Sind Bio-Lebensmittel wirklich teurer?

Sind Bio-Lebensmittel wirklich teurer?

Bio-Lebensmittel sind in der Regel teurer als konventionell erzeugte Lebensmittel. Der höhere Preis ergibt sich aufgrund des größeren Aufwands bei ihrer Erzeugung, Verarbeitung und Verteilung. Aber vergleicht man die Preise von Bio-Lebensmitteln mit den Preisen von konventionellen Premium-Marken, dann ergeben sich bereits geringere Unterschiede. Tatsächlich verursachen Produkte aus konventioneller Landwirtschaft negative externe Umweltkosten, während Bio-Lebensmittel an der Ladenkasse mehr kosten. Die Bio-Preise sprechen jedoch die ökologische Wahrheit.

Bio-Lebensmittel geben den ‘tatsächlichen’ Preis wieder

Bei der Bewertung der Preise von konventionellen und ökologischen Lebensmitteln müssen immer die sogenannten ‘externen Kosten’ berücksichtigt werden. Diese entstehen durch die negativen Auswirkungen schädlicher landwirtschaftlicher Praktiken auf Umwelt, Klima oder Gesundheit. Die Kosten für die Nitrat- und Pestizidverschmutzung von Gewässern und Trinkwasser werden beispielsweise an den Steuerzahler und den Wasserkunden weitergegeben. Die vermeintlich günstigen Produkte würden also viel teurer sein, wenn die externen Kosten berücksichtigt würden und die Preise die Wahrheit sprechen würden.

Bio-Betriebe wirtschaften umwelt-, klima- und tierfreundlich und verursachen fast keine negativen externen Effekte. Darüber hinaus erbringen Bio-Betriebe positive Leistungen, wie z.B. die Stärkung der Artenvielfalt und die Bindung schädlicher Klimagase in ihren Humusböden. Wenn die ökologische Produktion geldlich bewertet wird, fällt der Preisunterschied beim Erzeugerpreis deutlich geringer aus, z.B. halbiert sich der Preisunterschied beim Schweinefleisch. Wenn also die Umweltkosten von denen getragen werden müssten, die Grundwasser verschmutzen oder Böden schädigen, wäre der Preisunterschied zwischen Bio und konventioneller Erzeugung geringer.

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Bio-Landwirtschaft ist arbeitsintensiver

Der höhere Preis von Bio-Produkten im Vergleich zum Durchschnitt konventioneller Produkte resultiert unter anderem aus höheren Produktionskosten durch arbeitsaufwändigere Verfahren und die Anforderungen an eine tiergerechte und umweltschonende Tierhaltung. Gleichzeitig sind die Erträge pro Hektar Land oder pro Kuhmilchleistung geringer. Ein Teil der Flächen wird nicht zur Produktion von Verkaufsfrüchten genutzt, sondern zum Anbau von Leguminosen zur Stickstoffgewinnung, um den Boden fruchtbar zu halten und die Pflanzen ökologisch zu ernähren. Darüber hinaus erfordert die ökologische Landwirtschaft meist ein höheres fachspezifisches Know-how und mehr Arbeitskräfte im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft.

Bio-Verarbeitung ist anspruchsvoller

In der ökologischen Lebensmittelwirtschaft sind nur wenige der in der konventionellen Lebensmittelverarbeitung eingesetzten Zusatzstoffe erlaubt. Es werden schonende Verfahren eingesetzt. Die Verarbeitung zu qualitativ hochwertigen Bio-Produkten erfordert daher ein hohes handwerkliches Können und ist sowohl zeit- als auch kostenintensiv. Aufgrund der eher klein strukturierten Bio-Verarbeitung und der relativ geringen Verarbeitungsmengen sind die Stückkosten pro Einheit höher als in der industriellen Produktion.

Bio-Handel ist kleinteiliger und setzt geringere Mengen um

Etwa ein Drittel aller Bio-Produkte wird in Naturkostläden und Reformhäusern verkauft. Diese Geschäfte zeichnen sich durch ein 100%iges Bio-Sortiment aus und bieten ihren Kunden intensiven Service und Beratung. Die Belieferung kleiner Fachgeschäfte ist mit zusätzlichen Kosten verbunden. Diese Faktoren spiegeln sich im Preis wider. Da der Umsatz von Bio-Lebensmitteln insgesamt noch relativ gering ist, sind die Logistik- und Absatzkosten höher als bei konventionellen Produkten und erfordern daher Preisaufschläge.

Bio-Produkte werden streng kontrolliert

Die Kosten für die Kontrolle der Einhaltung von Qualitätsrichtlinien und Anbau- bzw. Verarbeitungsvorschriften sind auch im Preis von Bio-Produkten enthalten. Bio-Lebensmittel werden während des gesamten Weges von der Felder bis ins Ladenregal auf die Einhaltung der Richtlinien der EU-Öko-Verordnung sowie gegebenenfalls der Bio-Verbände überprüft. Um sicherzustellen, dass ökologisch gekennzeichnete Lebensmittel nicht mit konventionellen Produkten verwechselt werden können, werden unverpackte Bio-Produkte getrennt von konventionellen Produkten gelagert, verarbeitet und transportiert.

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Sinkende Preise und Marktdifferenzierung

Die aktuellen Entwicklungen auf dem Bio-Markt führen zu sinkenden Preisen bei Bio-Produkten. Die steigenden Absätze in Discountern und die zunehmende Anzahl von Bio-Supermärkten ermöglichen vor allem im Handel Kosteneinsparungen. Gleichzeitig führt diese Entwicklung zu einer Differenzierung von Qualität und Preisen bei Bio-Lebensmitteln. Dennoch werden Kunden für Bio-Produkte an der Kasse immer tiefer in die Tasche greifen müssen, solange es keine gesetzlichen Regelungen gibt, laut denen die Verursacher die Kosten für Umwelt- oder Klimaverschmutzung tragen müssen und diese Kosten in die Produkte eingerechnet werden. Höhere Erzeugungs-, Verarbeitungs- und Kontrollkosten werden jedoch weiterhin bezahlt werden müssen. Denn Qualität hat ihren Preis, insbesondere bei Lebensmitteln!

Quellen:

[1] Waibel, H. und Fleischer, G. (1998): Kosten und Nutzen des chemischen Pflanzenschutzes in der deutschen Landwirtschaft aus gesamtwirtschaftlicher Sicht. Wissenschaftsverlag Vauk Verlag KG, Kiel.
[2] Köpke, U. (2002): Umweltleistungen des ökologischen Landbaus. In: Ökologie und Landbau 122, 2/2002, S. 6-18.
[3] Dabbert, S., Häring, A. M. und Zanoli, R. (2002): Politik für den Öko-Landbau. Ulmer Verlag, Stuttgart.
[4] Korbun, T. et al. (2004): Was kostet ein Schnitzel wirklich? Ökologisch-ökonomischer Vergleich der konventionellen Produktion von Schweinefleisch in Deutschland. Schriftenreihe des IÖW, 171/04, Berlin.
[5] Neuerburg, W. und Padel, S. (1992): Organisch-biologischer Landbau in der Praxis. BLV Verlagsgesellschaft mbH, München.
[6] EG-Öko-Basisverordnung (EG) Nr. 834/2007 und Folgerecht.
[7] AMI (2010): Ökomarkt-Service. Ausgabe 08/2010 vom 25.02.2010.
[8] Goessler, R. (Hrsg.) (2004): Strukturen der Nachfrage nach ökologischen Lebensmitteln in Deutschland. Band 53, ZMP – Zentrale Markt- und Preisberichtstelle GmbH, Bonn.