Manchmal geschieht Unglaubliches, wenn das Schicksal seine Hand im Spiel hat. Vor einigen Jahren erfuhr ich durch Zufall die Geschichte meines Großvaters und wie er das Leben meiner geliebten Großmutter gerettet hat. Es war, als ob ein Opernsänger mit dem Wind einen Ton über dem mittleren C getroffen hätte – plötzlich wurde alles klar.
Die rettende Freundschaft
Meine Großmutter, Marianne Loewenberg, war eine begabte Geigerin und Opernsängerin. Sie studierte am Leipziger Konservatorium und hatte beeindruckende Referenzen von Dr. Ernst Lert und Otto Lohse. Doch dann kam der Krieg und die Nazis verfolgten meine Familie. Meine Großmutter musste ihre Musik und ihre Träume aufgeben.
Aber es gab jemanden, der sich nicht damit abfand. Henri Hinrichsen, der Inhaber des renommierten Musikverlags CF Peters, hatte eine enge Freundschaft mit meiner Familie. Als er von den Schwierigkeiten meiner Großmutter erfuhr, beschloss er, ihr zu helfen. Er arrangierte, dass sie nach London zu seinem Sohn Max ziehen konnte, wo sie als Kindermädchen für dessen Kind arbeitete. Es war Henri Hinrichsen, der mein Großmutter das Leben rettete.
Eine geheimnisvolle Fotografie
Auf dem einzigen Foto, das meine Großmutter von Henri Hinrichsen hatte, sehen wir einen älteren Herrn mit freundlichen Augen und einem leichten Lächeln. Das Foto ist in schwarz-weiß und trägt die Worte: “Für meine liebe Freundin Marianne Löwenberg Leipzig, 27. Januar 1939, Henri Hinrichsen.”
Ein verwobenes Schicksal
Als mein Vater mir diese Geschichte erzählte, wurde mir klar, dass ich mehr über die Familie Hinrichsen herausfinden musste. Ich wollte wissen, was aus Max und seiner Frau Marie Luise geworden war. Ich hatte so viele Fragen, die noch unbeantwortet waren.
Dann geschah etwas Unglaubliches. Ich erhielt einen Anruf von einer Frau namens Monica Stoppleman. Sie lebte in Nottingham und suchte nach Informationen über die Second Generation Network. Ich gab ihr die gewünschten Informationen und erzählte ihr nebenbei von meiner eigenen Familiengeschichte.
Es war wie ein Wunder. Monica kannte einen Klaus Hinrichsen und war sich sicher, dass er wissen würde, wo sich Marie Luise befand. Sie hielt ihr Versprechen und schickte mir einen Brief von Irene Lawford-Hinrichsen, der Enkelin von Henri Hinrichsen. Es war eine Verbindung, die ich nie erwartet hatte.
Das Geheimnis wird gelüftet
Ich traf Irene am nächsten Tag und brachte meine Großmutter Violine und Musiknoten von CF Peters mit. Irene erzählte mir von der reichen Familiengeschichte der Hinrichsens. Sie waren nicht nur erfolgreiche Verleger, sondern auch großzügige Unterstützer von Komponisten und Gründer eines Musikarchivs, das Studenten kostenlosen Zugang ermöglichte.
Doch das Schicksal schlug unbarmherzig zu. Während des Holocaust wurden Henri Hinrichsen und seine Familie ermordet. Ihre Geschichte ist ein Zeugnis des Grauens und des Mutes.
Eine Erinnerung, die weiterlebt
In der Bibliothek befindet sich heute die Hinrichsen Family Collection, eine Sammlung wertvoller Familiendokumente. Diese Schätze erinnern an das Vermächtnis der Hinrichsens und ihre bedeutsame Rolle in der Musikwelt.
Im Februar 2022 schrieb Howard Falksohn, der leitende Archivar der Bibliothek, eine Kurzgeschichte über das Leben von Henri Hinrichsen für die AJR-Zeitschrift.
Es ist wichtig, diese Geschichten weiterzugeben und aus der Vergangenheit zu lernen. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass die Erinnerung an Menschen wie Henri Hinrichsen niemals verblassen wird.
Weitere empfohlene Lektüre
- Die Nazifizierung der Kunst: Kunst, Design, Musik, Architektur und Film im Dritten Reich von Brandon Taylor & Wilfried van der Will
- Musikverlag und Patronage: C.F. Peters: 1800 bis zum Holocaust von Irene Lawford-Hinrichsen
- Fünfhundert Jahre bis Auschwitz: Eine Familienodyssee von der Inquisition bis zur Gegenwart von Irene Lawford-Hinrichsen