Menschen mit einer angenehmen Stimme hören oft den Vorschlag, es doch einmal als Moderator oder Synchronsprecher zu versuchen. Eine auffällige Stimme ist sicher eine gute Voraussetzung für den Sprecherberuf. Doch eine “schöne Stimme” allein genügt nicht. Im Synchronbereich sind viele Fähigkeiten gefragt, die man nicht von Natur aus mitbringt. Eine klare Aussprache, eine richtige Atemtechnik und die Fähigkeit, stimmliche Charaktere glaubwürdig darzustellen und umzusetzen, sind hierbei von großer Bedeutung.
Kein formeller Ausbildungsberuf, aber … eine Schauspielausbildung hilft!
Die gute Nachricht ist, dass es keine formelle Ausbildung gibt, die man absolvieren kann, um als Synchronsprecher anerkannt zu werden. Die schlechte Nachricht ist, dass die meisten Synchron- und Tonstudios auch nicht zwingend anhand eines Lebenslaufs entscheiden, wen sie als Sprecher beschäftigen. Es gibt jedoch viele Beispiele von Sprechern, die mehr oder weniger in den Beruf hineingewachsen sind. Besonders typisch sind die sogenannten “Synchron-Kinder”, die bereits als Kinder erste Erfahrungen als Sprecher im Synchronbereich oder in Hörspielen sammeln. Oftmals handelt es sich dabei um Kinder von Synchronsprechern, die sie einfach mitnehmen, wenn Kinderrollen zu besetzen sind. Es gilt: Wer schon als Kind Erfahrungen als Sprecher sammeln konnte, hat gute Chancen, diesen Beruf auch als Erwachsener auszuüben.
Es ist jedoch auch eine Tatsache, dass die überwiegende Anzahl der Synchronsprecher eine Schauspielausbildung absolviert hat. Während des Schauspielstudiums lernen angehende Schauspieler nicht nur, Rollen glaubwürdig zu spielen, sondern auch Stimmbildung und Sprecherziehung. Wer auf großen Bühnen sprechen lernt, dass sein Flüstern noch in der hintersten Reihe gut verfolgt werden kann, kann diese Fähigkeiten in der Regel auch vor dem Mikrofon umsetzen.
Was von Synchronsprechern erwartet wird
Aber auch Quereinsteiger haben die Chance, Synchronsprecher zu werden. Voraussetzung ist, dass sie einwandfreies Hochdeutsch beherrschen. Kenntnisse in Dialekten und typischen Sprachbesonderheiten sind ebenfalls von Vorteil, um glaubhafte Rollen darstellen zu können. Die Ausbildung des eigenen Körpergefühls ist entscheidend. Denn die Klangfarbe und der Klang eines Sprechers hängen nicht nur von den Stimmbändern und dem Mund ab.
Die Körperspannung und -haltung bestimmen maßgeblich den “Sound” einer Stimme. Moderatoren und Radiosprecher, die als Synchronsprecher tätig sind, stoßen hier oft an ihre Grenzen. Im Deutschen sprechen wir zurecht von der “Haltung”, die ein Sprecher bzw. Schauspieler zur Rolle einnimmt. Das Gespür für die richtige Haltung für jede Rolle entwickelt sich durch Übung und zeigt, warum Erfahrung in diesem Beruf so wichtig ist.
Neben dem Gespür für Haltungen ist auch die richtige Atemtechnik für Synchronsprecher unerlässlich. Sie hilft, sauber und korrekt zu sprechen und verhindert, dass die Stimme schnell heiser wird. Synchronaufnahmen dauern oft Stunden, während Hörbuchsprecher oft 4 bis 5 Stunden am Stück lesen, nur unterbrochen von kurzen Pausen. Ohne die richtige Atemtechnik ist das kaum zu bewältigen.
Welche Arbeitsmöglichkeiten haben Sprecher?
In den letzten Jahren ist vor allem der Bedarf an Synchronsprechern kontinuierlich gestiegen. Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime Video sind vor allem mit Serien erfolgreich. Die Synchronisation dieser Serien, die oft über mehrere Staffeln gehen, beschäftigt Synchronstudios und die zugehörigen Gewerke stark. Dies bietet auch Quereinsteigern bessere Chancen. Es lohnt sich daher, sich bei Studios mit gut produzierten Sprachaufnahmen zu bewerben. Gute Arbeitsproben erhöhen die Chancen, zumindest in kleineren Nebenrollen engagiert zu werden. Wer dranbleibt, hat dann die Möglichkeit, öfter gebucht zu werden.
Neben dem klassischen Synchron für Filme, Fernsehen und Serien werden Synchronsprecher immer häufiger auch für das Dubbing von Computerspielen eingesetzt. Da der Spielemarkt mittlerweile mehr Umsatz generiert als Hollywood, wird sich dieser Trend in Zukunft sicher verstärken.
Bekannte Synchronstimmen werden auch gerne als Hörbuchsprecher engagiert. Die vertrauten Stimmen aus Filmen und Serien lösen bei den Hörern nicht nur Begeisterung aus, sondern wecken oft auch (gewünschte) Assoziationen mit den Schauspielern, denen sie ihre deutsche Stimme leihen.
Ist Synchronsprecher ein Vollzeitjob?
Ob Synchronsprecher ein Vollzeitjob ist, hängt davon ab, wie gut man gebucht wird. Synchronsprecher arbeiten als Freelancer und können daher selbst entscheiden, wann sie arbeiten möchten. Sie erhalten in der Regel eine “Antrittsgage”. Der endgültige Verdienst hängt dann von der Anzahl der Takes ab. Takes sind Filmausschnitte, die für die Synchronisation vorbereitet wurden. Ein Sprecher spricht in der Regel nur einen oder zwei Sätze pro Take. Oft handelt es sich jedoch nur um Atemgeräusche oder ähnliches. Jeder Satz und jedes Geräusch wird so aufgenommen, dass es perfekt zur Filmszene passt.
Im Idealfall gelingt dies bereits im ersten Versuch, aber in der Regel werden weitere Takes aufgenommen, um sicherzustellen, dass der erste Take der beste ist. Wie viele Takes ein Synchronsprecher pro Stunde schafft, hängt von seiner individuellen Fähigkeit ab, aber auch davon, wie anspruchsvoll eine Szene ist und wie anspruchsvoll der Synchronregisseur ist.
Zeit spielt eine immer wichtigere Rolle in der Synchronisation. Um Piraterie einzudämmen, wird die Synchronisation von großen internationalen Produktionen oft in letzter Minute durchgeführt. Deshalb arbeiten Ton- und Synchronstudios gerne mit erfahrenen Profis zusammen. Wer ernsthaft darüber nachdenkt, als Synchronsprecher zu arbeiten, sollte entweder eine Schauspielausbildung oder zumindest eine spezielle Sprecherausbildung absolvieren. Übung und Hartnäckigkeit sind dann der Schlüssel, um entsprechende Angebote zu erhalten.