Es ist wieder die Zeit des Jahres, in der wir uns dem alljährlichen Plätzchenbacken widmen. Butter, Mehl und Hitze sind die Grundzutaten, doch bunte Streusel verleihen den ausgestochenen Kunstwerken den letzten Schliff. Die Schwestern Daniela Sichting und Katharina Decker waren von der langweiligen Auswahl an Streuseln im Supermarkt enttäuscht und beschlossen, dies zu ändern. So entstand vor zwei Jahren die Idee für “Super Streusel”. Mit ihrem eigenen Online-Shop bieten sie hochwertige und einzigartige Streusel-Mischungen an. In einem Interview haben sie uns erzählt, was ihre Produkte so besonders macht, wie sie es geschafft haben, innerhalb kurzer Zeit 60.000 Instagram-Follower zu gewinnen und wie viele Streusel-Pakete sie während der Weihnachtszeit an ihre Kunden versenden.
Selbst gemischt, verpackt und verschickt
Mit ihren hochwertigen und etwas teureren Streusel-Mischungen konnten sich die beiden Schwestern innerhalb kurzer Zeit am Markt etablieren. Durchschnittlich verschicken sie pro Monat etwa 3.000 Pakete an ihre Kunden. Während der Weihnachtszeit steigt die Anzahl der Bestellungen noch einmal an. In der vergangenen Woche haben sie zwischen 300 und 600 Pakete pro Tag verschickt. Ihre Streusel-Mischungen sind teurer als die klassischen Zuckerkugeln aus dem Supermarkt. Zum Beispiel kostet die Weihnachtsmischung “HoHoHo” 6,77 Euro für 90 Gramm und 10,70 Euro für 180 Gramm. Selbst wenn wir von einem kleinen Warenkorb von unter sieben Euro und 300 verschickten Paketen ausgehen, könnte “Super Streusel” derzeit einen Monatsumsatz von über 60.000 Euro erzielen. Die tatsächliche Zahl dürfte während der Weihnachtszeit noch deutlich höher liegen. Genauere Umsatzzahlen möchten die Gründerinnen jedoch nicht bekanntgeben.
Ein aktueller Weihnachts-Streusel-Mix von Super Streusel. Der Name: „ZipfelZapfel“
“Konfettiparade” ist der Verkaufsschlager von “Super Streusel”. Dieser Mix war auch der erste, den sie entwickelt haben. An ihrem zweiten Geburtstag haben sie ihn erstmals reduziert und er war sofort ausverkauft. “Streusel gab es schon immer, aber wir werten sie mit Spaß, Qualität und Glücksgefühl auf”, erklärt Daniela Sichting. Jede Bestellung wird in einer pinken Verpackung geliefert und enthält Extras wie ein Ausmalbild für die Kinder. In den Mischungen steckt viel Handarbeit. “Wir produzieren die Streusel-Mixe selbst in unserer neuen Location, verpacken und versenden auch selbst. Allein der Mix ‘Konfettiparade’ besteht zum Beispiel aus über 20 verschiedenen Streusel-Zutaten”, erklärt Katharina Decker. “Wir versuchen, uns als Premiummarke zu positionieren. Nicht jeder darf Super Streusel verkaufen.”
Das Erlebnis im eigenen Online-Shop
Um ein Premium-Erlebnis für ihre Kunden zu schaffen, setzen die Gründerinnen vor allem auf ihren eigenen Online-Shop als Hauptverkaufskanal. 80 Prozent aller Verkäufe werden über den eigenen Shop abgewickelt. Zusätzlich sind die Produkte auch in etwa 200 kleineren Geschäften deutschlandweit erhältlich, darunter Edeka und Budnikowsky. “Da wir hauptsächlich über unseren eigenen Online-Shop verkaufen, wissen wir viel über unsere Kundinnen und sie viel über uns”, sagt Daniela Sichting. Dieses tiefere Verständnis ist ein großer Vorteil gegenüber Supermarkt-Konkurrenten.
Verschiedene Streusel-Mixe im Online-Shop von Super Streusel
Dennoch nutzen die Gründerinnen auch andere Plattformen. “Seit einem Jahr verkaufen wir auch bei Amazon. Wir steuern bewusst nur einen Bruchteil unserer Produkte dort hinzu”, erklärt Sichting. Ihr Unternehmen erscheint zwar bei der Suche nach Streuseln, doch das gesamte Erlebnis gibt es nur in ihrem eigenen Shop. Aktuell führen sie auch eine Aktion bei Westwing durch. Während der Weihnachtszeit betreiben sie außerdem einen Pop-Up-Store in einer H&M Home-Filiale in der Hamburger Innenstadt. Offensichtlich setzt “Super Streusel” darauf, ihre Produkte in einem lifestyle-orientierten Wohnumfeld zu präsentieren, um ihre Marke zu stärken.
Mit viel Intuition zu 60.000 Instagram-Abonnenten
Das wichtigste Marketinginstrument für “Super Streusel” ist Instagram. Hier konnten die Gründerinnen in nur zwei Jahren fast 60.000 Abonnenten gewinnen. Allein seit Juli 2020 hat sich ihre Follower-Zahl laut dem Analyse-Tool Infludata verdoppelt. “Wir haben direkt bei der Gründung von Super Streusel einen Instagram-Kanal gestartet. Ab Mitte 2019 haben wir dann besonders viel Energie in die Stories gesteckt, nachdem wir im Sat.1-Frühstücksfernsehen zu Gast waren. Seitdem nehmen wir unsere Follower in unseren Stories mit und zeigen ihnen unseren Weg”, erzählt Daniela Sichting. “Bei Instagram gibt es keine geplante Strategie. Wir planen nicht jede Story im Voraus oder machen einen Drehplan. Wir nehmen die Leute mit, erzählen, was wir gerade machen und sind einfach authentisch.”
Obwohl der Instagram-Kanal von “Super Streusel” meistens Kuchen zeigt, die mit ihren Streuseln verziert sind, werden die eigentlichen Streusel-Döschen nur selten gezeigt. Dennoch landen viele Kundinnen, die durch Instagram auf “Super Streusel” aufmerksam werden, im Online-Shop. “Wir investieren kein Geld in Instagram-Anzeigen und sind auch in Bezug auf SEO sehr gut aufgestellt. Unser Marketing-Budget stecken wir in SEA, um unseren Wettbewerbern in der Suche voraus zu sein”, erklärt Katharina Decker.
Influencer und Gründerinnen als Ideengeber für die Community
“Wir vergleichen uns nicht mit großen Marken wie Dr. Oetker. Diese finden ihren Platz im Supermarkt. Unsere Zielgruppe ist im Internet zu Hause und sucht nach Neuem”, sagt Daniela Sichting. Ihre Schwester ergänzt: “Wir haben drei Zielgruppen im Blick: Hobbybäcker, die viel backen, Experimentierfreudige, die gerne Neues ausprobieren, und Menschen, die Plätzchen backen müssen und trotzdem schnell und einfach eine schöne Kreation zaubern wollen.”
Um all diese potenziellen Kunden anzusprechen, sehen sich die Gründerinnen von “Super Streusel” in erster Linie als Helferinnen. “Wir zeigen den Menschen, wie sie einfach backen und verzieren können. Wir sind Ideenproduzenten”, erklärt Daniela Sichting. Auf Instagram präsentieren die Schwestern Torten- und Keks-Ideen. Im Online-Shop gibt es außerdem eine eigene Kategorie mit Rezepten als Basis für viele Postings auf der Plattform.
Back-Challenges für die “Super Streusler”-Community
Besonders erfolgreich war ihre Inspirationsstrategie während der Corona-Zeit. Sie riefen zu einer Back-Challenge auf, bei der die Community mitmachen sollte. Im April 2020 begann Katharina Decker zum Beispiel damit, Eclairs mit Streuseln zu verzieren, und forderte die Community auf, es ihr nachzumachen. Nun läuft die Back-Challenge 2.0, die komplett von besonders treuen Fans, den “Super Streuslern”, durchgeführt wird. Jede Woche übernimmt ein Mitglied der Community eine Backaufgabe, und die Instagram-Follower backen dann ebenfalls nach. So schaffen die Gründerinnen immer wieder Interaktionen zwischen ihrer Marke und ihren Fans.
Trotzdem sind Influencer ein wichtiger Faktor für das Wachstum auf Instagram. “Wir haben ein paar Blogger, mit denen wir die Liebe zu Streuseln teilen. Authentizität ist dabei das Wichtigste”, betont Daniela Sichting. “Instagram ist für uns auch ein Hobby. Wir folgen Menschen, die wir selbst toll finden, und haben sie nett angeschrieben, ob sie mit uns zusammen die Welt ein bisschen bunter machen wollen.”
Das Sortiment wird erweitert
Da das Geschäft mit Streuseln so gut läuft, haben die beiden Gründerinnen bereits eine weitere Produktkategorie eingeführt: die “SuperDrips”. Dabei handelt es sich um eine Zuckermasse, die in Flaschen geliefert wird. Nach kurzem Erwärmen kann die Masse auf Torten und anderes Gebäck getropft werden. Damit ist das Sortiment jedoch noch nicht vollständig. In naher Zukunft wird es eine weitere neue Idee geben, auf die sich die Streusel-Schwestern und ihre Community schon jetzt freuen. “Unsere Super Streusler sind immer total begeistert, wenn wir etwas Neues herausbringen”, sagt Katharina Decker.
Das Streusel-Business soll weiter wachsen. Schon zum Start vor zwei Jahren hatte Daniela Sichting große Ziele: “In fünf Jahren sollen Super Streusel jede zweite Weihnachtsplätzchenverzierung ausmachen.” Um dies zu erreichen, muss die Marke das ganze Jahr über im Kopf der Menschen präsent sein. Bereits jetzt gelingt ihnen das durch die kontinuierliche Einführung neuer Streusel-Mischungen. “Weihnachten ist natürlich die Hochsaison für Plätzchenbacken. Aber du kannst auch selbst für Highlights sorgen, wenn du Ideen hast”, sagt Co-Gründerin Decker. Sie planen für Ostern, Karneval und Halloween komplett neue Streusel-Mischungen, damit der “Will-Haben”-Faktor bei den Kundinnen nicht abebbt. Die Streusel für den Valentinstag sollten also bereits in Planung sein.