TV-Professor Harald Lesch: Die überraschenden Erkenntnisse zu E-Autos

TV-Professor Harald Lesch: Die überraschenden Erkenntnisse zu E-Autos

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25. März 2023 | Carina Dietze

Sind E-Autos wirklich so klimafreundlich, wie immer behauptet wird? In einer Terra X Folge untersuchte Harald Lesch diese Frage und kam zu überraschenden Ergebnissen. Dabei hat er sogar seine früheren Aussagen revidiert, in denen er sich für Wasserstoff ausgesprochen hatte.

Sind elektrische Motoren besser als Verbrenner?

Lesch gibt eine klare Antwort auf diese etwas subjektive Frage: Ja, aus zwei Gründen. Zum einen sind elektrische Motoren im Vergleich zu herkömmlichen Verbrennungsmotoren einfacher aufgebaut. Zum anderen sind sie viel effizienter in Bezug auf die Ausnutzung der zugeführten Energie.

In einer Vergleichsgrafik verdeutlicht Lesch die Energieeffizienz eines vollelektrischen Motors im Vergleich zu einem wasserstoffbetriebenen Motor und einem Verbrennungsmotor mit synthetischem Kraftstoff. Von 100 Prozent eingesetzter Energie werden beim E-Motor ganze 73 Prozent für die Bewegung des Fahrzeugs genutzt.

Das bedeutet, dass ein E-Auto die Energie viel effizienter nutzt als die anderen Alternativen: Beim Wasserstoffantrieb per Brennstoffzelle kommen nur 22 Prozent der eingesetzten Energie in der tatsächlichen Bewegung des Fahrzeugs an. Bei Verbrennungsmotoren landen sogar nur 13 Prozent der eingesetzten Energie in der Bewegung des Fahrzeugs. Das bedeutet, dass ein E-Auto mit der gleichen Energiemenge, die ein Verbrenner für einen Kilometer benötigt, fünfeinhalb Kilometer fahren kann.

Wie hoch ist die CO2-Belastung bei Elektroautos?

Da in Deutschland immer noch 50 Prozent des Stroms aus Kohle und Gas gewonnen werden, verursachen auch E-Autos Emissionen. Doch wie hoch sind diese im Vergleich zu einem herkömmlichen Verbrenner?

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Lesch vergleicht einen 2-Liter-Passat mit 280 PS mit einem Tesla Model 3 mit einer 58 kWh-Batterie und 325 PS. Laut Herstellerangaben verbraucht der Tesla auf 100 Kilometern 14,3 kWh Strom. Der ADAC hat jedoch festgestellt, dass es in Wahrheit etwa 20 kWh pro 100 Kilometer sind. Das bedeutet, dass das Model 3 auf 100 Kilometern knapp 5 Kilogramm CO2-Emissionen verursacht, wenn man davon ausgeht, dass derzeit 50 Prozent des Stroms aus nicht erneuerbaren Energien stammen.

Der Passat hat laut Hersteller einen Benzinverbrauch von 7,2 Litern pro 100 Kilometer. Die tatsächlichen Verbrauchszahlen für den Passat nennt Lesch nicht, aber selbst mit den Herstellerangaben verursacht der Verbrenner 20 Kilogramm CO2 pro 100 Kilometer. Somit ist ein E-Auto selbst bei der aktuellen Stromproduktion viermal klimafreundlicher als ein Benziner.

Wer verursacht mehr Emissionen in Produktion und Lebenszyklus?

Auch die Emissionen, die bei der Produktion von E-Autos entstehen, sind ein viel diskutiertes Thema. Verursachen E-Autos tatsächlich mehr CO2-Emissionen während der Produktion als herkömmliche Verbrenner? Und wie entwickeln sich die Emissionen im Laufe des Lebenszyklus der Fahrzeuge?

Um diese Fragen zu beantworten, holt Lesch Unterstützung von Annika Neitz-Regett von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft in München (FFE). Neitz-Regett erklärt, dass E-Autos während der Produktion tatsächlich einen größeren CO2-Fußabdruck hinterlassen als Verbrenner, hauptsächlich aufgrund des hohen Energiebedarfs für die Batterieproduktion. Allerdings würde dieser CO2-Rucksack im Laufe des Lebenszyklus der Fahrzeuge allmählich abgebaut und letztendlich geringer ausfallen als bei Verbrennern.

Im direkten Vergleich zwischen Passat und Tesla stellt Lesch fest, dass der Passat über einen Lebenszyklus von 16 Jahren und 230.000 Kilometern hinweg eine Emissionsbilanz von 50 Tonnen CO2 aufweist. Der Tesla hingegen, unter Berücksichtigung des aktuellen Energiemixes von 50 Prozent Kohle und Gas, kommt auf 18 Tonnen CO2. Es ist zu erwarten, dass dieser Wert in Zukunft weiter verbessert wird.

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In dem Beitrag werden auch viele weitere spannende Fragen rund um das Thema E-Autos behandelt. Das entsprechende Video finden Sie auf dem YouTube-Account “Terra X Lesch & Co”.

Strom-Mehrverbrauch von 15 Millionen E-Autos “kein Problem”

Bei der Frage, woher der Strom für die E-Autos kommen soll, hat Lesch eine Kehrtwende gemacht. In einer Sendung im Juni 2019 stellte er noch eine hypothetische Hochrechnung vor, laut der allein eine Million Elektroautos, die gleichzeitig mit maximaler Ladeleistung laden, den deutschen Strombedarf sprengen würden. In der neuen Folge präsentiert er jedoch eine ganz andere Berechnung.

Ein Elektroauto verbraucht pro Jahr etwa 3.000 kWh Strom. Angenommen, es gäbe im Jahr 2030 15 Millionen E-Autos (was angestrebt wird), dann würden diese insgesamt 45 Terawattstunden verbrauchen. Dies entspricht einem zusätzlichen Bedarf von neun Prozent im Vergleich zur Gesamtstromproduktion von 500 TWh. Laut Lesch ist das “kein Problem”.

Annika Neitz-Regett weist darauf hin, dass die E-Autos mit ihren Akkus eine wichtige Rolle als Speicher im Stromnetz übernehmen können. Wenn die Hälfte der deutschen E-Auto-Flotte im Jahr 2030 an das Netz angeschlossen und zur Pufferung verfügbar ist, hat die E-Auto-Flotte eine Speicherkapazität, die dem Zehnfachen aller deutschen Pumpspeicherkraftwerke entspricht.

Fazit

Harald Lesch hat mit seinen Untersuchungen zu E-Autos überraschende Ergebnisse erzielt. Elektrische Motoren sind effizienter und klimafreundlicher als Verbrennungsmotoren. Auch die CO2-Belastung von E-Autos ist im Vergleich zu Verbrennern deutlich geringer, selbst wenn der Strom noch zum Teil aus nicht erneuerbaren Quellen stammt. Zudem wird der CO2-Rucksack, der bei der Produktion von E-Autos entsteht, im Laufe des Lebenszyklus abgebaut. Die Stromversorgung für Millionen von E-Autos stellt laut Lesch kein Problem dar und die Fahrzeuge können sogar eine wichtige Rolle als Speicher im Stromnetz spielen.

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Insgesamt zeigen die Untersuchungen von Harald Lesch, dass E-Autos eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen Verbrennern sind und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten können.