Der Online-Kauf von Medikamenten erfreut sich wachsender Beliebtheit. Doch nicht jede Bestellung sollte bedenkenlos auf den Weg zum Kunden geschickt werden. Besonders bei größeren Lieferungen von verschiedenen Arzneimitteln besteht die Gefahr von Doppelmedikation, Überdosierung, Wechselwirkungen oder einer falschen Anwendung. Daher ist es für Internet-Apotheken entscheidend, auf bestimmte Bestellungen zu reagieren und fachliche Beratung anzubieten. Diesen Aspekt hat die Stiftung Warentest bei elf umsatzstarken Versandapotheken genauer unter die Lupe genommen – und warnt vor einigen Anbietern.
Daten nicht sinnvoll genutzt
Die zentrale Frage für die Tester war, wie man eigentlich eine Online-Apotheke testet. Für einen fairen Vergleich bestellte die Stiftung Warentest bei allen Apotheken die gleichen Medikamente und simulierte sieben Szenarien, bei denen dringend prophylaktische Beratung erforderlich gewesen wäre. Zum Beispiel bei einer Großbestellung des Migräne-Medikaments “Sumatriptan”, bei dem die Menge darüber entscheidet, ob es rezeptfrei oder verschreibungspflichtig ist. Oder beim Kauf von “Itraconazol” gegen Pilzinfektionen und des Säureblockers “Pantoprazol”, bei denen es bei gleichzeitiger Einnahme zu Wechselwirkungen kommen kann.
Viele der notwendigen Warnhinweise könnten die Online-Shops bereits im Warenkorb anzeigen – doch nicht alle taten dies konsequent. Gleiches gilt auch für Warnungen, wenn ein Medikament nicht für das Alter des Kunden geeignet ist. Die Informationen lagen vor, wurden jedoch offenbar zu selten sinnvoll genutzt.
Vorab sei gesagt, dass keine Versandapotheke in der wichtigsten Testkategorie “fachliche Qualität” besser als “befriedigend” abschneidet. Im Gegenteil: Nur drei Anbieter erzielen eine durchschnittliche Bewertung, sechs Shops bekommen ein “ausreichend” und zwei werden sogar mit “mangelhaft” bewertet.
Testsieger mit der Note “Gut”
Testsieger mit der Gesamtnote “gut” (2,5) ist DocMorris. Die Tester loben den guten Service, die mobile Webseite und den Schutz des Kundenkontos. Die fachliche Qualität der Apotheke wird als “befriedigend” (2,9) bewertet. Auf dem zweiten Platz folgt Medpex mit der Gesamtnote “befriedigend” (2,8). Hier bemängeln die Tester insbesondere die Webseiten-Navigation und die Aufschriften auf den Paketen. Letzteres ist wichtig, da die Bestellungen eigentlich weder an Nachbarn noch an Kinder ausgehändigt werden sollten. Bei vielen Anbietern waren jedoch keine entsprechenden Hinweise auf den Paketen zu finden.
Besonders auffällig im Test war die Volksversand-Apotheke. Hierbei handelt es sich um einen Anbieter aus Tschechien, der laut Gesetz eigentlich keine rezeptpflichtigen Arzneimittel in Deutschland verkaufen dürfte. Durch einen Trick, nämlich die Weiterleitung der Bestellungen an deutsche Partnerapotheken, lieferte der Anbieter dennoch alle Medikamente aus. Mit einem entsprechenden Hinweis versehen, erhält der Anbieter die Gesamtnote “ausreichend” (3,8).
Zwei Anbieter “mangelhaft”
Aufgrund erheblicher Mängel in Bezug auf die fachliche Qualität landen die beiden Anbieter Medikamente-per-Klick (“mangelhaft”, 4,8) und Apotal (“mangelhaft”, 5,0) auf den letzten Plätzen. Offensichtlich erfolgte in keinem der Testfälle eine ausreichende Beratung oder eine Warnung vor der falschen Einnahme der bestellten Medikamente.
Trotz dieser Ergebnisse haben Versandapotheken ihre Berechtigung – vor allem bei Sammelbestellungen können hohe Rabatte erzielt werden. Wer also genau weiß, welche Medikamente er benötigt und keine Beratung benötigt, sollte sich von den schlechten Ergebnissen nicht abschrecken lassen. Allen anderen rät die Stiftung Warentest, aktiv auf die Einnahme weiterer Medikamente hinzuweisen und auf Hinweise in den Paketen zu achten, die mögliche Probleme bei der Einnahme anzeigen könnten. Am besten ist es jedoch, vorher mit einem Arzt zu sprechen und erst dann eine Bestellung aufzugeben – oder gleich in die örtliche Apotheke zu gehen.
Den vollständigen Testbericht können Sie gegen Gebühr auf test.de einsehen.