Ihr möchtet eurem Hund das Anspringen abgewöhnen und fragt euch, wie das am besten geht? Und überhaupt: Warum springen einige Hunde und andere nicht und was will der Hund über sein Verhalten kommunizieren?
Im Folgenden erfahrt ihr, was es mit dem Anspringen auf sich hat und was ihr dagegen tun könnt.
Warum springt euer Hund hoch?
Viele Hundehalter ordnen das Anspringen vorschnell und fälschlicherweise in eine Schublade ein, in die es nicht hineingehört. Denn tatsächlich kommen zahlreiche Motive in Betracht:
- Frust: Das Anspringen kompensiert innere Spannungen und ist als Übersprungshandlung zu verstehen.
- Unruhe und Stress: Der Hund hat Schwierigkeiten, sich selbst zu kontrollieren.
- Eifersucht: Der Hund nutzt das Anspringen, um sich in den Mittelpunkt zu drängen. Dieses Verhaltensphänomen kommt häufig in der Mehrhundehaltung vor.
- Verhaltenskorrektur: Hunde, die mit dem Fernbleiben ihres Halters unzufrieden sind, lassen ihn das durch heftiges Anspringen spüren.
- Anerzogen: Wenn ihr euren Hund für das Anspringen bestärkt, indem er infolge dessen zum Beispiel eine Streichel-, eine Spieleinheit oder ein Leckerchen erhält, wird er seine neu erlernte Technik immer wieder ausprobieren.
- Freude: Der Hund freut sich darüber, seinen Halter wiederzusehen und hält seine aufschwemmenden Gefühle nur schwer im Zaum.
- Spiel: Hunde testen sich spielerisch aus und rufen dabei instinktive Verhaltensmuster ab. Das Springen kann dazugehören.
Wichtig ist, das Verhalten des Hundes im Kontext zu sehen. Passt es zu seiner Persönlichkeit, wie stark springt er an mir hoch, welche Begleitumstände machen den Augenblick aus? Nur wenn das Anspringen richtig eingeordnet wird, könnt ihr erfolgreich intervenieren.
Ist das Anspringen nur pure Freude?
Halter neigen dazu, die überschwängliche Begrüßung ihres Hundes als Freude zu interpretieren. Die Reaktion kann zwar durchaus freudig sein, schließlich war das geliebte Herrchen ja eine Weile weg. Der Hund kann sich über die Geste des Anspringens aber auch bei seinem Halter über dessen Abwesenheit beschweren.
Ganz gleich, welcher der Grund für das Verhalten ist, als Hundehalter solltet ihr gut überlegen, ob es sinnvoll ist, das Willkommensritual in dieser Ausgestaltung zu akzeptieren. Schließlich können Hund und Mensch ihre Wiedersehensfreude auch anders artikulieren (Beispiel: Streicheleinheit im Sitzen oder Knien). Denn auch wenn es euch zum jetzigen Zeitpunkt nicht riskant erscheint, ist das freudige Anspringen doch eine ernstzunehmende Gefahr. Nämlich dann, wenn der Hund schwer, aber sein Halter körperlich nicht gut aufgestellt ist oder wenn Kinder in Planung sind beziehungsweise, wenn es schon welche gibt.
So könnt ihr eurem Hund das Anspringen abgewöhnen
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Erfolg verhindern: Hunde lernen am Erfolg. Sie rufen also jenes Verhalten ab, das in irgendeiner Weise nützlich für sie ist. Wenn ihr das Anspringen unterbinden wollt, müsst ihr dem Hund also sein diesbezügliches Erfolgserlebnis nehmen. Eine Möglichkeit ist das Anleinen, sodass der Hund nicht springen kann. Eine weitere Option ist das Wegdrehen oder ein gezielter Ausfallschritt.
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Position halten: Verharre in der Position und zögere das Anspringen möglichst lange hinaus, indem du den Hund an seinen Pfoten nimmst. Bereits nach wenigen Sekunden wird ihm die Stellung nicht mehr gefallen. Nachdem er diese Erfahrung mehrmals gemacht hat, hört er womöglich von selbst mit der Angewohnheit auf.
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Gezielte Ablenkung: Lenkt euren Hund von seinem Vorhaben ab, indem ihr das Begrüßungsritual verändert oder einen alternativen Beschäftigungsvorschlag macht. Setzt das Ablenkungsmanöver so früh wie möglich ein (Beispiel: Nicht erst, wenn er bereits zum Sprung ansetzt, sondern schon bei Sichtkontakt).
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Alternative anbieten: Das bloße Verbot „Du darfst nicht springen“ reicht für eine dauerhafte Verhaltensänderung nicht aus. Stattdessen muss der Hund ein alternatives Reaktionsmuster erlernen, das sich für ihn lohnt. Wichtig ist auch, dass sich die neue Reaktionskette nicht mit dem Anspringen vereinen lässt. „Sitz“, „Platz“ oder „Fang den Ball“ sind mögliche Ersatzreaktionen, bei denen der Hund auf das Springen verzichten muss. Die Ausführung des jeweiligen Kommandos muss für den Hund lohnenswert sein. Sobald er sitzt, liegt oder den Ball bringt, muss er ordentliches Lob bekommen. Sofern der Hund springt, erhält er keine positive Reaktion. Dreht euch einfach wortlos weg oder weicht kommentarlos aus. Der Hund lernt schnell, dass er nur mit seinem Halter interagieren kann, wenn er dessen Vorgaben folgt und stellt das Anspringen nach einer Weile ein.
Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, seinen Hund zu trainieren. Das Training steht dabei immer in Abhängigkeit zum Motiv. Sollte sich herausstellen, dass dem Anspringen ein Dominanzproblem zugrunde liegt, hat die Beziehungsarbeit Priorität. Der Hund muss lernen, Regeln zu befolgen und das Oberhaupt zu akzeptieren. Vielfach erledigt sich das Anspringen dann von selbst.
Allgemeine Trainingstipps:
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Bleibt geduldig, setzt Lob statt Strafen ein. Der Hund handelt schließlich nicht in böser Absicht, sondern sendet eine wichtige Beziehungsbotschaft aus. Außerdem können Strafen das Stresslevel erhöhen, wodurch es zu Rückschritten im Training kommt.
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Passt das Training an die Fertigkeiten des Hundes an. Versucht ihn schrittweise zu desensibilisieren (Beispiel: Training mit Fußgängern aus 10 m Entfernung, wenn der Hund diese Distanz gut erträgt. Dann langsame Distanzverringerung, bis der Hund dem Spaziergänger eines Tages direkt gegenübersteht). Meideverhalten bringt prinzipiell nichts, weil der Hund den richtigen Umgang mit anderen Menschen dadurch nicht erlernt.
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Fangt am besten schon im Welpenalter mit der konsequenten Erziehung an. Das Anspringen solltet ihr nicht tolerieren, weil die Verhaltenskorrektur im Nachhinein sehr nervenaufreibend und zeitaufwändig ist.
Mein Hund springt mich an, wenn ich nach Hause komme – ist das ok?
Die Heimkehr des Hundehalters löst in seinem Hund extreme Emotionen aus. Die Klassiker sind Freude, Aufregung und – konträr dazu – Verärgerung. Je nach Intensität des Gefühls und Persönlichkeit drücken die betroffenen Hunde ihre Emotionslage unterschiedlich aus. Während einige die Wiederkehr ruhig beobachten können, fordern andere ausgiebige Streicheleinheiten ein. Wieder andere schlabbern ihrem Halter aufgeregt durchs Gesicht, andere beißen aufgrund der aufgestauten Energie in dessen Hände und wieder andere springen wild an ihm empor.
Die Begrüßung kann positiv empfunden werden und ein freudiges Ereignis sein, sie kann aber auch wehtun und nervig sein. Falls ihr das Verhalten eures Hundes korrigieren wollt, ist es wichtig, dessen Körpersprache einzuordnen und anhand dieser Verhaltensanalyse zielgerichtet dagegen vorzugehen.
Euer Hund springt den Besuch an – das könnt ihr dagegen tun
Dass Hunde ihre Halter bei deren Heimkehr anspringen, ist wohlbekannt. Doch einige Hunde zeigen diese Reaktion auch beim Eintreffen von Besuch. Obwohl das Anspringen ins Verhaltensrepertoire des Hundes gehört, solltet ihr es nicht tolerieren. Der Hund könnte die Kleidung eurer Gäste beschädigen und sie könnten aufgrund der plötzlichen Nähe verängstigt sein.
Folgendes ist das klassische Szenario: Es klingelt an der Tür und der Hund dreht völlig frei. Sobald die Tür geöffnet wird, stürmt er auf den Fremden zu und springt daran empor. Häufig begleitet durch ohrenbetäubendes Gewinsel und Gebell.
Viele Besucher kennen die Erziehungsregeln nicht und reagieren deshalb völlig falsch. Deshalb ist es wichtig, die Besucher vorab zu instruieren und einheitlich mit dem Hund umzugehen. Sonst kann es sein, dass die Begegnung eure Trainingsfortschritte zunichtemacht.
Der Hund springt andere Spaziergänger an – so vermeidet ihr es
Das Anspringen des Hundes ist in der Öffentlichkeit besonders unangenehm. Schließlich suchen vorbeiziehende Spaziergänger in der Regel nicht nach Körperkontakt, vielleicht fürchten sie sich sogar davor oder zeigen sich aufgrund der verschmutzten Kleidung erzürnt.
Wenn der Hund Spaziergänger anspringt, schränkt das den Halter in der Wahl der täglichen Gassiroute ein und nimmt ihm die Freude am Spazierengehen. Deshalb ist es wichtig, möglichst früh etwas gegen das Anspringen zu tun. Du kannst versuchen, deinen Hund bezüglich der Spaziergänger zu desensibilisieren. Das bedeutet, dass euer Training in großer Entfernung beginnt. Ihr tastet euch im Trainingsverlauf aber immer näher an fremde Personen heran. Trainingsziel ist es, so dicht an Spaziergängern vorbeizugehen, dass der Hund sie theoretisch springend erreichen könnte, es praktisch aber nicht tut.
Mit diesen Tipps könnt ihr eurem Hund das Anspringen abgewöhnen und für ein harmonischeres Miteinander sorgen. Denkt daran, Geduld und Konsequenz sind der Schlüssel zum Erfolg!