Es gibt nichts Frustrierenderes als eine Insulindosis zu spritzen und trotzdem steigt der Blutzuckerspiegel an, anstatt zu sinken. Aber warum wirkt das Insulin nicht? Dr. Andreas Liebl, Chefarzt am Zentrum für Diabetes- und Stoffwechselerkrankungen der m&i-Fachklinik Bad Heilbrunn, erklärt, dass dies selten daran liegt, dass das Hormon den Blutzucker kaum noch senkt. Es gibt jedoch verschiedene Gründe, die dazu führen können. Hier sind einige mögliche Ursachen und Lösungen:
Stimmt etwas mit meinem Insulin nicht?
Manchmal sprechen die Zellen vorübergehend schlechter auf Insulin an, wenn der Blutzuckerspiegel über einen längeren Zeitraum erhöht war. In solchen Fällen kann es notwendig sein, vorübergehend eine höhere Insulindosis zu verwenden, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Insbesondere bei Menschen mit Typ-1-Diabetes ist es wichtig, auch an eine mögliche Ketoazidose zu denken.
Stimmt meine Spritztechnik nicht?
Die richtige Technik beim Spritzen von Insulin ist entscheidend für dessen Wirkung. Stellen Sie sicher, dass die Nadel korrekt platziert ist, damit das Insulin zuverlässig ins Blut gelangt. Eine zu kurze Pen-Nadel, ein zu flacher Einstich oder das Spritzen durch die Kleidung können dazu führen, dass das Insulin nicht richtig aufgenommen wird. Ziehen Sie die Nadel nach dem Spritzen nicht sofort heraus, da sonst nicht die gesamte Insulindosis abgegeben wird. Auch das Drehen anstelle des Drückens des Dosierknopfes kann dazu führen, dass kein Insulin abgegeben wird. Lassen Sie Ihre Spritztechnik und die Länge der Nadeln vom Arzt überprüfen, um sicherzugehen, dass alles korrekt ist.
Bermerke ich Veränderungen an den Einstichstellen?
Wenn Sie Insulin oder eine Pumpe häufig an derselben Stelle platzieren, kann dies zu Verdickungen oder Verhärtungen des Fettgewebes führen. Diese Lipohypertrophien können dazu führen, dass das Insulin ungleichmäßig ins Blut gelangt und der Blutzuckerspiegel stark schwankt. Lassen Sie diese Bereiche vom Arzt kontrollieren und vermeiden Sie vorübergehend Injektionen in diese Bereiche, bis sich die Verdickungen zurückgebildet haben. Um dies zu vermeiden, sollten Sie bei jeder Injektion eine neue Nadel verwenden und die Kanüle nicht länger liegen lassen als empfohlen.
Ist mein Insulin zu heiß oder zu kalt geworden?
Insulin verträgt weder extreme Hitze noch extreme Kälte. Lassen Sie es nicht in der prallen Sonne liegen und stellen Sie sicher, dass es nicht einfriert. Transportieren Sie es an heißen Tagen in einer Kühltasche und bewahren Sie es an kalten Tagen nah am Körper auf. Auch bei Flügen gehört Insulin ins Handgepäck, um es vor extremen Temperaturen zu schützen.
Ist mein Insulin zu alt?
Achten Sie darauf, dass das Insulin nicht abgelaufen ist. Angebrochenes Insulin hält bei Raumtemperatur und vor Licht geschützt bis zu vier Wochen. Beachten Sie die Herstellerangaben und das Haltbarkeitsdatum.
Stimmt etwas mit meiner Pumpe oder dem Pen nicht?
Überprüfen Sie Ihre Geräte, ob Insulin ausgetreten ist oder ob sie voller Luft sind. Lassen Sie die Geräte gegebenenfalls in der Apotheke überprüfen und gegebenenfalls ersetzen. Wenn Ihre Pumpe einen Verstopfungsalarm meldet, besteht möglicherweise seit Stunden kein Insulin mehr Zutritt zu Ihrem Körper. In solchen Fällen sollten Sie sofort handeln.
Geht es mir gerade psychisch nicht so gut?
Stress, Sorgen und Schmerzen erhöhen den Spiegel an Stresshormonen, die dem Insulin entgegenwirken und den Blutzuckerspiegel ansteigen lassen können. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, wie Sie Ihre Insulindosis anpassen können, um dem entgegenzuwirken. Es ist auch wichtig, körperliche und seelische Probleme zu behandeln, da sich dadurch wahrscheinlich Ihr Insulinbedarf verringert und Ihre Werte verbessern. Auch Fieber und hormonelle Schwankungen vor der Periode können den Insulinbedarf erhöhen.
Habe ich zugenommen?
Jedes Kilo an zusätzlichem Gewicht macht die Körperzellen insulinunempfindlicher, daher kann die bisherige Insulindosis möglicherweise nicht mehr ausreichen, um den Blutzuckerspiegel ausreichend zu senken. Versuchen Sie, zu einem gesünderen Lebensstil zurückzukehren und abzunehmen, um Ihre Insulinempfindlichkeit zu verbessern.
Nehme ich derzeit spezielle Medikamente ein?
Insulinbedarf kann durch bestimmte Medikamente, insbesondere Kortisontabletten, deutlich erhöht werden. Fragen Sie Ihren Arzt vorab, wie Sie Ihre Insulindosis entsprechend anpassen sollten. Ihr Apotheker kann ebenfalls überprüfen, ob andere von Ihnen eingenommene Medikamente Ihren Insulinbedarf beeinflussen können.
Es ist wichtig, dass Sie bei Problemen mit der Insulinwirkung immer Rücksprache mit Ihrem Arzt halten, um die Ursache zu ermitteln und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Nur so können Sie Ihre Diabeteskontrolle optimal gestalten und einen stabilen Blutzuckerspiegel erreichen.
