Jesus Christus, der zentrale Figure des Christentums, wurde vor über 2000 Jahren brutal gekreuzigt. Doch wie genau verlief diese qualvolle Hinrichtung?
Aufständische wurden gekreuzigt
Die Kreuzigung war eine gängige Hinrichtungsart im antiken Orient und im Römischen Reich. Sie wurde vor allem gegen entlaufene oder rebellische Sklaven verhängt. Bekannt ist der aufständische Sklavenheerführer Spartakus und seine 6000 Anhänger, die 71 v. Chr. entlang der Via Appia gekreuzigt wurden. Auch gegen Nichtrömer wurde die Kreuzigung angewandt, um Beobachter zu demütigen und einzuschüchtern. Es war eine politische Strafe, um die “Pax Romana” zu sichern.
Keine typisch römische Strafe
Die Phönizier waren die ersten, die die Kreuzigung als Hinrichtungsmethode bekannt machten. Später gelangte sie ins Zweistromland und nach Persien. Hier wurde der Verurteilte zunächst nur festgebunden, aber noch nicht genagelt. Das Annageln kam im Makedonischen Großreich auf. Die Römer übernahmen diese Form der Vollstreckung, schafften eigene Richtplätze und verwendeten eigene Pfähle.
Jesus beging ein Staatsverbrechen
Für den römischen Präfekten Pilatus war Jesu religiöser Messiasanspruch ein politisches Verbrechen. Jesus hatte die Herrschaft über die Juden angestrebt und damit das Privileg des römischen Kaisers angegriffen, nur allein Könige ein- und absetzen zu dürfen. Durch die Hinrichtung am Passahfest wollte Pilatus die Messiaserwartung aller Juden treffen und Aufstände abschrecken.
Jesus starb an einem T-Gerüst
Die Römer verwendeten zunächst häufig eine Furca (Forke), die dem Verurteilten um den Hals gehängt und dann an einem Pfahl aufgehängt wurde. Später wurde sie durch einen einfachen Querbalken (Patibulum) ersetzt, der am oberen Ende des Pfahls (Stipes) in einer Kerbe angebracht wurde. So entstand die Form des heutigen Buchstaben “T”. Archäologische Funde belegen, dass Jesus an einem solchen Kreuz hingerichtet wurde.
Kreuzigen war extrem blutig
Die vorangegangene Geißelung mit einer Lederriemenpeitsche hinterließ tiefe Wunden in Schultern, Rücken und Beinen. Der Körper von Jesus war eine blut- und hautfetzenverkrustete Masse, zudem mit Schmutz bedeckt. Die Kreuzbalken waren meist roh und nicht fachmännisch bearbeitet.
Jesus trug nur den Querbalken
Das Tragen des gesamten Kreuzes vom Gefängnis zur Hinrichtungsstätte wäre unmöglich gewesen. Deshalb trug Jesus nur den Querbalken, das Patibulum. Dies war jedoch nach den vorangegangenen Torturen nur unter größter Kraftanstrengung möglich. Der Verurteilte trug den Balken nicht über einer Schulter, sondern über beide Schultern festgebunden. Vor dem Zug wurde eine Holztafel (Titulus) oder ein Zeichen getragen, das das Verbrechen angab. Später wurde es über dem Kopf mit einem Stab befestigt.
Ein Nagel für zwei Beine
Die Nägel wurden nicht durch die Handflächen getrieben, sondern zwischen den kleinen Knochen der Handgelenke. Die Handflächen wurden nur genagelt, wenn die Hände zusätzlich festgebunden wurden. Die überkreuzten Beine konnten mit einem Nagel durch den Span befestigt werden. Eine andere Methode war das Annageln nahe dem Knöchel oder durch das Fersenbein. Am senkrechten Kreuzbalken wurde ein kleines Sitzbrett befestigt, um den Todeskandidaten zu entlasten, aber auch seine Qualen zu verlängern.
Es gab keine Sonnenfinsternis
Die Evangelisten berichten übereinstimmend, dass sich während Jesu Kreuzigung eine Finsternis über das Land senkte. Allerdings ist eine Sonnenfinsternis zum Passahfest, das immer mit Vollmond stattfindet, unmöglich. Möglich wäre eine Mondfinsternis, jedoch gelten die genannten Stunden als unwahrscheinlich. Über das genaue Kreuzigungsdatum gibt es keine einheitliche Meinung. Sicher ist nur, dass es in die Amtszeit des Pilatus zwischen 26 und 36 n. Chr. fällt.
Nach Jesu Tod bebte die Erde
Der Kreuzigungsort lag im Jordangraben, einer tektonisch instabilen Zone, in der es immer wieder zu Erdbeben kommt. Es ist also möglich, dass das von Matthäus beschriebene Erdbeben, bei dem sich Felsen spalteten und Gräber geöffnet wurden, stattgefunden hat. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass Erzähler und Geschichtsschreiber das Naturphänomen mit dem Tod einer bedeutenden Person in Verbindung gebracht haben.
Tod durch Kreislaufkollaps
Der Tod am Kreuz trat üblicherweise nach einem Tag durch Ersticken oder Kreislaufkollaps ein. Durch das Brechen der Unterschenkel konnte der Tod schneller herbeigeführt werden. Bei Jesus, der nach nur drei Stunden starb, unterließ man dies jedoch. Die Verwendung von Aloe und Myrrhe bei der Grablegung von Jesus hat zu Spekulationen geführt, dass er die Kreuzigung möglicherweise in tiefer Ohnmacht überlebt haben könnte. Dies könnte durch die Verabreichung einer Flüssigkeit mit gelöstem Opium am Kreuz verursacht worden sein. Ob Jesus zwei Tage nach seiner Kreuzigung tatsächlich von den Toten auferstanden ist, bleibt eine Glaubensfrage, die sich wissenschaftlich nicht beweisen oder widerlegen lässt und die die Grundlage des Christentums bildet.