Tesla Model 3 Gebrauchtwagenkauf: Lohnt es sich?

Tesla Model 3 Gebrauchtwagenkauf: Lohnt es sich?

Manche Automodelle verändern die Welt. Genau das ist Tesla mit dem Model 3 gelungen. Mit seinen Dimensionen von 4,69 Metern konkurriert die Elektro-Limousine mit Größen wie dem Audi A4 und dem BMW 3er. Doch unter der Karosserie ist das Model 3 radikal anders. Denn in der Mittelklasse gab es zuvor kein bezahlbares E-Konzept.

Der chaotische Serienanlauf begann 2017 in Amerika, doch 2019 startete das Model 3 in Europa mit einer deutlich verbesserten Qualität. Nun tauchen die ersten Exemplare mit höheren Laufleistungen auf dem Gebrauchtwagenmarkt auf.

So auch unser Foto-Model vom Autohaus BEV in Braunschweig. Es handelt sich um ein Importfahrzeug aus den Niederlanden, das in zwei Jahren 116.299 Kilometer zurückgelegt hat. Neu hätte dieses Modell mit Langstreckenbatterie, Allradantrieb, Dual-Motor und ein paar Extras laut Schwacke-Rechner 63.770 Euro gekostet. Nun ist das Model 3 für 40.950 Euro zu haben.

Tesla Model 3 Long Range

  • Baujahr: 2019
  • Laufleistung: 116.299 km
  • Preis: 40.950 Euro

Eine Förderung dieses Gebrauchtwagens durch den Hersteller oder den Staat ist nicht möglich. Doch wie vernünftig ist ein Gebrauchtwagenkauf aktuell? Das Platzangebot ist in Ordnung: Vorne fühlt man sich auf den erfreulich robusten Kunstledersitzen selbst mit 1,90 Metern wohl, hinten fehlt es jedoch an vergleichbarer Großzügigkeit. Der Kofferraum ist mit 340 + 85 Litern (hinten/vorne) recht klein.

Hier wird Gepäck geladen:

Die Verarbeitung des Model 3 wurde im Laufe der Produktion kontinuierlich besser. Trotzdem sind schlecht entgratetes Plastik und schwankende Spaltmaße immer wieder Thema, es sei denn, es handelt sich um ein in China produziertes Auto. Diese sind qualitativ besser.

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Auf der einen Seite hat Tesla ein Öko-Image, auf der anderen Seite bietet die Dual-Motor-Variante die Leistungsdaten eines Sportwagens. 440 PS Systemleistung und ein Drehmoment von 493 Newtonmetern sind alles andere als zurückhaltend. Doch um eine akzeptable Reichweite von über 400 Kilometern zu erreichen, sollte man dieses Potenzial nicht ansatzweise ausschöpfen.

Auch andere Details polarisieren: Das minimalistische Cockpit ist nicht intuitiv bedienbar und lenkt von dem Verkehr ab. Die hochtrabend als “Autopilot” bezeichnete Funktion ist derzeit nur ein kamerabasiertes Assistenzsystem.

Der zu erwartende Wartungs- und Reparaturaufwand ist erfreulich gering. Viele Teile, die bei Verbrennungsmotoren bekannt sind, sind nicht verbaut. Tesla geht pragmatisch mit Problemen um: Wenn der Touchscreen nicht mehr funktioniert, wird ein Neustart wie beim Smartphone empfohlen.

Batterie und Antrieb haben eine Garantie von acht Jahren (192.000 km) und sollten deutlich länger halten.

Ein paar Tesla-Spielereien:

Festgestellte Mängel

So wegweisend das Konzept des bisher kleinsten Tesla ist, bei der Qualität gibt es noch Luft nach oben. Die Verarbeitung wurde über die Jahre besser, schwankt jedoch von Fahrzeug zu Fahrzeug. Brechende Türgriffe, beschlagene Scheinwerfer und gerissene Scheiben sind immer noch Themen.

Der Antrieb dagegen verursacht selten Probleme. Selbst nach gut 100.000 Kilometern sollte der Akku kaum fünf Prozent Reichweite verloren haben.

Vorsicht ist bei Grauimporten aus den USA geboten. Hier müssen einige Umbauten vorgenommen werden. Tesla kann Fahrzeuge für die üblichen Softwareupdates sperren!

  • Akkupaket: Das Model 3 hat im Vergleich zum teureren Model S keinen dicken Akku-Panzer als Schutzhülle.
  • Scheibe: Spannungsrisse in der Panorama-Heckscheibe sind ein häufiges Problem.
  • Bremsscheiben: Wenn Bremsscheiben ausgetauscht werden müssen, liegt dies meist an Korrosion.
  • Antriebswelle: Das hohe Drehmoment belastet die Gelenke der Antriebswellen. Es gibt jedoch auch Ersatz im Zubehör!
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Kosten

  • Unterhalt:

    • Testverbrauch: 16,0 kWh/100 km
    • CO₂ (lokal): 0 g/km
    • Inspektion: 500-900 Euro
    • Haftpflicht (19): 467 Euro
    • Teilkasko (23): 667 Euro
    • Vollkasko (26): 1214 Euro
    • Kfz-Steuer (Euro 6): 10 Jahre steuerbefreit
  • Ersatzteilpreise:

    • Akku: 14.000 Euro
    • Antriebswelle: 550 Euro
    • Panoramadach hinten: 750 Euro
    • Scheinwerfer vorne: 549 Euro
    • Frontscheibe: 990 Euro
    • Stoßfänger hinten, lackiert: 1800 Euro
    • Bremsscheiben und -klötze: 560 Euro

Fazit

Das E-Konzept und die Alltagstauglichkeit sind die Stärken des Model 3. Die hohe Nachfrage sorgt jedoch für hohe Preise. Die meisten Kunden dürften trotz der Wartezeit mit einem förderfähigen Neuwagen besser fahren. Ein neues Grundmodell ist günstiger!

Urteil: ★★★★☆