Die Legende besagt, dass Marie Antoinettes Haare in der Nacht vor ihrer Enthauptung grau wurden. Obwohl diese Legende wissenschaftlich nicht ganz korrekt ist, liefert eine aktuelle Studie der amerikanischen Columbia University quantitative Beweise dafür, dass psychischer Stress mit dem Ergrauen der Haare in Verbindung gebracht werden kann.
Interessante Erkenntnisse aus der Studie
Das Forscherteam der Columbia University hat herausgefunden, dass graue Haare ihre ursprüngliche Farbe wiedererlangen können, wenn sie nachwachsen und der Stress nachlässt. Dies steht im Gegensatz zu einer vorherigen Studie an Mäusen, die darauf hindeutet, dass stressbedingte graue Haare dauerhaft sind.
Neue Methode zur Messung von Stresszeiten
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben eine neue Methode entwickelt, um Stresszeiten genau mit der Haarpigmentierung zu messen. Durch die Aufnahme hochdetaillierter Bilder winziger Schnitte menschlicher Haare konnten sie das Ausmaß des Pigmentverlusts, also das Ergrauen der Haare, messen. Jedes untersuchte Haarteil repräsentiert etwa eine Stunde Haarwachstum.
Parallelen zwischen Stressphasen und Haarveränderungen
Das Team verglich die Haarproben von 14 Freiwilligen mit den Angaben in deren Stresstagebüchern. Dabei stellten sie auffallende Parallelen zwischen den angegebenen Stressphasen und dem Ergrauen der Haare fest. In einigen Fällen kehrten die grauen Haare zurück zu ihrer ursprünglichen Farbe, als der Stress der Probanden nachließ.
Die Rolle der Mitochondrien
Die Forscherinnen und Forscher analysierten auch den Proteingehalt in den Haarproben und stellten fest, dass Veränderungen in 300 Proteinen mit der Änderung der Haarfarbe einhergingen. Dies deutet darauf hin, dass stressbedingte Veränderungen in den Mitochondrien – den “Kraftwerken” der Zelle – erklären können, wie Stress das Haar grau macht.
Neue Erkenntnisse zum menschlichen Alterungsprozess
Zukünftig könnten Haare als mächtiges Werkzeug dienen, um die Auswirkungen früherer Lebensereignisse auf das Altern zu beurteilen. Ähnlich wie die Ringe eines Baumes liefern Haare eine Art physische Aufzeichnung vergangener Ereignisse. Die Studienergebnisse könnten neue Hinweise darauf liefern, wie Stress den menschlichen Alterungsprozess beeinflusst und dass dieser nicht linear, sondern zumindest teilweise gestoppt oder sogar vorübergehend umgekehrt werden kann.
Fazit und Ausblick
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Columbia University planen als nächsten Schritt weitere Untersuchungen, um den Zusammenhang zwischen Stress und dem Ergrauen der Haare genauer zu untersuchen. In einer weiteren Studie möchten sie die Veränderungen des Haar- und Stressniveaus über einen bestimmten Zeitraum aktiv beobachten und analysieren, anstatt die Teilnehmer zu bitten, sich an vergangene Phasen zu erinnern und zu dokumentieren.
Quelle: Columbia University