Stiller Reflux: Wenn Magensaft den Rachen erreicht

Stiller Reflux: Wenn Magensaft den Rachen erreicht

Angelika V. aus Köln hatte jahrelang mit hartnäckigen Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Immer erkältet, verstopfte Nebenhöhlen und quälende Halsschmerzen bestimmten ihren Alltag. Doch die Ursache für diese Beschwerden blieb lange Zeit verborgen. Schließlich stellte sich heraus, dass Magensaft aufsteigt und die empfindlichen Schleimhäute im Rachen reizt. Angelika fand Erleichterung, als sie endlich den Begriff “stiller Reflux” entdeckte.

Mehrere Ursachen für stillen Reflux

Normalerweise ist Magensaft dafür da, im Magen die Nahrung zu verdauen. Enzyme wie Pepsin und Salzsäure helfen dabei, Eiweiße aufzuspalten. Die Magenschleimhaut schützt den Magen vor der ätzenden Wirkung des Magensafts. Doch bei einigen Menschen gelangt der Magensaft aufgrund eines schwachen Schließmuskels am Mageneingang oder eines Gewebebruchs in die Speiseröhre und reizt von dort aus den Rachenraum und die Atemwege. Bei Angelika lag jedoch ein seltener Fehler in der Embryonalentwicklung vor, der zu einem Aufstieg von gasförmigem Magensaft führte.

Kennzeichen des stillen Reflux

Viele Menschen spüren den aufsteigenden Magensaft als Sodbrennen. Doch es gibt auch den sogenannten stillen Reflux, der keine typischen Symptome verursacht. Der Magensaft gelangt als Gas in den oberen Teil der Speiseröhre und erreicht den Rachen, die Nasennebenhöhlen und den Kehlkopf. Dadurch können massive Gesundheitsstörungen im HNO-Bereich auftreten. Leider wird diese Form des Reflux oft nicht erkannt.

Diagnose und Behandlung

Professor Wolf Mann aus Mainz weiß aus langjähriger Erfahrung, dass eine gründliche Anamnese oft schon viele Hinweise auf die Ursache der Beschwerden geben kann. Eine Kehlkopfspiegelung liefert weitere Anhaltspunkte. In einigen Fällen wird auch eine Säuremessung im Rachenbereich durchgeführt. Um die Beschwerden zu lindern, können Medikamente gegen Magensäure und entzündungshemmende Kortisonsprays eingesetzt werden. Darüber hinaus können Verhaltens- und Ernährungsregeln einen positiven Einfluss haben.

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Verbesserung des Lebensstils

Ernährungsberaterin Pia Jensen empfiehlt eine Umstellung des Lebensstils, um die Beschwerden zu reduzieren. Eine zweiwöchige “Auswaschphase” mit basischem Wasser hilft dabei, die Schleimhäute zu beruhigen. Saure Getränke, scharfe Gewürze, fettreiche Mahlzeiten und andere Auslöser sollten vermieden werden. Dagegen wirken sich Ingwer, Bananen, Kräutertees, Kamillenblüten und Kartoffelsaft positiv aus. Darüber hinaus gibt es einige allgemeine Verhaltensregeln, die den Reflux eindämmen können.

Alternative Operation

Manchmal reichen die oben genannten Maßnahmen nicht aus, um die Beschwerden zu lindern. In solchen Fällen kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Professorin Jessica Leers von der Universitätsklinik Köln führt regelmäßig solche Eingriffe durch, um Patienten langfristig zu helfen.

Angelika V. hat dank der endoskopischen Verödung der Schleimhautinsel und der Unterstützung von Pia Jensen endlich eine deutliche Besserung ihrer Beschwerden erfahren. Nun hofft sie, die zweite Hälfte ihres Lebens endlich frei von diesen Beeinträchtigungen genießen zu können.