Die Skoda Karoq und der Volkswagen T-Roc basieren auf der gleichen Plattform und haben den gleichen Antriebsstrang. Allerdings ist der T-Roc deutlich günstiger. Wie rechtfertigt also der Karoq seinen höheren Preis?
Geschwisterkonflikte gibt es schon seit langem – von der biblischen Geschichte von Kain und Abel bis zu den epischen Wettkämpfen zwischen Venus und Serena Williams. Auch in der Welt der Vier-Räder, Turbolader und Direkteinspritzung gibt es Beispiele für solche Geschwisterkonflikte. Und ihre neuesten Modelle – der Karoq und der T-Roc – sind da keine Ausnahme.
Der T-Roc punktet mit seinem eigenwilligen Design, seiner Leistung, seinem Handling und natürlich seiner robusten Verarbeitungsqualität. Aber er ist bei weitem nicht perfekt. Die Verarbeitung lässt bei einem Fahrzeug in der Preisklasse von 20 Lakh (indische Rupien) zu wünschen übrig und auch der Platz auf der Rücksitzbank ist nicht gerade üppig. Der Skoda Karoq hingegen scheint beide dieser Probleme anzugehen, dank seiner größeren Abmessungen. Allerdings verlangt er etwa 5 Lakh mehr als der T-Roc. Auf den ersten Blick scheinen also beide ihre Vor- und Nachteile zu haben – ein Geschwisterstreit par excellence!
Design-Duell
Sowohl der T-Roc als auch der Karoq mögen die gleiche Plattform und den gleichen Motor haben, aber sie könnten unterschiedlicher nicht aussehen. Der T-Roc zeichnet sich durch unkonventionelle Designelemente aus, wie die Tagfahrlichter, die auch als Blinker dienen, und die coupéartigen C-Säulen. Der Karoq hingegen hat ein eher konventionelles SUV-Design, das aber auch gut funktioniert, da er auf Luxus ausgerichtet ist. Ein kurzer Blick auf beide Autos reicht aus, um zu erkennen, dass der Karoq das größere der beiden ist. Der Skoda ist deutlich länger und höher als der VW. Tatsächlich hat er auch einen längeren Radstand, was im Innenraum deutlich sichtbar ist. Aber dazu später mehr.
Im Inneren der Schachtel
Der Unterschied zwischen dem T-Roc und dem Karoq wird sofort deutlich, sobald man den Innenraum betritt. Alles sieht in Skoda edler und hochwertiger aus. Auch die Qualität der Materialien und die Verarbeitung sind besser. Das aufgeräumte Armaturenbrett verfügt über ein 8,0-Zoll-Touchscreen-Infotainmentsystem, das vollständig mit Apple CarPlay und Android Auto ausgestattet ist. Während es in beiden Autos die gleiche Größe hat, ist der Multicolor-Bildschirm im Karoq angenehmer. Außerdem verfügt er über integrierte Navigation, was dem T-Roc fehlt. Das Lenkrad im Karoq ist das gleiche wie im Superb. Hinter dem Lenkrad befindet sich das vollständig digitale virtuelle Cockpit, das auch hochwertiger aussieht als das im T-Roc.
In Bezug auf den Komfort sind die Vordersitze im Karoq besser konturiert als im T-Roc. Der Fahrer hat auch elektrische Sitzverstellung. Der Karoq ist das größere der beiden Autos und hat einen längeren Radstand, was sich deutlich bemerkbar macht, wenn man auf die Rücksitzbank steigt. Es gibt etwas mehr Platz für die Füße und Beine, sodass sich größere Passagiere hier relativ wohl fühlen werden. Darüber hinaus fühlt sich der Karoq aufgrund des Einsatzes leichterer Materialien und eines größeren Panorama-Schiebedachs auch geräumiger an. Außerdem hat er einen größeren Kofferraum mit einem Fassungsvermögen von 521 Litern im Vergleich zu 455 Litern beim T-Roc.
Das Interieur des T-Roc wirkt keineswegs außergewöhnlich. Die Kunststoffe sind hart und das Interieur wirkt nicht hochwertig. VW bietet keine Anpassungsoptionen wie bei den europäischen Modellen an, daher erhält man einfach ein Armaturenbrett in Gun-Metal-Finish. Und obwohl der Infotainment-Bildschirm nicht so lebendig ist wie im Karoq, verfügt er über alle erforderlichen Funktionen. Das Kombiinstrument erzählt eine ähnliche Geschichte. Der größte Unterschied zwischen den beiden besteht jedoch darin, dass das Armaturenbrett des T-Roc stärker auf den Fahrer ausgerichtet ist, was zum Charakter des Fahrzeugs passt. In puncto Platzangebot ist der T-Roc natürlich nicht so geräumig wie der Karoq, aber für vier Erwachsene ausreichend. Die Rückenlehne für die hinteren Passagiere ist in beiden Autos ziemlich aufrecht.
Die Ausstattungsliste ist für beide Autos relativ lang, aber der Karoq hat einen Vorteil gegenüber seinem Bruder dank des elektrisch verstellbaren Fahrersitzes mit Memory-Funktion, des Tempomats, der Aluminium-Sportpedale und zwei zusätzlicher Lautsprecher. Obwohl beide Autos in den Euro NCAP-Tests die volle 5-Sterne-Wertung erhalten haben, bietet der Karoq mit neun Airbags eine etwas bessere Sicherheit. Der T-Roc hingegen verfügt auch über einen Spurhalteassistenten.
Im Einklang
Beide Autos sind mit einem 1,5-Liter-Turbobenzinmotor ausgestattet, der 148 PS und 250 Nm entwickelt. Maximaldrehmoment wird bei etwa 1.500 U/min erreicht und bleibt bis ungefähr 3.500 U/min konstant, was das Fahren unglaublich einfach macht. Der Unterschied zwischen den beiden liegt in der Art und Weise, wie die Leistung abgegeben wird.
Der Karoq fühlt sich nicht so lebhaft an wie der T-Roc und ist relativ entspannter und gelassener. Das bedeutet jedoch nicht, dass er träge ist – er fühlt sich immer noch ziemlich schnell an, aber er ist etwas ruhiger und erwachsener in Bezug auf die Leistungsentfaltung. Insgesamt sind beide Autos in Bezug auf die Leistung mehr oder weniger ähnlich. Der T-Roc ist dank seines 50 kg geringeren Gewichts möglicherweise etwas schneller auf 100 km/h, aber das bemerkt man nur, wenn man es mit einer V-Box verbindet. In der realen Welt ist der Unterschied unbedeutend.
Das 7-Gang-DSG-Getriebe sorgt mit seinen geschmeidigen Schaltvorgängen in beiden Autos für ein einfaches Fahren. Der eigentliche Unterschied liegt jedoch in der Art und Weise, wie sie fahren und sich verhalten. Der T-Roc hat eine deutlich straffere Abstimmung, die in Verbindung mit seinen kompakten Abmessungen für eine agilere Fahrt sorgt. Außerdem hat er eine gut kontrollierte Wankneigung und fährt in Kurven bemerkenswert flach. Selbstverständlich führen die strafferen Federn zu einem deutlich härteren Fahrgefühl. Schon bei niedrigen und mittleren Geschwindigkeiten spürt man Schlaglöcher im Innenraum. Sogar scharfe Fahrbahnübergänge werden mit einem deutlichen Schlag und einer Erschütterung für die Insassen quittiert.
Während der Karoq ebenfalls eine straffe Federung hat, fühlt sie sich bei weitem nicht so straff an wie beim T-Roc, und das spürt man auch beim Fahren. Selbst auf schrecklichen Straßen beweist der Karoq eine gute Ruhe in seiner Fahrt. Er meistert schlechte Straßenverhältnisse viel geschmeidiger – etwas, das man wirklich zu schätzen weiß, wenn man in der Stadt fährt. Natürlich wirkt sich dies auf das Handling des Autos aus. Seine seitliche Bewegung ist stärker, das Lenkgefühl ist relativ leichter und er ist auch größer – all diese Aspekte rauben ihm das reine Vertrauen und die Sportlichkeit, die der T-Roc ausstrahlt.
Tschechisch oder Deutsch?
Ist der Karoq also wirklich den Aufpreis wert, den er verlangt? Die kurze Antwort lautet: Ja. Für die zusätzlichen 5 Lakh (indische Rupien) erhält man ein größeres Auto mit mehr Platz, besserer Innenraumqualität sowie zusätzlichen Funktionen und Sicherheitstechnologie. Das, was der Karoq in Bezug auf Leistung und Handling etwas verliert, macht er in Bezug auf die Fahrtqualität mehr als wett. Das heißt aber nicht, dass man den T-Roc einfach abschreiben kann, da er Kunden anspricht, für die das Fahrvergnügen im Mittelpunkt der Kaufentscheidung steht.
Ich muss allerdings sagen, dass keines dieser Autos ein herausragendes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet – hauptsächlich, weil beide als komplett montierte Einheiten importiert werden. Aber wenn man sich dafür entscheidet, in diese “importierten” Autos zu investieren, kann man sich sicher sein, dass sie einen nicht enttäuschen werden. Also, welcher der beiden ist unser Favorit? Nun, der Karoq für den täglichen Einsatz an jedem Tag der Woche, aber der T-Roc für die genussvolle Sonntagsfahrt.