Übernachten in der Hängematte im Wald: Wo ist es erlaubt?

Übernachten in der Hängematte im Wald: Wo ist es erlaubt?

Das Übernachten in der Hängematte ermöglicht ein wunderschönes Naturerlebnis. Allerdings darfst du nicht in jedem Wald uneingeschränkt deine Hängematte aufbauen und unter den Sternen schlafen. In welchen Teilen in Deutschland ist das Übernachten in der Hängematte im Wald eigentlich erlaubt? Dieser Artikel klärt die Rechtslage in Deutschland.

Allgemeine Rechtslage zum Übernachten im Wald in Deutschland

Das Bundesnaturschutzgesetz gibt leider wenig Hinweise auf das Schlafen im Wald. Im §59 ist lediglich das Betretungsrecht zur Erholung geregelt. Allgemein gilt: „Das Betreten der freien Landschaft auf Straßen und Wegen sowie auf ungenutzten Grundflächen zum Zweck der Erholung ist allen gestattet“. Das Übernachten ist nicht explizit verboten – und Schlafen dient definitiv der Erholung! Im Bundeswaldgesetz ist es ebenso.

Waldgesetz und Naturschutzgesetz des Landes zum Thema Übernachten im Wald

Das Betreten des Waldes zur Erholung ist allgemein erlaubt, es kann jedoch durch die jeweiligen Waldgesetze der Bundesländer eingeschränkt werden. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die jeweiligen Landesgesetze in den Bundesländern und den Möglichkeiten einer Übernachtung im Wald.

  • Bundesland Zelten Hängematte
  • Baden-Württemberg Nein Keine Angaben
  • Bayern Nein Nur mit Genehmigung vom Besitzer (Verwaltungsvorschrift im Bayerischen Naturschutzgesetz)
  • Berlin Nein Nein
  • Brandenburg Nur mit Genehmigung vom Besitzer (max. 1 Tag) Keine Angaben
  • Hessen Nur mit Genehmigung vom Besitzer Nein (im Landesjagdgesetz §23 Abs. 11 ist das Verlassen der Wege in der Nacht untersagt)
  • Niedersachsen Nein Keine Angaben
  • Nordrhein-Westfalen Nein Keine Angaben
  • Mecklenburg-Vorpommern Nur mit Genehmigung vom Besitzer Keine Angaben
  • Rheinland-Pfalz Nur mit Genehmigung vom Besitzer Keine Angaben
  • Saarland Nur mit Genehmigung vom Besitzer Keine Angaben
  • Sachsen Nur mit Genehmigung vom Besitzer Hängematte unter einem Tarp gilt als Zelten / Campieren
  • Sachsen-Anhalt Nur mit Genehmigung vom Besitzer Keine Angaben
  • Schleswig-Holstein Nein Nein (Nachts dürfen die Waldwege nicht verlassen werden)
  • Thüringen Nur mit Genehmigung vom Besitzer Keine Angaben
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In sämtlichen Landeswaldgesetzen ist das Übernachten in Hängematten im Wald nicht ausdrücklich erwähnt. Fast überall ist allerdings schon der Aufbau von einem Zelt bzw. das Zelten verboten. Und was nicht explizit verboten ist, demnach erlaubt. Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, rufe in deinem zuständigen Forstamt an. Teilweise gibt es auch noch andere Gesetze oder Verwaltungsvorschriften des Landes, die relevant sein können.

Forstbeamte sind auch Naturschützer

Grundlegend gilt es aber den gesunden Menschenverstand zu nutzen. Die Gesetze zum Schutz des Waldes haben ihren Sinn. Die Natur darf nicht geschädigt werden (Feuer entzünden, Bäume beschädigen), das Wild nicht zu viel gestört werden (Lautstärke, Brandgeruch) und die Übernachtungsstelle sollte immer so verlassen werden, wie sie auch vorgefunden wurde.

Wird zwischen Übernachten in der Hängematte und Zelten unterschieden?

In den meisten Waldgesetzen ist konkret von Zelten die Rede. Das Schlafen in der Hängematte oder auf dem Boden unter einem Tarp als Regenschutz wird nicht ausdrücklich erwähnt. Nur in Berlin ist jegliches Übernachten unter Tarps verboten, in Bayern jegliches Übernachten und in Schleswig-Holstein gilt das Betretungsrecht nur tagsüber – damit ist also auch das Übernachten in der Hängematte indirekt verboten. Bei den anderen Landeswaldgesetzen ist das Übernachten auf dem Boden ohne Zelt oder in einer Camping-Hängematte eine rechtliche Grauzone. Wenn dies vom Gesetzgeber gewollt worden wäre, hätte dies auch konkret ins Gesetz geschrieben werden können.

Ist das Übernachten in Schutzgebieten erlaubt?

Zu den Schutzgebieten in Deutschland zählen Naturschutzgebiete, Naturparks, Nationalparks, Natura-2000-Gebiete, Flora-Fauna-Habitate, Landschaftsschutzgebiete oder Biosphärenreservate. Hier sind die Schutzvorschriften viel strenger, da ja Flora und Fauna möglichst unberührt sich entwickeln sollen. Oftmals dürfen hier die Wege erst gar nicht verlassen werden. Dementsprechend ist auch das Übernachten verboten. Was erlaubt ist und was nicht, ist auf den jeweiligen Internetseiten der Schutzgebiete nachzulesen.

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Wo gibt es eine Karte der Schutzgebiete in Deutschland?

Circa 6% der Fläche von Deutschland sind Naturschutzgebiete. Dazu kommen noch die vielen anderen Arten von geschützten Bereichen. Für jedes Schutzgebiet gibt es eigene Vorschriften.

Bei der Planung einer Hängematten-Camping-Tour sollte unbedingt geschaut werden, ob die Übernachtungsstelle in einem Schutzgebiet liegt. Dafür gibt es mittlerweile praktische Online-Karten vom Bundesamt für Naturschutz. Hier lassen sich verschiedene Schutzgebiete ein- und ausblenden. Ein gutes Werkzeug für die Planung deiner Tour.

Wo ist das Übernachten in der Hängematte im Wald ohne Erlaubnis gestattet?

Auf ausgewiesenen Campingplätzen ist es oft (leider nicht immer) egal, ob ein Zelt oder eine Hängematte zum Übernachten genutzt wird. Das kostet im Regelfall genauso wie ein Zeltplatz – dafür gibt es aber auch den ganzen Luxus mit WC, Dusche und Müllentsorgung. Was du an Hängematten-Ausrüstung brauchst, findest du in dem Artikel “Mit der Hängematte draußen übernachten”.

Alternativ zu Campingplätzen gibt es in Deutschland immer mehr Biwakplätze und Trekkingplätze. Teilweise sind diese kostenpflichtig und müssen vorab gebucht werden. Viele sind aber auch jederzeit kostenlos nutzbar.

Erlaubtes „Wildcampen“ abseits von Campingplätzen

In Schleswig-Holstein gibt es sogenannte Naturlagerplätze. Diese Trekkingplätze sind öffentlich wie auch privat. Sie ermöglichen das Zelten für eine Nacht. Erlaubt sind bis zu zwei Zelte mit jeweils maximal drei Personen. Näheres über die Trekkingplätze ist auf der Seite “Wildes Schleswig-Holstein” zu finden.

Im Elbsandsteingebirge in Sachsen wird mittlerweile die Tradition des „Boofens“ (Übernachtung unter Felsüberhängen) immer weiter eingeschränkt. Das Schlafen in den offiziellen Boofen ist seit Mai 2022 nur noch für Kletterer gestattet. Alle anderen dürfen nur noch die offiziellen Biwakplätze im Nationalpark nutzen.

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Eine gute Karte mit Biwak- und Trekkingplätzen in Deutschland gibt es auf Campwild.org.

Übernachten in der Natur auf Privatgrundstücken

Grundsätzlich gilt, dass das Übernachten auf Privatgrundstücken ohne ausdrückliche Genehmigung verboten ist. Nicht immer ist es möglich, den Privatbesitzer eines Waldes ausfindig zu machen. So ist es schwierig, überhaupt die nötigen Informationen zu bekommen – selbst wenn der eigentliche Besitzer diese vielleicht ohne Probleme geben würde.

Aus diesem Grund hat sich das Portal 1NiteTent.com gegründet. Es ist eine Art Couchsurfing für Camper. Besitzer von Privatgrundstücken tragen hier ihren Standort ein und stellen ihn Campern kostenlos zur Verfügung. Auf dem Portal sind dafür die Kontaktdaten der Besitzer zu finden. Hier genügt dann meist ein Anruf oder eine E-Mail.

Disclaimer – Rechtliche Lage zum Übernachten im Wald mit der Hängematte

Dieser Artikel soll nicht zum gedankenlosen Übernachten im Wald ermuntern. Er stellt auch in keiner Form eine Rechtsberatung dar. Solltest du in einem Wald übernachten wollen, informiere dich über die lokalen und regionalen Verordnungen oder erkundige dich beim zuständigen Forstamt. Das Übernachten im Wald in einer Hängematte ist in fast allen Bundesländern (auf Hessen, Schleswig-Holstein, Bayern und Berlin achten) nicht verboten – lediglich das Übernachten in einem Zelt ist verboten. Die mutwillige oder fahrlässige Beeinträchtigung von Flora und Fauna durch Feuer, Müll oder Lärm ist jedoch überall verboten. In jedem Fall sollte den Anweisungen von Forstbeamten gefolgt werden und wie immer gilt: „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus!“.