Träumen Sie weiter – Unbedingt!

Träumen Sie weiter – Unbedingt!

Träume sind die entscheidende andere Hälfte unserer Existenz, wie Max Frisch einst sagte. Sie gehören genauso zum Leben wie Taten und Untaten einer Person. Aber Max Frisch unterschlägt dabei zwei entscheidende Dinge. Erstens reicht es nicht aus, nur von den Taten und Untaten einer Person zu erzählen. Wir müssten auch von den Dingen erzählen, die einer Person angetan wurden und von denen, die ihr einfach so geschehen sind. Zweitens unterschlägt Frisch die Tagträume.

Der Unterschied zwischen Tag- und Nachttraum

Tagträume sind etwas ganz anderes als Nachtträume. Nachtträume ereignen sich nachts und speisen sich aus dem Vergangenen, dem Erlebten, aus verdrängten und vergessenen Dingen. Nachtträume geschehen dem Menschen. Tagträume hingegen verweisen in die Zukunft und können frei gestaltet, reflektiert und weitergeträumt werden.

Von Zwergen träumen

Tagträume können kleine Fluchten sein, die das Leben für einen Moment erträglicher machen. Ernst Bloch nannte sie “kleine Tagträume”. Sie sind Wunsch-erfüllend und bieten ein kurzes Vergnügen. Aber sie sind auch Utopien mit egoistischem Inhalt. Bloch warnte vor ihnen und betonte, dass Zukunft nur durch praktisches Handeln hergestellt werden könne.

Vom Traum zur Utopie

Wir haben das große Tagträumen verlernt, aber wir brauchen es. Wir müssen wieder träumen, auch wenn es schwerfällt angesichts der fortschreitenden Klimakrise und schwindender Zukunfts­horizonte. Die Utopien des zwanzigsten Jahrhunderts haben Verheerungen angerichtet, aber es gibt auch positive Beispiele. Die Denker der Aufklärung träumten von einer Zukunft in Freiheit und Gleichheit. Auch Errungenschaften wie Wochenarbeitszeiten, Arbeitslosenversicherungen und Rentenversicherungen waren einst Utopien.

LESEN  Musik-Referat leicht gemacht: Tipps für deinen nächsten Vortrag

Lasst uns das Tagträumen wieder lernen!

Wir können nicht aufhören zu träumen. Aber wir müssen von kleinen, egoistischen Tagträumen zu mittleren Reichweiten übergehen. Es geht um den Traum von liberalen, sozialdemokratischen und ökologischen Errungenschaften, die Stück für Stück erkämpft werden müssen. Der Übergang vom Träumen zum Handeln ist eine schwierige Frage, die jeder für sich beantworten muss. Aber die Kampfeslust kommt mit dem Träumen.

In diesem Sinne: Träumen Sie weiter – unbedingt!