Sind Elektroautos wirklich umweltfreundlich?

Sind Elektroautos wirklich umweltfreundlich?

Wer überlegt, sich ein Elektroauto anzuschaffen, sollte sich mit den Vor- und Nachteilen auseinandersetzen. Ein wichtiges Argument für Elektroautos ist der Klimaschutz und die Vermeidung von Kohlenstoffdioxid (CO2). Doch wie sieht es mit der Umweltbilanz von Elektroautos wirklich aus? Um dies zu beurteilen, müssen wir die Ökobilanz betrachten.

Ökobilanz: Was ist das?

Bei der Ökobilanz handelt es sich um ein Verfahren, bei dem alle umweltrelevanten Vorgänge zu einem Produkt erfasst und bewertet werden. Von der Herstellung bis zur Verschrottung wird der gesamte Lebenszyklus betrachtet.

Für Elektroautos müssen dabei folgende Abschnitte berücksichtigt werden:

  • Herstellung
  • Nutzung
  • Recycling

In der Produktion: Nicht so umweltfreundlich!

Die Umweltbilanz von Elektroautos beginnt bei der Produktion. Besonders die Herstellung der Batterie benötigt viel Energie. Da die Produktion oft in Ländern mit hohem Kohlestromanteil erfolgt, entsteht dabei viel CO2. Für eine Batterie mit 35 kWh Leistung werden etwa 5 Tonnen CO2 erzeugt. Insgesamt fallen bei der Produktion von Elektroautos noch weitere 10 bis 12 Tonnen CO2 an. Im Vergleich dazu entstehen bei der Produktion von Verbrennungsmotoren nur etwa 6 bis 7 Tonnen CO2. Die Herstellung von Elektroautos ist also umweltschädlicher als die von Diesel-Fahrzeugen.

Auch die Rohstoffgewinnung für Elektroautos hat Auswirkungen auf die Umweltbilanz. Der Lithiumabbau in Südamerika führt zu Problemen wie sinkenden Grundwasserspiegeln und Versalzung des Süßwassers. Der Kobaltabbau im Kongo geht mit schlechten Arbeitsbedingungen, Ausbeutung und Kinderarbeit einher. Die Rohstoffgewinnung für Elektroautos ist also umweltschädlich, die direkten Auswirkungen bekommen wir in Europa jedoch nicht zu spüren.

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Wichtig: Die Entwicklung und Forschung zu Elektroautos sind noch nicht abgeschlossen. Aspekte, die heute als umweltschädlich gelten, können sich in Zukunft ändern. Es gibt bereits erste Versuche mit batteriebetriebenen Autos ohne Lithium und die Produktion von Akkus mit grünem Strom könnte sich positiv auf die Ökobilanz auswirken.

Nutzung: Einflussfaktoren beachten

Auch wenn die Herstellung von Elektroautos im Vergleich zu Verbrennungsmotoren umweltschädlicher ist, kann dies in der Nutzung meist wieder kompensiert werden. Wie schnell sich die Ökobilanz verbessert, hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab:

  • Art des geladenen Stroms
  • Intensität der Fahrzeugnutzung
  • Art des Fahrzeugs

Besonders nachhaltig ist es, ein Elektroauto mit grünem Strom zu betanken, den man selbst aus einer Photovoltaik-Anlage gewinnt. Wenn man hingegen öffentliche Ladesäulen oder den Strom aus dem Netz nutzt, lädt man mit dem deutschen Strommix, der auch noch einen Anteil an Braunkohle und Steinkohle enthält. Die Ökobilanz verbessert sich umso schneller, je mehr Kilometer man im Jahr zurücklegt.

Auch das Fahrzeug selbst spielt eine Rolle. Kleinere Elektroautos mit geringem Verbrauch gelten als umweltfreundlicher, während hochmotorisierte Elektro-SUVs eine schlechtere Umweltbilanz haben.

Forscher des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung haben die Ökobilanz von Elektroautos mit Verbrennungsmotoren verglichen. Bei einem elektrischen Kleinwagen mit einer Batterie von 40 kWh, der ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energien betankt wird, fällt die CO2-Bilanz ab einer Fahrleistung von etwa 30.000 km besser aus als bei einem vergleichbaren Dieselfahrzeug. Wenn hingegen der deutsche Strommix zum Laden verwendet wird, müssen etwa 60.000 km zurückgelegt werden, um eine bessere Ökobilanz zu erreichen.

Recycling: Wiederverwendung der Batterien

Die Lebensdauer von Elektroautos spielt ebenfalls eine Rolle bei der Umweltbilanz. Besonders der Akku verliert mit der Zeit an Leistung. Die meisten Hersteller geben eine Garantie von 8 Jahren bzw. 160.000 Kilometern, danach liegt die nutzbare Kapazität meist nur noch bei etwa 70 Prozent. Der Austausch der Batterie wirkt sich negativ auf die Ökobilanz aus, kann aber durch weitere Nutzung ausgeglichen werden.

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Um Elektroautos umweltfreundlicher und nachhaltiger zu machen, spielt Recycling eine wichtige Rolle. Ein Großteil der Rohstoffe aus den Akkus kann gewonnen und für neue Akkus verwendet werden. Alternativ können ausrangierte Akkus auch für andere Zwecke weiterverwendet werden, z.B. als stationäre Stromspeicher für Photovoltaik-Anlagen. Dies trägt zur Verbesserung der Ökobilanz bei.

Insgesamt zeigen verschiedene Faktoren, dass Elektroautos trotz ihrer umweltschädlichen Herstellung eine gute Option für den Klimaschutz sein können. Die Nutzung mit grünem Strom und die Wiederverwendung bzw. das Recycling der Batterien tragen dazu bei, die Umweltbilanz zu verbessern. Es bleibt jedoch wichtig, die Entwicklungen und Forschung in diesem Bereich weiterhin im Auge zu behalten.