Beim Urlaub mit dem Wohnmobil die ganz große Freiheit genießen? Für viele Camper gehört das Freistehen, etwas unschöner auch als “Wildcampen” bezeichnet, dann unbedingt dazu. Leider ist Freistehen mit dem Reisemobil nur in den wenigsten europäischen Ländern wirklich erlaubt und gerne gesehen, sondern meist eine “Grauzone” oder gleich rigoros verboten. Wir zeigen, wie es sich in Deutschland und einigen beliebten Urlaubsländern mit dem Freistehen verhält und was man unbedingt vermeiden sollte, um keinen Unmut zu erzeugen und nicht negativ aufzufallen.
Was bedeutet Freistehen?
Die Vorstellung ist doch einfach zu schön: das Wohnmobil beladen, an einen schönen Ort fahren und dann dort parken, wo es gefällt. Die Markise ausfahren, die Campingstühle vor das Wohnmobil stellen, vielleicht grillen… halt, stopp – da war doch was. Muss man dazu nicht auf einen Campingplatz oder zumindest auf einen ausgewiesenen Wohnmobilstellplatz fahren? Richtig, denn wer wirklich campen will, darf das nicht außerhalb solcher Plätze tun.
Freistehen im engeren Sinne heißt, dass man sein Wohnmobil für im Regelfall eine Nacht am Ort seiner Wahl parkt und dort dann auch darin übernachtet. Das kann mitten in einer Stadt sein, an einem tollen See mit phänomenalem Ausblick zum Frühstück oder auch irgendwo in den Bergen, vielleicht auf einem Pass mit einmaligem Panorama. Findet man nicht so einen schönen Ort, schließt das Freistehen durchaus auch ein Wohngebiet am Rand einer Ortschaft oder sogar ein außerhalb gelegenes Industriegebiet mit ein.
Längeres Stehen über mehrere Tage einschließlich Campingverhalten wird zwar auch als Freistehen bezeichnet, ist hier aber nicht gemeint – das ist eher die Sache von Langzeitreisenden in Gegenden fernab der Zivilisation.
So verhält man sich richtig beim Freistehen!
Eigentlich ist die Sache klar – auch wenn das Wildcampen erlaubt oder zumindest geduldet ist, sollte man sich an einige grundsätzliche Regeln halten, die schon der gesunde Menschenverstand mit sich bringt. Wer sich rücksichtslos verhält und seine Zeit mehr neben – eventuell sogar auf Campingmöbeln mitten auf einem ganz normalen Parkplatz – als im Wohnmobil verbringt, braucht sich über Beschwerden von Anwohnern oder einen Strafzettel nicht zu wundern. Nicht für Aussehen sorgen und sich an die folgenden Tipps halten kann dazu beitragen, dass Freistehen nicht irgendwann überall schlichtweg verboten ist.
Freistehen in verschiedenen Ländern
Freistehen in Deutschland
Rein rechtlich gesehen ist das freie Übernachten in Deutschland verboten, auch unabhängig vom Campingverhalten. Allerdings gibt es die Möglichkeit, zur “Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit” sein Reisemobil über Nacht bis zu 10 Stunden auf öffentlichen Parkplätzen abzustellen – nämlich dann, wenn man zu müde ist, um noch sicher weiterfahren zu können.
Dass dies gerne recht frei ausgelegt wird, weiß natürlich auch die Polizei, und sieht die Sache von Fall zu Fall recht eng. Wer also schon lange an einem Ort steht, Stühle vor das Mobil stellt oder bewusst Alkohol trinkt, um nicht weiterfahren zu können, muss durchaus mit einer Verwarnung rechnen.
Freistehen in den Niederlanden
Oft scheint es so, dass in den Niederlanden jeder zweite Einwohner zum Volk der Camper gehört. Da müsste doch das Freistehen generell erlaubt sein, oder nicht? Leider weit gefehlt, denn in unserem kleinen Nachbarland wird das Verbot des Freistehens sehr streng ausgelegt und bezieht sich nicht nur auf öffentliche Plätze, sondern sogar auf Grundstücke, die in Privatbesitz sind.
Es wird rigoros kontrolliert und mit Strafzetteln wirklich hart durchgegriffen. Die Besonderheit in den Niederlanden ist, dass ein Bußgeld fürs Freistehen pro Person für Jugendliche und Erwachsene gilt – nicht nur Familien mit größeren Kindern raten wir dringend, immer einen Campingplatz anzusteuern.
Freistehen in Belgien
Freunde des Freistehens aufgepasst: In Belgien ist das Freistehen erlaubt – und zwar bis zu 24 Stunden am Straßenrand und auf öffentlichen Parkplätzen. Lässt man sich aber da erwischen, wo das Wildcampen definitiv verboten ist, wird auch in Belgien ein Bußgeld fähig, das sich aber mit etwa 150 EUR im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern noch im Rahmen hält.
Verboten ist das Freistehen in der gesamten Region Flandern und in Küstennähe in einer Entfernung von etwa 10 Kilometern – schließlich wissen auch die Belgier, wo es schön ist und man mit Campingplätzen Geld verdienen kann.
Freistehen in Norwegen
Das Paradies für Camper, die gerne freistehen möchten – als das wird das skandinavische Land gerne angepriesen und viele Camper haben bereits die ein oder andere Reise dorthin gemacht und oft freigestanden. Das oft genannte Jedermannsrecht, laut dem man fast überall ungestraft übernachten darf, gilt allerdings nur für Camper, die mit einem Zelt unterwegs sind.
Wurde das Freistehen noch bis vor wenigen Jahren auch für Wohnmobilisten geduldet, so hat sich der Umgang mit diesem Recht mittlerweile verändert, was vor allem an zahlreichen Beschwerden von Anwohnern aufgrund von rücksichtslosem Verhalten der Camper liegt. Resultat ist, dass man mittlerweile nur noch für eine Nacht freistehen darf – und auch nur dann, wenn der Wunschplatz nicht für Camper gesperrt ist.
Freistehen in Frankreich
In dem Land zwischen Atlantik und Mittelmeer gelten ein paar mehr Freiheiten, was das Freistehen mit dem Wohnmobil angeht: Auf öffentlichen Parkplätzen darf man bis zu 7 Tage lang stehen, wenn man andere Verkehrsteilnehmer nicht behindert oder so parkt, dass man ihnen die Sicht auf den Straßenverkehr versperrt. Allerdings gibt es auch in Frankreich ein paar Ausnahmen, die aber für passionierte Freisteher leicht zu verschmerzen sind. Naturschutzgebiete und Strände sind von der Möglichkeit des Freistehens ebenso ausgenommen wie Privatgrundstücke (außer, man hat eine schriftliche Genehmigung des Besitzers), ebenso die Umgebung von 500 Metern zu wichtigen Sehenswürdigkeiten.
Freistehen in Italien
Besser nicht: Freistehen ist in Italien überall strengstens verboten. Die Einhaltung des Verbots wird besonders in touristisch sehr beliebten Regionen oft streng kontrolliert und auch mit Strafen sanktioniert. Wo nicht so viele Touristen unterwegs sind, drückt man vor allem in der Nebensaison mal ein Auge zu, darauf kann man sich allerdings nicht verlassen.
Freistehen in Spanien
Eine gute Nachricht, denn hier ist das Freistehen auf öffentlichen Parkplätzen prinzipiell erlaubt. Allerdings verstehen die Spanier keinen Spaß, wenn die Möglichkeiten weit ausgereizt werden – das Leben beim Freistehen sollte sich also unbedingt im Reisemobil und nicht davor abspielen. Selbstverständlich sind auch in Spanien Naturschutzgebiete, so zum Beispiel weite Teile der Küste, von der Möglichkeit des Freistehens ausgeschlossen.
Freistehen in Österreich
Wie schön wäre es doch, zwischen traumhaften Berglandschaften oder an einem der wunderschönen Seen außerhalb eines Campingplatzes zu übernachten! Das ist aber in Österreich gar nicht so einfach, da jedes Bundesland und in Salzburg und Vorarlberg sogar jede Gemeinde ihre eigenen Regeln bezüglich des Freistehens aufstellen darf. Generell lässt sich allerdings sagen, dass das Freistehen in den meisten Gebieten Österreichs verboten ist und auch für das Übernachten auf Privatgrund eine schriftliche Erlaubnis benötigt wird. Wer beim verbotenen Freistehen erwischt wird, muss mit teils horrenden Strafen rechnen!
Freistehen in der Schweiz
Ähnlich wie in Österreich sind in der Alpenrepublik die Regelungen von Kanton zu Kanton verschieden. Allerdings ist hier das Freistehen generell eher erlaubt als verboten. Möchten Sie in der Schweiz freistehen, ist es am besten, die benötigten Informationen bei der jeweiligen Gemeinde einzuholen und nach den aktuell gültigen Regeln zu fragen. Wer sich erwischen lässt, wo das Freistehen generell verboten ist, wird mitunter ganz schön zu Kasse gebeten – die Schweizer Bußgelder sind wirklich kein Pappenstiel.
Wohnmobilstellplätze als Alternative
Das mit dem Freistehen ist für Sie so eine Sache und Sie möchten kein Risiko eingehen? Wenn ein Campingplatz trotzdem nicht das ist, was Sie sich vorstellen, kann einer der vielen Wohnmobilstellplätze eine gute Alternative sein. Mit viel weniger Infrastruktur ausgestattet und oft nicht direkt an den Hotspots für Touristen gelegen, kann so ein Stellplatz eine Art “Schnittpunkt” zwischen Freistehen und Campingplatz sein. Probieren Sie es doch einfach mal aus!
In Deutschland und vielen weiteren beliebten Urlaubsländern ist das Freistehen mit dem Reisemobil grundsätzlich verboten. Lediglich zur “Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit” ist ein Parken über Nacht auf öffentlichen Parkplätzen oftmals erlaubt. Wer im Ausland freistehen möchte, sollte sich immer ausführlich über die Gegebenheiten vor Ort informieren und sich stets äußerst rücksichtsvoll verhalten, um dem Ansehen der Camper nicht zu schaden. Werden wirkliche Verbote aber übergangen, drohen teils hohe Strafen, denn nicht überall und immer darf man auf die Kulanz von Polizei und Ordnungskräften hoffen.