Stottern – Wenn das Sprechen schwerfällt

Stottern – Wenn das Sprechen schwerfällt

Stottern ist eine häufige Sprachstörung, die es Menschen schwer macht, flüssig zu sprechen. In diesem Artikel erfährst du mehr über die Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Stottern.

Was ist Stottern?

Stotternde Menschen wissen genau, was sie sagen möchten, aber ihnen fällt es schwer, ihre Gedanken flüssig in Worte zu fassen. Das Wiederholen von Lauten, Silben oder Wörtern sowie langgezogene Laute und Blockierungen sind typische Merkmale des Stotterns. Diese Unflüssigkeiten treten unbeabsichtigt und wiederholt auf. Manche Betroffene bewegen beim Sprechen ihre Arme oder ihren Körper mit, andere atmen anders oder flüstern, um flüssiger zu sprechen.

Die Folgen von Stottern

Der Alltag mit Stottern ist oft nicht einfach. Viele Menschen schämen sich für ihr Stottern und haben Angst, sich lächerlich zu machen. Diese emotionalen Belastungen können sich auch körperlich zeigen, beispielsweise durch Erröten oder Schwitzen. Oft versuchen stotternde Menschen bestimmte Wörter oder Situationen zu vermeiden, um ihr Stottern zu verstecken.

Ursachen und Häufigkeit

Die Ursachen von Stottern sind vielfältig. Eine familiäre Veranlagung spielt dabei eine wichtige Rolle. Äußere Einflüsse können ebenfalls eine Rolle spielen. Es gibt jedoch keinen Nachweis dafür, dass Eltern Schuld an dem Stottern ihrer Kinder haben.

Etwa 50 von 1.000 Kindern fangen an zu stottern, meist zwischen dem 2. und 6. Lebensjahr. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Bei etwa drei Viertel der Kinder verschwindet das Stottern von selbst innerhalb von zwei Jahren. Auch Erwachsene können stottern, jedoch sind weniger als 10 von 1.000 betroffen. Bei ihnen bleibt das Stottern meist bestehen.

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An wen kann ich mich wenden?

Um Stottern frühzeitig zu erkennen, achten Kinderärzte bei den Vorsorgeuntersuchungen auf die Sprachentwicklung. Wenn du dir Sorgen um das Stottern deines Kindes machst, kannst du dich auch an deine Kinderarztpraxis wenden. Dort gibt es Fachleute aus verschiedenen Bereichen, die auf Stottern spezialisiert sind. Auch eine Hausarztpraxis kann eine Anlaufstelle für Erwachsene sein.

Diagnose und Behandlung

Um das weitere Vorgehen zu planen, ist ein ausführliches Gespräch wichtig. Dabei möchte die untersuchende Person viel über das Stottern erfahren und zusätzliche Informationen zu Gefühlen, Belastungen, Schule, Ausbildung oder Beruf sammeln. Sprechproben, besondere Tests und Fragebögen können weitere Hinweise liefern.

Eine Behandlung ist nicht immer sofort erforderlich, insbesondere bei Vorschulkindern. Wenn sich das Stottern nach 6 bis 12 Monaten nicht verbessert, wird eine Therapie empfohlen. Eine rechtzeitige Behandlung ist auch dann wichtig, wenn das Stottern starke emotionale Belastungen für Betroffene oder Angehörige verursacht.

Es gibt verschiedene wirksame Verfahren zur Behandlung von Stottern. Die Sprechstrukturierung zielt darauf ab, eine neue Sprechweise zu trainieren, um das Stottern zu vermeiden. Die Stottermodifikation hingegen zielt darauf ab, das Stottern direkt zu verändern, indem Betroffene spezielle Sprechtechniken erlernen und sich “kritischen” Situationen stellen. In einigen Fällen werden auch eine Kombination beider Verfahren oder spezielle Methoden für Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren empfohlen.

Es gibt jedoch keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Medikamente, Atemtherapie, Homöopathie, Hypnose, Entspannungstechniken oder Bachblütentherapie gegen Stottern helfen. Verfahren, die schnelle Erfolge und Heilung versprechen, sind meistens nicht wirksam und sollten vermieden werden.

Was du selbst tun kannst

Es ist wichtig zu verstehen, dass Stottern keine seelische Störung ist und niemand Schuld daran hat. Offenheit und Selbstbewusstsein im Umgang mit dem Stottern können den Alltag für stotternde Menschen erleichtern. Wenn du selbst oder dein Kind betroffen seid, solltet ihr euch auf eine langfristige und engagierte Zusammenarbeit einstellen. Selbsthilfegruppen können eine Anlaufstelle zur Information und zum Austausch sein.

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Wenn du mit stotternden Menschen sprichst, sei respektvoll und geduldig. Halte Blickkontakt und lass sie ausreden. Es ist nicht nötig, fehlende Worte oder Sätze zu vervollständigen. Ratschläge wie “denk erst nach” oder “sprich langsam” verunsichern stotternde Menschen oft mehr, als dass sie helfen.

Stottern ist eine Herausforderung, aber mit Verständnis, Unterstützung und der richtigen Behandlung können stotternde Menschen ein erfülltes und glückliches Leben führen.