ist Selbstbestimmung. Und die erreichen wir nur dann, wenn wir uns selbst reflektieren und uns Zeit und Raum für uns nehmen. Sobald es uns gelingt, das Gute im Leben anzunehmen, können wir das Leben aktiv gestalten und unsere Träume angehen, anstatt ihnen ständig hinterherzujagen.