Türkei: Weniger Touristen aufgrund hoher Inflation?

Türkei: Weniger Touristen aufgrund hoher Inflation?

Die Türkei ist schon seit langem eines der beliebtesten Reiseziele der Deutschen. Jahr für Jahr verbringen Millionen deutsche Touristen ihren Urlaub an den wunderschönen Sandstränden zwischen Alanya und Izmir. Zu Beginn des Jahres 2023 war die Tourismusbranche daher sehr optimistisch und prognostizierte teilweise sogar ein Rekordjahr für die Türkei.

Die Touristenzahlen in den ersten Monaten des Jahres waren tatsächlich hoch. Aufgrund der Aufhebung der Reisebeschränkungen aufgrund der Pandemie besuchten über 20 Prozent mehr Deutsche als im gleichen Zeitraum des Vorjahres das Land, laut dem türkischen Ministerium für Kultur und Tourismus. Im Vorjahr erreichte die Zahl deutscher Touristen in der Türkei mit fast sechs Millionen sogar einen neuen Rekordwert, wie Statista berichtet.

Auch die Besucherzahlen aus Russland und Bulgarien sind laut dem türkischen Tourismusministerium in den ersten drei Monaten dieses Jahres noch stärker angestiegen als die aus Deutschland. Dennoch ist die Stimmung in der türkischen Tourismusbranche angespannt. Ein Hotelbesitzer an der türkischen Riviera berichtet im Handelsblatt, dass in diesem Sommer viel weniger Urlauber in die Türkei gekommen sind als erwartet.

Doch kann man das verallgemeinern? Und wenn ja, woran könnte das liegen?

Inflation sorgt für Preisanstieg

Laut dem Hotelier liegt das Problem an der aktuellen Wirtschaftspolitik. Die Kosten für Personal, Essen und Renovierungen steigen ständig, so dass er gezwungen ist, die Preise zu erhöhen. Für einige Touristen wird es dadurch einfach zu teuer.

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Die Inflationsrate in der Türkei ist im Juli stark angestiegen. Nachdem sie von 85 Prozent im Oktober letzten Jahres auf ca. 38 Prozent im Juni gesunken war, lag sie im Juli wieder bei fast 48 Prozent. Die Inflationsprognose wurde mit 58 Prozent mehr als verdoppelt und es wird wahrscheinlich erst nach 2025 Preisstabilität im Land geben, so die Chefin der türkischen Zentralbank. Die Türkei gehört bereits seit einiger Zeit zu den Ländern mit der höchsten Inflationsrate weltweit.

Eine Analyse von Smith Travel Research (STR) zeigt, dass ein Hotelzimmer in Antalya derzeit im Durchschnitt rund 110 Euro pro Nacht kostet, das sind 37,4 Prozent mehr als im Vorjahr. In Istanbul liegt der Durchschnittspreis sogar bei 138 Euro pro Nacht, das ist fast genauso viel wie der europäische Durchschnittspreis von 140 Euro pro Nacht. Das gute Preis-Leistungs-Verhältnis, das Touristen normalerweise Jahr für Jahr in die Türkei lockt, existiert somit nicht mehr.

Bleiben die Touristen aufgrund der höheren Preise aus?

Trotz des preislichen Anstiegs aufgrund der Inflation sieht Murat Kizilsac von der Anex Gruppe, zu der auch Öger Tours gehört, weiterhin ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, insbesondere in den Urlaubsorten an der türkischen Riviera wie zum Beispiel Side. Er erwartet keinen Einbruch der Buchungszahlen für die Türkei. Lediglich die durchschnittliche Reisedauer ist mit knapp zehn Tagen in diesem Jahr etwas geringer als in den Vorjahren.

Die Nachfrage aus Deutschland hat nach einer sehr guten Frühbucherphase im Sommer insgesamt an Schwung verloren, dennoch liegen die Buchungen bereits jetzt 10 Prozent über dem Vorjahresniveau. Insgesamt erwartet Kizilsac ein deutlich zweistelliges Gästeplus für das gesamte touristische Jahr 2022/2023. Besonders die Nachfrage nach Last-minute-Buchungen für den August ist derzeit hoch.

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Laut Handelsblatt ist das Ausbleiben russischer Touristen eines der größten Probleme für die türkischen Urlaubsgebiete. Doch auch das kann Murat Kizilsac nicht bestätigen. Die Anex Gruppe erwartet für 2023 fast genauso viele russische Touristen wie im Jahr 2022. Erst vor Kurzem saßen Hunderte russische Reisende am Flughafen von Antalya fest, nachdem es mit zwei Flugzeugen Probleme gab.

Den Rückgang auf dem ukrainischen Markt kompensiert die türkische Riviera derzeit durch einen Anstieg der Buchungen auf dem britischen Markt, erklärt Kizilsac.

Schwache Lira sollte den Urlaub eigentlich billiger machen

Die türkische Lira befindet sich weiterhin im Sinkflug, seit Anfang des Jahres ist der Wert der Währung deutlich gesunken. Derzeit erhält man nur etwa 0,035 Euro für eine Lira (Stand: 28. August 2023).

Eigentlich bedeutet das für Urlauber aus dem Euro-Raum eine Möglichkeit, Geld zu sparen. Allerdings gilt das meistens nicht für die Touristenhochburgen, da dort die Preise, wie bereits erwähnt, stark gestiegen sind. Auch beim Pauschalurlaub ist das Einsparungspotenzial in der Regel geringer, da die Reiseanbieter die Preise teilweise lange im Voraus festlegen.

Für die Einheimischen bedeutet die schwache Lira, dass sie weniger Geld zur Verfügung haben. Die Zahl der Einheimischen, die die beliebten Urlaubsorte besuchen, ist daher rückläufig, und es wird teilweise befürchtet, dass die Türkei insgesamt an Beliebtheit als Urlaubsziel verliert. Aus diesem Grund fordert der Chef des Reiseanbieters Bentour, Deniz Ugur, ein Umdenken.

Forderung nach mehr Angeboten neben All-inclusive-Paketen

Er schlägt vor, dass die Angebote für einen Türkei-Urlaub in Zukunft nicht mehr nur auf All-inclusive-Pakete beschränkt sein sollten, sondern dass auch günstigere “Basispakete” angeboten werden müssen. Auf diese Weise können Touristen, die nicht so viel ausgeben möchten, in bestimmten Bereichen sparen und haben mehr Möglichkeiten, selbst zu entscheiden, wofür sie bezahlen möchten.

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Ein Vorschlag von Ugur ist zum Beispiel, dass alkoholische Getränke in den Basispaketen nicht mehr inklusive sind – oder zumindest nur Wein und Bier. Denn alkoholische Getränke sind aufgrund einer Sondersteuer von fast 50 Prozent in der Türkei extrem teuer. Solche Pakete könnten besonders für Familien attraktiv sein und die Nachfrage stärken, so der Bentour-Chef.

Reiseanbieter aus Russland sollen bereits All-Inclusive-Pakete ohne Alkohol für Türkei-Reisende anbieten, berichtet das Portal “türkrus”. Dem Bericht zufolge könnten Pauschalreisen so zwischen sieben und neun Prozent günstiger angeboten werden.

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