Montessori-, Waldorf- und Reggio-Kindergärten sind nur einige Beispiele für alternative Pädagogikkonzepte in Kindertagesstätten und Kindergärten. Sie erfreuen sich steigender Beliebtheit und Anerkennung. Dennoch bleiben herkömmliche Kindergärten nach wie vor die erste Anlaufstelle für frisch gebackene Eltern. In den letzten Jahren hat jedoch eine weitere Alternative zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen, obwohl sie mit traditionellen Vorstellungen einer festen Anlaufstelle bricht: der Natur- oder Waldkindergarten.
Laut dem Bundesverband der Natur- und Waldkindergärten in Deutschland e.V. gibt es aktuell über 1500 Natur- und Waldkindergärten bzw. Gruppen in Deutschland. Diese Zahl ist umso erstaunlicher, da der erste Waldkindergarten in Deutschland erst 1993 in Flensburg gegründet wurde. Die Literatur zu diesem Thema ist noch sehr spärlich, doch es existieren einige vielversprechende Forschungsergebnisse.
Die Idee, dass Kinder jeden Tag bei jedem Wetter draußen in der freien Natur spielen, lernen und gemeinsam essen, mag zunächst ungewohnt klingen. Naturkindergärten haben keine Wände, keine Dächer und oft auch keine sanitären Anlagen. Dennoch sprechen ihre Befürworter verschiedene Vorteile an. Neben der Förderung der Umweltbildung und der Stärkung der Gesundheit der Kinder werden Veränderungen im Sozialverhalten, in der Konzentration und in den kognitiven Fähigkeiten der Kinder festgestellt. Diese Aspekte sind wichtig für die Schulfähigkeit und das Verhalten im Klassenverband beim Übergang zur Grundschule.
In diesem Artikel werden zunächst der Ursprung, die konzeptionellen Leitgedanken und Beispiele aus der pädagogischen Praxis von Naturkindergärten vorgestellt. Darauf aufbauend wird ein Vergleich mit herkömmlichen Kindergärten in der vorschulischen Erziehung gezogen. Es werden Unterschiede zwischen Natur- und Regelkindergärten sowie empirische Untersuchungen zur Schulfähigkeit der Kinder vorgestellt. Basierend auf diesen Ergebnissen wird die Frage beantwortet, ob Naturkindergärten eine Alternative zum herkömmlichen Kindergarten darstellen.
Naturkindergärten gibt es in verschiedenen Formen, wie beispielsweise “reine” Naturkindergärten, integrierte Naturkindergärten, feste Naturgruppen, flexible Natur- oder Wandergruppen sowie Naturprojekte, -wochen oder -tage. Diese Formen unterscheiden sich in Bezug auf die Betreuungszeiten, den Aufenthaltsort und den pädagogischen Ansatz.
Die Leitgedanken der Naturkindergärten umfassen soziologische, sozialpädagogische, gesundheitliche, ökopädagogische und erlebnispädagogische Aspekte. Diese werden als verbindendes Element aller Naturkindergärten angesehen. Sie betonen die Kritik an der aktuellen Medien- und Konsumgesellschaft, die Förderung des sozialen Verhaltens, die Stärkung der Gesundheit, die Umwelterziehung und die ganzheitliche Erfahrung sinnlicher Eindrücke in der Natur.
In der pädagogischen Praxis der Naturkindergärten spielen der Morgenkreis, das gemeinsame Frühstück und das Freispiel eine wichtige Rolle. Im Freispiel haben die Kinder die Möglichkeit, sich frei zu beschäftigen und ihre Fantasie zu nutzen. Es gibt keine herkömmlichen Spielzeuge, sondern die Kinder spielen mit Objekten, die sie in der Natur finden. Dies fördert ihre kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten sowie ihre sozialen Kompetenzen.
Abschließend lässt sich sagen, dass Naturkindergärten eine interessante und vielversprechende Alternative zum herkömmlichen Kindergarten darstellen. Sie bieten den Kindern die Möglichkeit, in der freien Natur zu spielen und zu lernen, fördern ihre Gesundheit und stärken ihre sozialen, kognitiven und psychomotorischen Fähigkeiten. Es ist jedoch wichtig, weitere Forschung durchzuführen, um die langfristigen Auswirkungen von Naturkindergärten auf die Entwicklung und die Schulfähigkeit der Kinder zu untersuchen.