Rechnungen zu erhalten ist ärgerlich – besonders, wenn diese außergewöhnlich hoch ausfallen, wie es dieses Jahr bei Stromrechnungen der Fall ist. Laut dem Vergleichsportal Verivox müssen Haushalte mit einem jährlichen Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden durchschnittlich drei Prozent mehr bezahlen als im Jahr 2016, als die Strompreise bereits sehr hoch waren. Die gestiegenen Abgaben zur Förderung der Energiewende sind laut Verivox der Hauptgrund für diese Entwicklung. Damit einhergehend steigen auch die Kosten für den Ausbau und Betrieb der Stromnetze.
Um die Kosten als Privatkunde dennoch im Rahmen zu halten, gibt es zwei Möglichkeiten: weniger Strom zu verbrauchen, zum Beispiel indem man den Fernseher nicht stundenlang im Standby-Modus laufen lässt, oder jedes Jahr nach dem günstigsten Stromanbieter zu suchen und von einem Neukundenbonus zu profitieren. Am besten ist es natürlich, beides zu tun. Allerdings ist es immer noch so, dass fast ein Drittel der deutschen Haushalte, selbst fast zwanzig Jahre nach der Liberalisierung des Strommarktes, in der teuren Grundversorgung verharrt und darauf verzichtet, potenziell mehrere hundert Euro im Jahr zu sparen.
Wechselassistenten bieten Überblick
Es ist jedoch gar nicht so schwierig, einen besseren Tarif zu finden. Internetportale wie Verivox und Check24 schaffen etwas Transparenz im Tarifdschungel von über 1.000 Stromanbietern hierzulande. Allerdings kostet es einige Zeit, selbständig alle Angebote zu prüfen und sich nicht einfach für die erstbeste “Empfehlung” zu entscheiden. Schneller geht es, wenn man die Suche nach einem günstigen und geeigneten Stromtarif jemand anderem überlässt. Digitale Wechselassistenten wie die Start-ups Cheapenergy24 und Switchup locken mit ihrer Bequemlichkeit.
Switchup bezeichnet sein Angebot als “Rundum-Kümmer-Service”, bei dem Strom- und Gastarife kontinuierlich überwacht werden. Sollte der aktuelle Tarif eines Kunden deutlich teurer werden oder sich die Vertragsbedingungen ändern, schlägt Switchup automatisch einen anderen, ausgewählten Tarif vor. Nach einer siebentägigen Bedenkzeit für den Kunden erfolgt der Wechsel dann automatisch. “Niemand, der den Stromanbieter wechseln will, kann auf die Schnelle zum Experten in einem Markt werden, der mit vielen Stolperfallen versehen ist”, sagt Arik Meyer, Gründer von Switchup.
Wie finanzieren sich die Anbieter?
Tatsächlich gibt es auf den gängigen Vergleichsportalen eine Reihe von Anbietern, die mit Vorsicht zu genießen sind. Kunden beschweren sich häufig über dieselben Unternehmen, wie eine Auswertung von 9.000 Einträgen durch Switchup ergab. Insbesondere unter den Stromanbietern, die aufgrund ihrer niedrigen Preise weit oben auf den Vergleichsportalen gelistet sind, finden sich einige, die heimlich ihre Preise erhöhen oder sich aus fadenscheinigen Gründen weigern, den Neukundenbonus auszuzahlen. Meyer behauptet: “Etwa die Hälfte der Top-10-Platzierungen sind fragwürdig.”
Switchup und Cheapenergy24 hingegen versprechen, nur faire und transparente Angebote zu berücksichtigen. Bei Cheapenergy24 wird im ersten Jahr 30 Prozent der Ersparnis jedes Tarifwechsels in Rechnung gestellt, sofern die Einsparung unter 100 Euro liegt. Im zweiten Jahr sind es 25 Prozent und im dritten Jahr 20 Prozent. Switchup hingegen ist grundsätzlich kostenlos für den Kunden und finanziert sich stattdessen über Provisionen der Stromanbieter, ähnlich wie die großen Vergleichsportale Check24 und Verivox. Dies ist zwar weniger transparent und der Anreiz für Switchup hoch, Kunden zu häufigem Wechseln zu bewegen. Laut Unternehmensangaben berücksichtigt der Empfehlungsalgorithmus, der 30 Tarifmerkmale des Kunden berücksichtigt, jedoch keine Informationen über die Höhe der Provisionen.
Bis vor Kurzem hatten Cheapenergy24 und Switchup einen mächtigen Konkurrenten: Verivox hatte seinen Wechselservice Prime jedoch eingestellt. Gegen einen Jahresbeitrag von 29,90 Euro hatte das Vergleichsportal zuvor damit geworben, dass Kunden im ersten Jahr mindestens 250 Euro und in den Folgejahren 100 Euro einsparen könnten, wenn sie zwei Verträge aus den Bereichen Strom, Gas, DSL und Kfz-Versicherung wechseln. Die Resonanz blieb jedoch gering.