Die meisten von uns sind täglich auf Straßen unterwegs, ohne sich Gedanken über den Untergrund zu machen. Doch wusstest du, dass asphaltierte Straßen nicht nur kostengünstig und geräuscharm sind, sondern auch eine hohe Wiederverwendungsrate aufweisen?
Hohe Wiederverwendungsrate
Im Gegensatz zu Beton ist Asphalt zwar weniger langlebig und hitzeempfindlich, hat aber dennoch einige Vorteile. Er lässt sich schnell einbauen, da er schnell trocknet, und ist zudem günstiger im Vergleich zu anderen Straßenbaumaterialien. Ein weiteres Plus: Asphalt kann sehr gut wiederverwendet werden. Bei der Sanierung alter Asphaltbeläge kann das gewonnene Material für den Bau neuer Straßen eingesetzt werden.
Obwohl neue Straßen in der Regel nicht komplett aus wiederverwendetem Asphalt hergestellt werden, fließt das Altmaterial in großen Mengen in die Produktion von neuem Asphaltmischgut ein. Im Jahr 2017 betrug die Gesamtproduktionsmenge in Deutschland rund 42 Millionen Tonnen, wobei der Anteil von wiederverwendetem Asphaltgranulat immerhin 26 % ausmachte.
Fräs- und Aufbruchasphalt
Es gibt zwei Methoden, um alten Asphalt zurückzugewinnen. Entweder wird die alte Fahrbahndecke in kleinere Stücke gefräst oder sie wird aufgebrochen und dann in größeren Schollen entfernt. Entsprechend spricht man von Fräs- und Aufbruchasphalt. Beide Sorten müssen nach dem Abbau zu Asphaltgranulat verarbeitet werden, bevor sie zur Herstellung von neuem Asphaltmischgut im Heißmischverfahren verwendet werden können.
Heutzutage wird sowohl Fräs- als auch Aufbruchasphalt schichtenweise abgebaut, um eine Vermischung des Altmaterials aus der Fahrbahndecke mit den darunter liegenden Tragschichten zu vermeiden. Die sortenreine Sortierung ist wichtig, da der Asphalt für die Deckschichten andere Eigenschaften aufweist als der für die Tragschichten. Er enthält beispielsweise feinkörnigere Gesteinszuschläge und einen höheren Bitumenanteil.
Möglichkeiten der Wiederverwendung
Die höchstwertigste Wiederverwendung besteht darin, das Material erneut für die Fahrbahndecke zu verwenden – also für die Deck- und Binderschicht. Ausbauasphalt von geringerer Qualität findet auch Verwendung in den gebundenen Tragschichten unterhalb der Fahrbahndecke.
Früher wurde Ausbauasphalt hauptsächlich in den Tragschichten wiederverwendet. Doch da heutzutage nur noch relativ wenige neue Straßen gebaut werden und die Tragschichten selten ausgetauscht werden müssen, wird mehr Wert auf die Wiederverwendung von Ausbauasphalt in den Fahrbahndecken gelegt. Dabei darf nur Altasphalt verwendet werden, der zuvor bereits für die Fahrbahndecke verwendet wurde.
Forschungen haben gezeigt, dass die Verwendung von Ausbauasphalt in neuen Fahrbahndecken zu keiner Qualitätseinbuße führt, vorausgesetzt das Material wurde sorgfältig ausgewählt.
Einsatz von Rejuvenatoren
Eine Herausforderung bei der Wiederverwendung von Ausbauasphalt in der Deck- und Binderschicht besteht darin, dass das Bitumen im Laufe der Zeit zu hart und steif wird. Dies tritt insbesondere auf, wenn bereits bei der Herstellung der Altbeläge Ausbauasphalt beigemischt wurde. Um das alte Asphaltgranulat dennoch wiederverwenden zu können, werden spezielle Öle, sogenannte Rejuvenatoren, hinzugefügt. Diese machen das Bindemittel Bitumen weniger zähflüssig und senken seine Viskosität.
Errechnung der Zugabemenge
Die Menge an wiederverwendetem Asphaltgranulat, die dem Mischgut für einen neuen Straßenbelag beigemengt werden kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. dem Straßenbauprojekt, der gewünschten Asphaltqualität, der Gleichmäßigkeit des Asphaltgranulates und den technischen Eigenschaften der eingesetzten Asphaltmischanlage. Die Berechnung der maximal möglichen Zugabemenge ist daher immer individuell vorzunehmen.
Es wurden bereits Straßenbauprojekte realisiert, bei denen der verwendete Asphalt zu über 90 % aus Altmaterial bestand. Solch hohe Wiederverwendungsraten sind jedoch die Ausnahme.
Straßenbauexperten sind sich einig – die Wiederverwendung von Asphalt ist nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch sinnvoll. Durch die gezielte Wiederverwendung können wir Ressourcen schonen und unseren Straßen eine nachhaltigere Zukunft verleihen.
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