Und sonntags auch mal zwei … Die Stärke einer Henne ist mit den Kräften einer Marvel-Superheldin durchaus vergleichbar: Eine Hybrid Legehenne legt durchschnittlich 285 Eier im Jahr, wobei die Legeleistung vor allem von der Rasse, dem Futter und dem Alter der Henne abhängt. Sie benötigt nur etwa 24 Stunden, um ein Ei zu produzieren, das bei Gewichtsklasse L immerhin bis 73 Gramm schwer ist und dem Gewicht einer Zitrone entspricht. Und hier kommen wir auch schon zum Ei: einem faszinierenden Naturwunder. Geschaffen, um ein werdendes Küken zu versorgen und zu schützen, ist es das “All in one” unter den Nahrungsmitteln, das so gut wie alle Makro- und Mikronährstoffe enthält. Wir singen hier ein verdientes Loblied auf das Hühnerei mit allerlei interessanten Facts.
Woher stammen Huhn und Ei?
Hühner und damit auch das Hühnerei stammen aus dem asiatischen Raum, wo sie bereits im 6. Jahrtausend vor unserer Zeit domestiziert wurden. Hier dienten sie zuerst nicht als Nahrungsquelle für Eier und Fleisch, sondern für rituelle Zwecke oder Hahnenkämpfe. Über den Nahen Osten gelangte das Haushuhn dann im 8./.9. Jahrhundert vor unserer Zeit nach Europa. Mit der Industrialisierung begann die professionelle Legehennenzucht, um mit der anwachsenden Bevölkerung und dem steigenden Konsum schrittzuhalten.
Nun zum (fast) täglichen Kunstwerk: Im Hochleistungsbereich haben die Hennen fast täglich ihren Eisprung. Dabei entsteht das Ei in der Henne (Aufbau des Eies siehe unten) auf folgende Weise: Im Eierstock (Hennen haben nur einen davon) reifen die gelben Dotterkugeln mitsamt der Eizelle heran. Das jeweils größte Dotter wandert durch den Eileiter und wird – unabhängig ob die Eizelle dabei befruchtet wird – nach und nach von Eiklar umschlossen. Dann wachsen die Hagelschnüre und schließlich mit dem größten Zeitaufwand von 20 Stunden die umschließende Kalkschale.
Fun Fact: Hühner legen Eier auch ohne Hahn. Dieser ist jedoch spätestens bei der Nachzucht unabkömmlich.
Woher dann dein im Supermarkt gekauftes Frühstücksei stammt, steht auf dem Ei. Von dem aufgedruckten Erzeugercode lassen sich viele Informationen wie Haltungsform, Land, Bundesland, Betrieb entnehmen.
Mehr Hintergründe zur Eierkennzeichnung liest du hier.
Aufbau des Eies
Ein Ei ist nicht weniger als der Beginn allen Lebens. Es enthält auf kleinstem Raum alle zur Reife benötigten Nähr- und Mineralstoffe sowie die genetischen Informationen für die Entwicklung von kleinen Hühnern, Enten, Schildkröten, Schmetterlingen, Krokodilen, Schnabeltieren, Pinguinen – und auch von Menschen.
Die wichtigsten Bestandteile vom Hühnerei:
Von außen nach innen sind es:
- Die Schale
- Die luftdurchlässige Schale hat tausende Poren für den Luftaustausch
- Besteht zu 90 % aus Kalk
- 0,3 bis 0,4 mm dick
- = rund 10 % des Ei-Gesamtgewichts
- Weil das Waschen der Eierschale mit Wasser die natürliche Schutzschicht außen auf der Schale (das Oberhäutchen) beschädigt, sollte man Eier nur unmittelbar vor dem Verzehr waschen.
Fun Fact: Da in den USA die Eier gewaschen werden, müssen sie stets gekühlt verkauft und gelagert werden. In Deutschland bzw. Europa hingegen sind Eier das einzige tierische Frischeprodukt, das nicht in der Frischetheke aufbewahrt wird.
-
Die Schalenhaut
- Liegt unter der Eierschale und sorgt dafür, dass beim Luftaustausch durch die Poren keine Bakterien in das Ei eindringen
-
Das Eiklar / Eiweiß
- Besteht zu etwa 10 % aus Eiweiß und rund 90 % aus Wasser
- Nimmt etwa zwei Drittel des Ei-Inhalts ein
- Kann zähflüssig und dünnflüssig sein
-
Das Dotter (Eigelb)
- Es heißt der oder das Dotter
- Nimmt rund ein Drittel des Ei-Inhalts ein
- Der Dotter misst je nach Eigröße knapp 4 cm im Durchmesser
- Liegt im Zentrum
- Färbung: Hellgelb bis Dunkelorange, abhängig vom Futter der Hühner. Natürliche Carotinoide aus Gras, Möhren, Luzerne usw. fördern eine kräftig gelbe Dotterfarbe. Und obwohl es eigentlich “Eigelb” heißt, wird durch die in konventionellen Futtermitteln enthaltenen Farbstoffe teilweise auch ein “Quietschorange” erreicht.
-
Die Hagelschnur
- Fixiert das Dotter in schwebender Position in der Eimitte, damit es nicht gegen die Eischale schlägt und beschädigt wird
-
Die Luftkammer
- Befindet sich immer am stumpfen Ende des Eis
- Sorgt dafür, dass das Küken genug Luft und Platz zum Schlüpfen hat
Größe
Die Größe des Hühnereis wird mit der Gewichtsklasse angegeben. Junghennen fangen mit kleinen Eiern an und die Eigröße nimmt dann im Laufe der Zeit zu. Natürlich spielt auch die Größe der Henne eine Rolle. Am meisten werden die mittleren Größen M und L verkauft. Darüber hinaus gibt es noch die in der Größe noch unsteten Eier von Junghennen, die in 1 kg Eierboxen angeboten werden.
Kürzel (Bezeichnung) Gewichtsklasse
XL (sehr groß) 73 g und mehr
L (groß) 63 g bis unter 73 g
M (mittel) 53 g bis unter 63 g
S (klein) unter 53 g
Fun Fact: Das größte Hühnerei der Welt brachte stolze 168 Gramm auf die Waage. Das kleinste Hühnerei stammte von einem Zwerghuhn und war nur 2 Zentimeter lang.
Eierschalenfarbe
Neben Weiß und Braun, führt uns die Farbpalette der Hühnereier auf eine „Reise“ ins Grüne, Türkise, Olive und Schokobraune sowie zu Gelb- und Rosétönen. Die Schale der Eierfarbe hängt (mit Ausnahmen rund um die Osterzeit …) allein von der Rasse ab und kann nicht vom Futter beeinflusst werden. Auf den Geschmack und den Nährstoffgehalt verrät uns die Farbe übrigens auch keinen Hinweis.
Welche Farbe legst du so? – Mehr zur farbenfrohen Eiervielfalt liest du hier.
Nährwert
Eier sind gesund und stärkend. Da ein Ei mit allem ausgestattet sein muss, was ein heranwachsendes Küken zur gesunden Entwicklung braucht, ist es beispiellos nährstoffreich.
Ein Ei der Gewichtsklasse L (ca. 70 g) enthält:
- 9 Gramm hochwertiges Protein (Der menschliche Körper kann dieses Protein zu 100 Prozent verwerten. Zum Vergleich: Die biologische Wertigkeit vom Protein im Weizen liegt bei 59 % bzw. im Joghurt bei 83 %)
- 8 Gramm Fett (vor allem im Eigelb)
- Wenig Kohlenhydrate
- Vitamine A, B, D, E und K (Der Vitamingehalt ist sehr hoch und deckt mehr als ein Drittel des täglichen Bedarfs an Vitamin D und Vitamin B12)
- Mineralstoffe Kalzium, Phosphor, Eisen, Natrium und Kalium
- Cholesterin
Apropos Cholesterin: Wie gesund ist ein Ei eigentlich?
Cholesterin als fettähnliche, lebensnotwendige Substanz stand lange im Verdacht, den Cholesterinspiegel im Blut zu erhöhen und damit ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sein. Normalerweise reguliert der Körper seinen Cholesterin-Spiegel allein und bildet es ggf. selbst. Denn brauchen tut er es. So wird Cholesterin beispielsweise zur Herstellung von Hormonen, Gallensäuren, Vitamin D sowie zum Aufbau von Nervengewebe und Zellwänden benötigt. Bei einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung und bei gesunden Menschen ist das Ei ein ausgezeichneter Nährstofflieferant.
Fun Fact: Dass grüne Eier weniger Cholesterin enthalten, ist übrigens ein Gerücht …
Eier in der Küche
Durchschnittlich essen wir hierzulande im Jahr 230 Eier pro Kopf. Wer jetzt anfängt nachzurechnen und das Gesicht angesichts des allein sonntäglichen Frühstückseis ungläubig verzieht, dem sei gesagt, dass Eier in vielen Speisen und Nahrungsmitteln, die wir tagtäglich essen, versteckt enthalten sind. Frühstücksei, Rührei, Spiegelei, Kuchen, Omelette gehören dabei zu den klassischen Eierspeisen, während in anderen Gerichten das Ei weniger sichtbar ist. Anders ausgedrückt: Eier sind allgegenwärtig.
So dienen Eier mit ihren „technischen Eigenschaften“ als:
- Klebemittel beim Panieren von Fleisch oder beim Zusammenfügen von Teigrändern (Blätterteig)
- Bindemittel für Klöße, Suppen, Nudeln, Hackfleischgerichte, Soßen
- Triebmittel für Gebäck, Soufflés, Baiser, Biskuit etc.
- Emulgator für Mayonnaisen, Dressings, Soßen etc.
- Klärmittel (Eiklar) z. B. in Brühen und Sülzen
- Färbemittel z. B. für Teigoberflächen
Das perfekte Frühstücksei: Garzeiten der Größe M & L
Garzeit | Bezeichnung | Beschaffenheit |
---|---|---|
5 Minuten | weich | Eiklar gerade fest, Dotter weich |
6 bis 7 Minuten | wachsweich | Eiklar fest, Dotter hat noch weichen Kern |
8 Minuten | hart | Dotter noch nicht ganz fest |
10 Minuten | hart | schnittfest |
Allerlei Tipps rund ums Hühnerei …
… für viele Eier: weiße und braune Nesteier zum Anzeigen des Legeortes und zum Steigern der Legefreudigkeit. Hennen legen gern dort, wo schon ein Ei ist.
… für saubere Eier: Abrollnester sind eine saubere Sache. Das Ei rollt sanft in ein extra Fach und ist geschützt vor Bruch und Schmutz.
… für kräftig gelbe Eier: Die Farbe des Eigelbs hängt vor allem vom Futter der Henne ab: z. B. Mais und Grünfutter wie Luzerne ergeben besonders dunkel und intensiv gefärbte Dotter.
… für perfekt getimte Frühstückseier: farbige Eieruhren in origineller Ei-Form.
… für gesündere Eier: Natürliche Futterzusätze wie Bierhefe und Hanffutter stärken die Tiere nicht nur in Stressphasen wie Mauser, Brut oder in der kalten Jahreszeit, sondern führen auch zu mehr gesunden Inhaltsstoffen im Ei.
… für leckere Eier-Gerichte: Bio-Ei-Gewürz und Buch Homefarming mit Rezepten von Judith Rakers.
… für Kinder, die zählen lernen wollen: Kinderbuch 1, 2, 3 Aus dem Ei – Mitmach-Bilderbuch zum Lernen der Zahlen 1 bis 10
… frische Eier à Ist das Ei frisch oder alt? Grafik Eierfrischetest
… für feste Eierschalen: Brüchige oder gar keine Schale deuten auf Kalziummangel hin. Hier hilft Kalkgrit. Was bei diesen sogenannten Windeiern schnell hilft, erfährst du hier.
… für happy Hühner: Eine unterhaltsame Anleitung vom „Hühnerflüsterer“ Robert Höck: Buch Happy Huhn. Edition 2.0 und Happy Huhn Kalender 2022
Wer nicht gerade vegan lebt oder eine Eier-Allergie hat – ja die gibt es, wobei Betroffene (häufig sind dies kleine Kinder) auf bestimmte Allergene mit Magen-Darm-Problemen und Hautausschlag reagieren – liebt sie: Hühnereier. Jedes Ei ist ein Meisterwerk der Henne, die enorme Kräfte dafür aufbringt. Es bietet ungemein viele Nährstoffe und ist in der Küche als Zutat nicht wegzudenken. Ein kleiner Trost für Allergiker*innen: Wer gegen Hühnereier allergisch ist, kann nach Rücksprache mit dem Allergologen vielleicht auf Wachteleier, Gänseeier, Enteneier ausweichen.
Merke dir den Beitrag bei Pinterest: