Strompreise in Europa: Wer bremst besser?

Strompreise in Europa: Welches Land bremst besser?

Strompreise sind in Deutschland von 2020 bis Mitte 2022 erheblich gestiegen. Haushalte verzeichnen eine Preissteigerung von fast einem Viertel. Auch die deutsche Industrie ist von einem Preisschock betroffen – die Strompreise haben sich in den letzten drei Jahren verdreifacht. Die Hauptursache für diese Preissprünge sind die gestiegenen Beschaffungskosten. Insbesondere in Zeiten hoher Nachfrage wird auf Strom aus Gaskraftwerken zurückgegriffen, dessen Produktion seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine stark verteuert wurde. Im Vergleich zu 2020, als der durchschnittliche Großhandelspreis bei etwas über 30 Euro lag, erreichte der Börsenstrompreis in Deutschland im August 2022 zeitweise knapp 600 Euro für eine Megawattstunde.

Das iberische Modell – eine Alternative zur deutschen Strompreisbremse?

Viele Regierungen setzen auf wirtschaftspolitische Maßnahmen, um Haushalte und Unternehmen zu entlasten. Ein Beispiel hierfür ist das iberische Modell, das von Spanien und Portugal im Mai 2022 mit Zustimmung der EU-Kommission beschlossen wurde. Bei diesem Modell werden Gas- und Kohlekraftwerke subventioniert, um niedrigere Preisgebote an den Strombörsen zu ermöglichen. Die subventionierten Kraftwerke können dadurch ihren Strom günstiger anbieten. Das Ziel dieses Modells ist es, die Strompreissteigerungen zu reduzieren, so dass die Ersparnisse höher sind als die Kosten der Preisbremse. Tatsächlich hat sich gezeigt, dass der Börsenstrompreis in Spanien bereits im August 2022 um knapp 10 Prozent niedriger war als vor der Einführung des Modells, während die Preise in Deutschland ihr bisheriges Rekordniveau erreichten.

Die Vor- und Nachteile der Preisbremsen

Das iberische Modell setzt vor der Preisbildung an den Strombörsen an und subventioniert bestimmte Kraftwerke. Dadurch werden Sparanreize geschaffen und die Preise können gesenkt werden. Allerdings verzerrt der Preisdeckel das Knappheitssignal beim Gas und führt zu einem erhöhten Gasverbrauch. Zudem profitieren Länder wie Frankreich von günstigem Stromimport aus Spanien. Im Gegensatz dazu greift die deutsche Strompreisbremse erst nach der Preisbildung an der Strombörse ein und deckelt die Verbraucherpreise. Sie stellt eine Art Transferzahlung dar, die die zusätzliche Last der gestiegenen Großhandelspreise für die Verbraucher abmildert. Ein Nachteil dieses Modells ist, dass die Begrenzung der Zuschüsse die Sparanreize mindert.

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Fazit

Die Preisbremsen in Deutschland und im iberischen Marktgebiet unterscheiden sich hinsichtlich der gesetzten Anreize und Begrenzungen. Die Implementierung des iberischen Modells auf europäischer Ebene ist aufgrund der Verzerrung wichtiger Sparanreize und der geringeren Einsparung von Strom und Gas unwahrscheinlich. Zudem stellt der Ersatz russischer Gaslieferungen eine große Herausforderung für Deutschland und andere europäische Länder dar, während Spanien aufgrund seiner umfangreichen Importinfrastruktur weniger betroffen ist. Die deutsche Strompreisbremse bietet lediglich einen gedeckelten Rabatt und entlastet die Verbraucher nur maximal. Beim iberischen Modell fehlt diese Begrenzung, so dass die Endkunden bei jeder verbrauchten Kilowattstunde von Rabatten profitieren können.