Selbstständig als GWH-Installateur – mit und ohne Meister (Gründen im Handwerk Teil 3)

Selbstständig als GWH-Installateur – mit und ohne Meister (Gründen im Handwerk Teil 3)

Viele Ältere erinnern sich wahrscheinlich noch an das Lied von Reinhard May mit der Textzeile „Ich bin Klempner von Beruf, ein dreifach Hoch auf den, der dieses gold’ne Handwerk schuf…“ Das Lied ist vielleicht schon etwas in die Jahre gekommen – der Text stimmt so aber noch immer. Für Gas-Wasser-Heizungs-(GWH)-Installateure gibt es immer noch jede Menge zu tun. Beim derzeitigen Trend zu völlig neuen und deutlich ökologischeren Heizungsformen in Zukunft wahrscheinlich noch viel mehr – dennoch gibt es durch die Bank zu wenig Installateurbetriebe. Wer einen braucht, wartet oft ewig. Grund genug, darüber nachzudenken, selbst einen Installateurbetrieb zu gründen. Hier zeigen wir euch, wie’s geht und worauf ihr achten müsst, um richtig gut durchzustarten.

Selbstständig machen als Gas/Wasser/Heizungs-Installateur – die Voraussetzungen

… gründen als Installateur mit Meister

Die wichtigste Voraussetzung für die Selbstständigkeit bzw. die Gründung deines eigenen GWH-Betriebes ist wie bei vielen Handwerksberufen, der Meisterbrief – und die Erlaubnis der zuständigen Handwerkskammer.
Um die Erlaubnis, die man noch vor der Gewerbeanmeldung bei der Handwerkskammer einholen muss, kommt man nicht herum – um den Meisterbrief gegebenenfalls schon, wenn man die Meisterausbildung nicht nachholen will.

… gründen als Installateur ohne Meister

Selbstständig machen als GWH-Installateur darf sich auch:

  • wer mindestens 6 Jahre Berufserfahrung als Geselle und davon mindestens 4 Jahre in leitender Position gearbeitet hat (§ 7 HWO, „Altgesellenregelung“) und bei der HWK eine Ausübungsberechtigung beantragt hat und betriebswirtschaftliche, kaufmännische und rechtliche Kenntnisse nachweist
  • wer einen Meister als technischen Betriebsleiter anstellt
  • wer nach langjähriger Berufserfahrung einen bestehenden Betrieb übernimmt (nicht in allen Fällen möglich)
  • wer als Nicht-EU-Bürger eine EU-Bescheinigung aus seinem Heimatland vorlegen kann, die die Qualifizierung für den Beruf ausreichend nachweist (§ 9 HWO)

Selbstständiger GWH-Installateur: Die grundlegende Planung

Wie bei jeder Selbständigkeit sollte man sich im Vorfeld unbedingt ausreichend Gedanken über sein Gründungsvorhaben machen. Bevor es an das Erstellen eines Businessplans geht, sollte man einmal folgende grundlegenden Überlegungen anstellen:

  • An welchem Standort will ich meinen Handwerksberuf ausüben?
  • Was für ein Gebäude an welchem Ort ist dafür notwendig, sind solche Gebäude überhaupt verfügbar?
  • Wie groß soll das Unternehmen werden? (vom Ein-Mann-Unternehmen bis zum Großbetrieb)
  • Für geplante Einzelkämpfer: was kann ich überhaupt leisten? was nicht? wo kann ich mit welchen Stärken als One-Man-Unternehmen punkten (auch gegenüber der Konkurrenz)?
  • Auf welche Bereiche will ich mich spezialisieren? Was will ich alles anbieten?
  • Wer ist meine Zielgruppe? Wo liegt mein Einzugsgebiet?
  • Welche Marktchancen bestehen in meinem Einzugsgebiet überhaupt?
  • Wie sieht die Auftragslage im Einzugsgebiet allgemein aus?
  • Wie viel wird dort in den nächsten Jahren gebaut (potenzielle Aufträge für die Installation von Neubauten)?
  • Worin soll mein Alleinstellungsmerkmal liegen? Wie hebe ich mich von anderen Betrieben ab?
  • Wie kann ich eventuell mit regelmäßigen Wartungsarbeiten konstant Einnahmen generieren?
  • Welche Kooperationen könnte ich eingehen – z. B. mit Wohnungsbaugesellschaften oder Bauträgern?
  • Wie viele Mitarbeiter werde ich benötigen? welche Ausbildung und welche Erfahrungen müssen sie für den Bereich haben, in dem ich meine Leistungen anbieten will?
  • Will ich auch einen Notdienst-Service anbieten?
  • Welche Ausrüstung macht meine geplante Spezialisierung / mein Angebot nötig? Wieiviel Kapital brauche ich dafür?
  • Macht ein strategischer Zusammenschluss mit anderen Betrieben in einzelnen Bereichen möglicherweise Sinn?
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Businessplan „GWH-Installateur“: Finanzierung eures Handwerkbetriebes

Im nächsten Schritt geht es dann an die Erstellung eines professionellen und detaillierten Businessplan. Wichtig sind darin vor allem eine umfassende Standortanalyse, eine umfassende Konkurrenzanalyse und ein Finanzplan samt Kapitalbedarfsplanung. Wer sich dabei unsicher ist, kann und sollte sich Hilfe suchen – zuallererst bei der Handwerkskammer (die berät auch), bei der IHK oder auch bei Gründungszentren und Dienstleistern für Gründungsunterstützung.

Auch über die Zielgruppe für die eigenen Leistungen solltet ihr euch Gedanken machen – und auch darüber, wie und womit ihr die Zielgruppe möglichst überzeugend ansprechen könnt.

Bedenken solltet ihr dabei, dass der Businessplan vor allem auch potenzielle Geldgeber und Investoren wirklich davon überzeugen muss, dass es sich um ein solides, tragfähiges Vorhaben handelt, bei dem ausreichende Gewinne in überschaubaren Zeiträumen zu erwarten sind. Auf den Businessplan solltet ihr also ausreichend Sorgfalt verwenden.

Das muss in euren Businessplan

  • Die Geschäftsidee
  • Persönliche Voraussetzungen (Lebenslauf, Nachweise zur Ausbildung, ggf. Meisterbrief)
  • Einschätzung des Marktes
  • Wettbewerbssituation
  • Produktions- und Dienstleistungsfaktoren
  • Standortwahl für euren Betrieb
  • Zukunftsaussichten (Chancen und Risiken)
  • Werbung
  • Finanzplanung (Investitionsplan, Kostenplan, Liquiditätsplan, Rentabilitätsplan, sprich, eure Kosten, Investitionen und die zu erwartenden Umsätze/Gewinne – am besten auf 3 Jahre)

(Gründungs)Kapital beschaffen

Zunächst geht es erst einmal darum, sich eine Übersicht über die bestehenden Möglichkeiten zu schaffen, wie ihr das nötige Kapital für euer Gründungsvorhaben bekommen könnt. Das reicht von verschiedenen Gründerkrediten der KfW bis hin zu privaten Geldgebern und Investoren.

Macht ihr euch aus der Arbeitslosigkeit heraus Selbstständig lohnt es sich auf jeden Fall zu checken, ob ihr Anspruch auf Gründungszuschuss habt. Natürlich gibt es noch jede Menge weiterer Förderprogramme für Gründer. Reicht euer Eigenkapital für die notwendigen Anschaffungen nicht, müsst ihr euch schon vor der Gründung an entsprechende Finanzierer wenden: die Hausbank, die KfW oder andere Geldgeber.

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Außerdem haben wir euch einen ausführlichen Leitfaden zur Gründungsfinanzierung erstellt. Den könnt ihr kostenlos hier herunterladen: Leitfaden Gründer-Finanzierung | So bekommt ihr das Geld für den Start.

Habt ihr geklärt, welche Möglichkeiten zur Beschaffung des Gründungskapitals bestehen und wie ihr das notwendige Startkapital beschafft, könnt ihr die nächsten Schritte unternehmen.

Standort – Passendes Betriebsgebäude suchen

Die Standortfrage sollte sich idealerweise schon ganz am Anfang geklärt haben, vor der tatsächlichen Anmeldung sollte man allerdings schon wissen, wo der zukünftige Unternehmensstandort sein wird. Es sollte auch klar sein, welche Umbauarbeiten gegebenenfalls am Gebäude noch nötig sind und mit welchen Kosten- und Zeitaufwand dafür zu rechnen ist.

Selbstständiger GWH-Installateur – Anmeldungen

Möchtest du dich als Gas-Wasser-Heizungs-Installateur selbstständig machen gibt es eine ganze Reihe an Anmeldungen, die du machen musst:

  • Der erste Weg führt auf die Handwerkskammer, um die Erlaubnis zu beantragen.
  • Der nächste Weg führt auf das zuständige Gewerbeamt für die Beantragung des Gewerbes.
  • Danach muss noch die Anmeldung am Finanzamt erfolgen.
  • Auch eine Anmeldung bei der Krankenkasse als Selbständiger ist notwendig (innerhalb eines Monats). Möglich sind sowohl die gesetzliche (Gründerbonus!) als auch die private Krankenversicherung.

Ist das alles erledigt, kann der Mietvertrag abgeschlossen und das Gebäude bezogen werden.

Euren eigenen GWH-Betrieb starten

Besonders am Anfang gibt es viel zu tun:

  • das Gebäude betriebsfertig machen
  • Werkzeuge und Maschinen beschaffen, Fahrzeug(e) anschaffen
  • Beziehungen zu Lieferanten knüpfen, falls nötig
  • Mitarbeiter suchen, auswählen und einstellen
  • mit der Werbung beginnen
  • einen Buchhalter und/oder einen Steuerberater engagieren
  • eine spezialisierte Handwerkssoftware für die Auftragskalkulation und die Rechnungserstellung beschaffen und sich in die Bedienung einarbeiten
  • Logo, Briefpapier und gegebenenfalls Visitenkarten erstellen lassen
  • die eigene Webseite bauen oder bauen lassen
  • ggf. weitere Werbung umsetzen, wie Autobeklebung, Firmenschild, Anzeigen etc.
  • Kontakte zu potenziellen Auftraggebern knüpfen und Aufträge gewinnen
  • erste Aufträge ausführen
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Alle diese Tätigkeiten finden nicht nacheinander statt – vieles muss zur gleichen Zeit passieren und möglichst ohne allzu große Zeitverluste, damit schnell Aufträge angenommen und abgearbeitet werden können und Einnahmen fließen.

Einige Dinge kann man bereits im Vorfeld organisieren – etwa die Auswahl eines Steuerberaters und das nötige Vorgespräch, die Anschaffung einer Kalkulationssoftware (auch bereits nützlich bei der allgemeinen Kalkulation der eigenen Preise und Stundensätze) oder das unterschriftsreife Vorbereiten von Verträgen, Angebots– und Rechnungsvorlagen. Das reduziert den Stress und die Aufgabenliste in der Zeit direkt nach der Gründung oft beträchtlich und ihr könnt euch in die Aufträge stürzen. Im besten Fall könnt ihr natürlich schon Auftraggeber vorweisen. Es ist auch nicht unüblich, dass große Unternehmen Aufträge an freie Unternehmer vergeben, hier lohnt sich auf jedem Fall die Recherche und gegebenenfalls Kontakt aufzunehmen.

Werbung für deinen Handwerksbetrieb

Eigentlich gibt es für einen GWH-Installateur einen großen Markt – schließlich werdet ihr dringend gesucht. Und doch gilt: wer nicht wirbt, stirbt. Also macht mit möglich wenig Kosten auf euch aufmerksam. Hier ein paar Tipps:

  • Wie Akquise überhaupt funktioniert, erfahrt ihr hier: Online Kundenakquise für Handwerker: 6 Tipps zum Erfolg
  • Auf Kundenfang? Neben Facebook, Instagram und Co. solltet ihr dann einschlägige Branchenregister nicht vernachlässigen. So könnt ihr euch im Bestfall also einige Aufträge an Land ziehen und gleichzeitig eure Sichtbarkeit im Web verbessern. Hier die wichtigsten Kataloge & Branchenportale kurz vorgestellt.
  • Visitenkarten, Briefkopf und Co haben noch nicht ausgedient, selbst das globale IT Startup druckt besondere Dinge gern aus. Wie ihr eine Erstausstattung mit Geschäftspapieren kalkuliert, erfahrt ihr hier.

Hat man diese turbulente Zeit allerdings erst einmal hinter sich gebracht und der Betrieb läuft ohne Probleme, kann es eine sehr lohnende Sache sein.

Gut geplant Gründen – gut organisiert durchstarten:

Es gibt noch ein paar allgemeine Punkte, die wichtig sind, um auch erfolgreich zu starten, wie eine ordentliche Buchhaltung mit dem richtigen Buchhaltungsprogramm, ein Geschäftskonto und am besten auch eine Firmenkreditkarte, um die privaten und geschäftlichen Ausgaben klar zu trennen. Eine eigene Domain (mit der entsprechenden Emailadresse), fertige Angebots- und Rechnungsvorlagen, etc. Hier findet ihr weitere Infos dazu:

  • Unser Vergleich 2023: das beste Geschäftskonto für Gründer
  • Das richtige Buchhaltungsprogramm für deinen Betrieb
  • Im Überblick: die besten Kreditkarten 2023
  • Deine eigene Domain reservieren