Türkei: Erdbeben in einer Hochrisikozone

Türkei: Wie es zu den Erdbeben kam

Den 6. Februar 2023 werden viele Menschen in der Türkei so schnell nicht vergessen. Gleich zweimal hintereinander erschütterten schwere Erdbeben den Südosten des Landes. Doch warum gerade die Türkei so erdbebengefährdet ist und was zu den aktuellen Erdbeben geführt hat, erfährst du hier.

Im Schleudersitz der Erdplatten

Die Türkei liegt in einer tektonischen Hochrisikozone, wo mehrere tektonische Platten aufeinandertreffen. Die größten Akteure sind die Afrikanische Platte im Südwesten und die Eurasische Platte im Norden. Beide kollidieren miteinander, da Afrika nach Norden driftet. Die Arabische Platte, ein kleines Fragment der Afrikanischen Platte, wandert besonders schnell nach Norden und drängt die Anatolische Erdplatte zwischen sich und den Eurasischen Kontinent. Dadurch entstehen zwei große Bruchzonen, an denen sich die Plattengrenzen seitlich verschieben.

Zwei Bruchzonen und ein Dreifach-Knotenpunkt

Im Norden der Türkei erstreckt sich die nordanatolische Verwerfung von der Grenze des Irans bis nach Istanbul. Diese aktive Bruchzone war bereits 1999 für ein starkes Erdbeben in Izmit verantwortlich und birgt eine akute Gefahr für Istanbul. Im Südosten der Türkei liegt die ostanatolische Verwerfungszone, wo die anatolische und arabische Platte gegeneinander verschieben. Die Epizentren der aktuellen Erdbeben befinden sich sogar an einem Dreifach-Knotenpunkt, wo die ostanatolische Verwerfung auf die Bruchzonen des Toten Meeres und des Zypernbogens trifft.

Aufgestaute Spannungen

Die Plattengrenzen in der Türkei verhaken sich immer wieder, wodurch sich Spannungen aufbauen. Irgendwann sind diese Kräfte so stark, dass das Gestein bricht und die Platten ruckartig in eine neue Position schnellen – ein Erdbeben ereignet sich. Je länger die Erdplatten blockiert waren und je mehr Spannung sich angesammelt hat, desto heftiger ist das Erdbeben.

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Die Erdbeben vom 6. Februar 2023

Am frühen Morgen des 6. Februar haben sich zwei starke Erdbeben ereignet. Der erste Erdstoß der Magnitude 7,7 bis 7,8 nahe Gaziantep ließ die Verwerfung auf einer Länge von mindestens 180 Kilometern und bis in 20 Kilometer Tiefe aufreißen. Mit einer Magnitude von 7,8 war dieses Erdbeben das stärkste je in dieser Region dokumentierte. Das zweite Erdbeben mit Magnitude 7,5 ereignete sich am Mittag desselben Tages rund 100 Kilometer nördlich an einem benachbarten Verwerfungsstrang. Die freigesetzte Energie bei diesen Erdbeben verursachte verheerende Schäden.

Die Erdbeben wurden durch die ostanatolische Verwerfung ausgelöst, die zuvor verdächtig ruhig geblieben war. In den letzten 100 Jahren gab es kaum seismische Aktivität in dieser Region. Doch die Spannungen hatten sich über einen langen Zeitraum aufgebaut, und es war nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem Erdbeben kommen würde.

Die Türkei ist und bleibt also eine besondere Herausforderung in Sachen Erdbebensicherheit. Es ist wichtig, dass die Menschen vor Ort auf mögliche Gefahren vorbereitet sind und dass die Bauvorschriften strenge Erdbebenstandards erfüllen, um Schäden und Verluste zu minimieren.

Bildnachweise:

  • Tektonische Verwerfungen in der Türkei und Umgebung. © Mikenorton/ CC-by-sa 3.0
  • Karte der seismischen Intensität für das Erdbeben in der Nacht zum 6. Februar 2023. © USGS

Quelle: USGS, Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ