“Tag der Arbeit”: Von blutigen Streiks zum Feiertag am 1. Mai

“Tag der Arbeit”: Von blutigen Streiks zum Feiertag am 1. Mai

Ein Blick auf die Geschichte des 1. Mai zeigt, dass dieser Feiertag eine lange Tradition hat und eng mit der Arbeiterbewegung verbunden ist. Ursprünglich wurde er als “Kampftag der Arbeiterbewegung” in den USA eingeführt, um für bessere Arbeitsbedingungen und den Acht-Stunden-Tag zu kämpfen. In Deutschland wurde der 1. Mai 1890 zum ersten Mal zum Tag der Arbeiterbewegung erklärt.

Vom Streik zum Feiertag

In den USA streikten im Jahr 1886 etwa 400.000 Arbeiter am 1. Mai für ihre Rechte. Dabei kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten. Acht Streik-Organisatoren wurden sogar hingerichtet. Um an diese Opfer zu erinnern, beschlossen Gewerkschaften und Arbeiterparteien auf einem internationalen Kongress, den 1. Mai zum internationalen Kampftag der Arbeiterbewegung zu machen.

Der Kampf geht weiter

In Deutschland fand am 1. Mai 1890 der erste große Demonstrationszug statt, an dem sich rund 100.000 Menschen beteiligten. Die SPD erklärte den 1. Mai zum Tag der Arbeiterbewegung und seitdem wird dieser Tag jährlich mit Streiks und Demonstrationen begangen. Die Arbeitgeber reagierten darauf mit Aussperrungen und Entlassungen. Der 1. Mai entwickelte sich zu einem Symboltag des Klassenkampfes.

Die Nazis und der “Tag der Arbeit”

Die Nationalsozialisten vereinnahmten den 1. Mai nach ihrer Machtergreifung im Jahr 1933 als “Tag der nationalen Arbeit”. Sie nutzten diesen Feiertag für ihre Propaganda und um die Gewerkschaften zu entmachten. Bereits am 2. Mai wurden Schlägertrupps der SA aktiv und stürmten Gewerkschaftsbüros. Die Gewerkschaften wurden gleichgeschaltet und der 1. Mai wurde zum staatlich verordneten Feiertag für Aufmärsche und Paraden.

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Der 1. Mai in Ost und West

Nach dem Zweiten Weltkrieg bestätigte der Alliierte Kontrollrat den 1. Mai als Feiertag. In Westdeutschland nutzten vor allem Gewerkschaften diesen Tag für politische Kundgebungen und kulturelle Veranstaltungen. Im Osten dagegen wurden Militärparaden organisiert. In den 1980er-Jahren kam es in Berlin und Hamburg zu gewaltsamen Ausschreitungen zwischen autonomen Gruppierungen und der Polizei, doch mittlerweile konnten diese Auseinandersetzungen weitgehend eingedämmt werden.

Der 1. Mai als internationaler Feiertag

Heute wird der 1. Mai in vielen Ländern weltweit als gesetzlicher Feiertag begangen. In Europa hat sich der 1. Mai als “Tag der Arbeit” etabliert, während in den USA der “Labor Day” im September gefeiert wird. In Kanada, Australien und Neuseeland finden die Feierlichkeiten zu anderen Zeitpunkten statt. Der “Tag der Arbeit” hat als Kampftag für Arbeitnehmerrechte zwar an Bedeutung eingebüßt, ist aber für viele Menschen vor allem ein willkommener arbeitsfreier Tag.

Der 1. Mai in Zeiten der Pandemie

Aufgrund der Corona-Pandemie mussten im Jahr 2020 zum ersten Mal in der Geschichte des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Versammlungen und Demonstrationen zum 1. Mai abgesagt werden. Stattdessen fanden symbolische Aktionen statt und online wurde auf die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aufmerksam gemacht. Für das Jahr 2023 ruft der DGB unter dem Motto “Ungebrochen solidarisch” wieder zu Aktionen und Kundgebungen auf der Straße auf.