Stolperfalle: Warum ist es im Deutschen “H” statt “Bb”?

Stolperfalle: Warum ist es im Deutschen “H” statt “Bb”?

Im deutschsprachigen Raum haben wir es schwer. Die ganze Welt scheint es einfacher zu haben, wenn es um die Bezeichnung von Tönen geht. Die Namen der Töne sind nämlich einfach dem Alphabet entlehnt: a-b-c-d-e-f-g. Nur bei der einfachsten Tonleiter, der C-Dur Tonleiter, beginnen wir mit “c”. Also c-d-e-f-g-a-b und wieder c.

Wie kam es dazu, dass das englische “b” im Deutschen “h” heißt?

Da war dieser Mönch im Mittelalter. Zu der Zeit gab es noch keine Kopierer oder Drucker, daher wurden Lehrbücher von Mönchen in Schreibstuben per Hand kopiert. Anscheinend hatte dieser Mönch eine unleserliche Handschrift – auf jeden Fall hat er anstelle von “b” ein “h” gelesen und abgeschrieben… Und dieses fehlerhafte Buch wurde immer wieder kopiert, und wieder, und wieder… und nun haben wir im deutschsprachigen Raum die Töne “a-h-c-d-e-f-g”.

Um die Verwirrung komplett zu machen, wurde noch eine weitere Inkonsistenz eingeführt. Wenn man einen Ton um einen Halbton erniedrigt, fügt man im Deutschen ein “-es” hinzu. Also wird “c” einen halben Ton tiefer zu “ces”, “d” wird zu “des” und so weiter. Nur beim “h” nicht. Anstatt “hes”, was konsequent wäre, heißt es hier “b”. Also nochmal: Im deutschsprachigen Raum heißt ein um einen halben Ton erniedrigtes “h” dann “b”. Genau wie im englischsprachigen Raum “b” das deutsche “h” bezeichnet.

Dumm gelaufen – aber leider nicht mehr zu ändern.

Die englische Bezeichnung für ein um einen Halbton erniedrigtes “h” ist übrigens “Bb”, ausgesprochen “B-Flat”. Im Englischen wird die Erniedrigung um einen Halbton konsequent dargestellt, indem an den Notenbuchstaben ein “b” angehängt wird, und man “flat” sagt. (Das bedeutet einfach “niedrig”.)

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Das Problem!

Und hier liegt das Problem. Heutzutage haben wir ständig Noten aus dem englischsprachigen Raum, sogar in Deutschland. Wenn man also eine Akkordfolge wie “G-B-D” sieht, weiß man nicht sofort, ob ein englisches “B-Dur” (wenn Akkordsymbole in Großbuchstaben geschrieben werden, bedeutet es einen Dur-Akkord) gemeint ist (also das deutsche “H”), oder ein deutsches “B”, also einen halben Ton tiefer als “H”.

Das ist ein Dilemma, das uns beschäftigt, wenn wir mit entsprechender Literatur umgehen. Es gibt jedoch einen Ansatz, der zumindest in der täglichen Kommunikation zwischen Musikern etwas Erleichterung schafft:

Die Lösung!

Das bekannte Liederbuch mit Jazz-Standards, das “Realbook”, verwendet die englische Schreibweise. Da Blasinstrumente typischerweise in bestimmten Tonarten gespielt werden, kommen hier sehr viele “Bb” Akkorde vor. Daher ist das oben beschriebene Problem immer präsent. Musiker, die viel mit solchen Jazz-Standards zu tun haben, gewöhnen sich daher einfach daran, auch im Deutschen von “Bb” zu sprechen. Und um in der verbalen Kommunikation eindeutig zu sein, bezeichnen sie es auch als “H”. Nochmal: Man verwendet die Bezeichnungen “H” und “Bb”.

Denn sowohl “H” als auch “Bb” sind klare Akkordangaben. Auch wenn es eigentlich eine Vermischung der beiden “Sprachen” ist, es ist die eindeutigste Angabe, die man machen kann.

Deshalb behalte ich es auch auf diesen Seiten bei. Ich spreche von “H” für einen H-Dur Akkord und von “Bb”, ausgesprochen “Bie-Flat”, für einen deutschen B-Dur Akkord.

Verstanden? Ich hoffe, ich konnte dieses anfangs verwirrende Thema verständlich erklären. Wenn nicht, zögere bitte nicht, einen Kommentar abzugeben oder eine Frage an die Runde der Gitarrenexperten zu stellen.

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